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Titelthema
Das Bild zeigt
das TGBBZ in
Dillingen.
1.600
Schülerinnen
und Schüler Foto: Iris Maurer
besuchen
diese Schule.
Die Herausforderungen an
beruflichen Schulen sind enorm
AUSBILDUNG Eine rechtlich verpflichtende Ausbildungsgarantie ist notwendig
Lehrkräftemangel und sinkende dies nicht nur zu steigendem Un- Eine der größten Herausforde-
Ausbildungsquoten sind zwei terrichtsausfall, sondern gefähr- rungen in Zeiten der Transforma-
der drängendsten Probleme an det auch die Qualität in den Aus- tion und des demografischen
beruflichen Schulen. Die bildungsberufen. Deshalb muss Wandels sind die sinkenden Aus-
Arbeitskammer fordert unter verstärkt für das Studium gewor- bildungsquoten. Die Gründe hier-
anderem eine Jugendberufs- ben, Studienmöglichkeiten an für reichen von der aus Kosten-
agentur, um eine lückenlose den Hochschulen geschaffen, gründen abnehmenden Ausbil-
Betreuung aller Jugendlichen zu neue Studierendengruppen ge- dungsbereitschaft von Betrieben
gewährleisten. wonnen werden. Es sollte an je- bis zur unzureichenden Schulbil-
der Schule ein Personalpuffer von dung mancher junger Menschen.
Von Roman Lutz etwa fünf Prozent vorgehalten Hinzu kommt aber auch die zu-
werden, um Mehrarbeit und Un- nehmende Orientierung vieler
Für junge Menschen stellen die terrichtsausfall zu verhindern. An- Jugendlicher und ihrer Eltern auf
vielfältigen Bildungsmöglichkei- gesichts der zum Teil vielfältigen eine akademische Ausbildung.
ten der beruflichen Schulen am Problemlagen der Schülerschaft Damit Unternehmen den Bedarf
Übergang von der allgemeinbil- besteht an beruflichen Schulen der von ihnen benötigen Fach-
denden Schule in den Beruf dringender Bedarf an Schulsozi- kräfte decken können und alle
wichtige Angebote dar. Trotz ihrer alarbeitern. Perspektivisch sollte ausbildungsinteressierten jungen
Bedeutung stehen sie allerdings ein Betreuungsverhältnis von ei- Menschen eine Ausbildung ma-
in der bildungspolitischen Dis- ner Vollzeit-Fachkraft für 150 chen können, müssen alle Ak-
kussion meist im Schatten des Schüler realisiert werden. teure des Ausbildungsmarktes ihr
Gymnasiums beziehungsweise Engagement verstärken.
des Ausbildungsortes Betrieb. Alle Akteure müssen ihr Erforderlich ist die Stärkung der
Dabei sind die Herausforderun- Engagement verstärken Berufsorientierung, eine aktive
gen, vor denen die Schulen ste- Förderung von Jugendlichen
hen, enorm. Zunehmende Hete- Was die Digitalisierung berufli- beim Übergang in eine Berufs-
rogenität der Schülerschaft, nicht cher Schulen anbelangt, so hat ausbildung sowie mehr Verbund-
zuletzt auch aufgrund von Flucht die Corona-Krise einiges auf den ausbildung. Damit eine lücken-
und Migration, oder der voran- Weg gebracht. Allerdings fehlt es lose Betreuung aller Jugendli-
schreitende ökologische und di- trotz der zum Teil großen Fort- chen gegeben ist, spricht sich die
gitale Strukturwandel bleiben schritte vielerorts noch an ele- AK seit langem für eine landes-
nicht ohne Auswirkungen. mentaren Dingen wie einer weite Jugendberufsagentur aus.
Eines der drängendsten Prob- schnellen und stabilen IT-Infra- Zudem fordert die AK eine recht-
leme allerdings stellt der Mangel struktur. Weiterer Handlungsbe- lich verankerte Ausbildungsga-
an Lehrkräften dar. Es sind vor al- darf besteht hinsichtlich einer rantie sowie eine Umlagefinan-
lem die für die technisch-ge- ausreichenden Anzahl von Admi- zierung, damit angesichts des
werblichen Fächer so wichtigen nistratoren, der finanziell nach- enormen Fachkräftebedarfs aus-
Lehrkräfte, die fehlen und die für haltigen Absicherung der digita- bildende Unternehmen finanziell
eine qualifizierte Erstausbildung len Infrastruktur und Ausstattung entlastet und Betriebe, die selbst
unverzichtbar sind. Geschieht hier sowie bei bedarfsgerechten und nicht ausbilden, zur Finanzierung
in absehbarer Zeit nichts, führt guten Fortbildungsangeboten. herangezogen werden.
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