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Titelthema
Seit drei Jahrzehnten im
Einsatz für die Demokratie
ADOLF-BENDER-ZENTRUM Politische Bildung für Schüler und Erwachsene
Das Adolf-Bender-Zentrum in tungen für Erwachsene an. Bei arbeit geht es auch um Beratung.
St.Wendel leistet seit Jahrzehn- Schülern ab der achten Klasse So ist etwa die Fachstelle gegen
ten Bildungsarbeit zu Themen und Erwachsenen geht es um Rechtsextremismus beim Adolf-
wie Demokratie, Menschen- Themen wie Vorurteile, Rassis- Bender-Zentrum angesiedelt.
rechte, Rassismus und NS-Zeit. mus und Diskriminierung. „In der Außerdem gibt es die SV-Werk-
In den vergangenen Jahren hat Projektarbeit beschäftigen wir statt, bei der es einmal im Monat
sich das Team des gemeinnützi- uns häufig mit der NS-Zeit“, sagt ein Treffen mit allen Schülerver-
gen Vereins deutlich vergrößert. Didas: „Außerdem bieten wir ein tretungen aus dem Saar-Pfalz-
Das hat auch mit gesellschaft- Argumentationstraining gegen Kreis. Die Schülervertreterinnen
lichen Entwicklungen zu tun. Stammtischparolen an.“ und -vertreter können sich dabei
Bei den Grundschülern gehe austauschen und erfahren, wel-
Von Alexander Stallmann es in erster Linie um das Thema che Rechte und Pflichten sie ha-
Vielfalt. „Die Grundschüler sollen ben. „Mittlerweile betreuen wir
Überall in Europa gewinnen zum Beispiel überlegen, wer sie auch ein Projekt für alle Schüler-
Rechtspopulisten an Zulauf. Die sind, was sie ausmacht und was vertretungen deutscher Schulen
Digitalisierung beschleunigt Ra- ihre Stärken sind. Dann geht es im Ausland“, sagt Didas: „das fin-
dikalisierungen. Fake News ver- darum, zu erkennen, wer ihr Ge- det in Form von moderierten On-
unsichern Bürgerinnen und Bür- genüber ist, was ihn ausmacht line-Treffen statt.“
ger. Die Corona-Pandemie spal- und was das füreinander bedeu- Eine Gefahr für die Demokratie
tet Familien und Freunde. „Die tet“, erklärt Didas. sieht Didas darin, dass zu viele
gesellschaftlichen Herausforde- Menschen politisch apathisch
rungen haben sich in den vergan- Die Gesellschaft muss seien. Deshalb gelte es, mög-
genen zehn Jahren deutlich ver- konfliktfähiger werden lichst früh mit politischer Bil-
schärft“, sagt Jörn Didas, Ge- dungsarbeit anzusetzen. Zudem
schäftsführer des Adolf-Bender- Wichtig sei dabei auch, dass es würden derzeit in Diskussionen
Zentrums in St. Wendel. Eine in erster Linie nicht um eine hoch- zu früh Grenzen gezogen, erklärt
Sophia Folz entscheidende Waffe im Kampf karätige politische Bildung für Didas. Natürlich müsse man je-
(links) und gegen diese Herausforderungen Menschen geht, die ohnehin sehr den Rassismus klar als Rassis-
Ramona Hess und gegen Rassismus sowie an- interessiert an diesen Themen mus und jeden Antisemitismus
vom Adolf- dere antidemokratische Tenden- sind. „Unser Ansatzpunkt ist: Wie klar als Antisemitismus benen-
Bender-Zent- zen ist Bildung. Genau da setzt kann ich Menschen erreichen, die nen. Dennoch müsse die Gesell-
rum dis- das Adolf-Bender-Zentrum an. sich bisher noch nicht bewusst schaft insgesamt konfliktfähiger
kutieren mit Neben Workshops und Pro- mit gesellschaftspolitischen The- werden. „Die Position meines
Geschäfts- jekte an Grundschulen und wei- men auseinandergesetzt ha- Gegenüber muss mir nicht gefal-
führer Jörn terführenden Schulen bietet das ben?“, sagt Didas. Neben Vorträ- len. Ich sollte aber die Position,
Didas. Bender-Zentrum auch Veranstal- gen, Workshops und der Projekt- nicht den Menschen ablehnen“,
sagt Didas.
Neben der Bildungsarbeit
muss sich der Geschäftsführer
auch um die Akquise von Förder-
geldern, in erster Linie vom Bund,
vom Land und von den Kommu-
nen, kümmern. Hat einer der 15
bis 20 Mitarbeiter des Zentrums
eine Idee für einen neuen Work-
shop, geht es an die große Mag-
netwand. Dort, so Didas, werden
dann Ideen ausgetauscht, Zettel
geschrieben und an die Wand
geklebt. „Wir arbeiten die Ideen
immer zusammen aus. Dann
müssen wir noch überlegen, wie
man die Thematik in einem För-
Foto: Florian Klein ren da grundsätzlich eine breite
derantrag unterkriegt. „Wir erfah-
Unterstützung“, sagt Didas: „Es
liegt sicherlich auch daran, dass
die Notwendigkeit unserer Arbeit.
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