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Titelthema

Foto: Iris Maurer

Bildung ist ein Menschenrecht!

DENKANSTOSS Für Roman Lutz ist Bildung mehr als ökonomische Verwertbarkeit

ildung ist ein Menschenrecht und nach wirtschaftlichen Bedarf her betrachtet werden,
dem Grundgesetz der Bundesrepublik sondern dann gilt es, die Entwicklung zur eigen-
Deutschland auch ein Grundrecht. Damit verantwortlichen und gemeinschaftsfähigen
Bgeht der Anspruch an den Staat einher, im Persönlichkeit als elementares Bildungsziel in
Rahmen seiner Daseinsvorsorge für eine inklu- den Vordergrund zu stellen. Schließlich braucht
sive, chancengerechte und hochwertige Bildung es für eine moderne und demokratische Gesell-
und Teilhabe zu sorgen. Darüber aber, was gute schaft gut gebildete Menschen mit einem
Bildung eigentlich ist und vor allem, welchem Ziel kritisch-reflexiven Urteilsvermögen und einer
sie dienen soll, gehen die Meinungen zum Teil daraus erwachsenden Handlungskompetenz und
sehr weit auseinander. Für die einen ist sie in -bereitschaft in einer komplexen Welt. Dennoch:
erster Linie kultureller und persönlichkeitsbil- Wir brauchen Bildung auch als Motor für die
dender Selbstzweck, für die anderen vor allem wirtschaftliche Entwicklung und Innovation von
ökonomische Ressource und das für den morgen. Nicht zuletzt, um den rasanten Struktur-
Einzelnen unverzichtbare Mittel gesellschaftlicher wandel und die damit verbundenen Verwer-
Teilhabe. fungen bewältigen zu können. Dabei gilt es
Was heißt das aber in einer Zeit, in der die gesell- jedoch, alle mitzunehmen.
schaftlichen und wirtschaftlichen Herausforde-
rungen enorm zunehmen? Soll Bildung also Eine
verstärkt auf ökonomische Verwertbarkeit und demo-
Arbeitsmarktkompatibilität ausgerichtet werden? kratische
Oder soll sie auf Persönlichkeitsbildung, gesell- Gesellschaft
schaftliche Werte und soziale Integration
gerichtet sein? Ich denke, Ralf Dahrendorf, der braucht
Soziologe und liberale Vordenker, hat Recht, gut gebildete Roman Lutz
wenn er feststellt, dass Bildung mehr ist als die Menschen mit leitet die Abteilung
„Magd der Wirtschaft“ und damit jenseits von einem kritisch- Bildungs- und
reinen Verwertbarkeitsaspekten. Wenn dem aber reflexiven Wissenschaftspolitik.
so ist, dann darf Bildung nicht einseitig vom Denkvermögen.

AK-Konkret 4|22 · 5