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Politik + Gesellschaft
        Saarländische Studierende wollen


        gerne in der Heimat bleiben



        KOWA-STUDIE  Viele Studierende im Saarland wohnen noch bei ihren Eltern

        Wie wohnen und arbeiten      tin für Lehre und Studium an der   UdS (neun Prozent) und der htw
        Studierende im Saarland? Wo   UdS, Professor Dr.  Andy  Junker,   (zwei Prozent) leben in Wohnhei-
        kommen sie her? Und wollen sie   Vizepräsident für Studium, Lehre   men. Wie Jakob von Weizsäcker
        nach dem Studium im Saarland   und Internationalisierung an der   erklärte, soll sich das in den kom-
        bleiben? Diesen und vielen   htw saar, sowie Junior-Professo-  menden Jahren ändern. Deshalb
        weiteren Fragen widmete sich   rin Freya Gassmann, die die wis-  werde die Anzahl der Wohnheim-
        eine Studie der Kooperations-  senschaftliche Leitung der Stu-  plätze auf dem Saarbrücker Uni-
        stelle Wissenschaft und Arbeits-  die inne hatte. Dörte Grabbert,   Campus längerfristig von derzeit
        welt (KoWA), bei der Studierende   Pressesprecherin   der  70 auf insgesamt 500 gesteigert.
        der Hochschule für Technik und   Arbeitskammer, übernahm die   Bedeutsame  Unterschiede
        Wirtschaft des Saarlandes (htw   Moderation. Jakob von  Weizsä-  zwischen den beiden Hochschu-
        saar) und der Universität des   cker brachte die Abwanderungs-  len gibt es bei der Bildungsher-
        Saarlandes (UdS) befragt     problematik in der Diskussion   kunft:  Während  unter  den  UdS-
        wurden. Bei einem Symposium   nochmal auf den Punkt: „Grund-  Studierenden mehr als jeder
        mit anschließender Diskussion an   sätzlich gibt es im Saarland einen   Zweite  (54  Prozent)  mindestens
        der UdS wurden die Ergebnisse   sehr großen Lokalpatriotismus.   ein Elternteil mit Hochschulab-
        der Studie vorgestellt.      Die Leute bleiben gerne hier, un-  schluss hat, sind unter den htw-
                                                                   Studierenden  63  Prozent  keine
        Von Alexander Stallmann        Nur wenige Studierende      Akademiker-Kinder.  Die Anzahl
                                           beziehen BAföG          der BAföG-Bezieherinnen und
        Viele Studierende der Universität                          -bezieher der beiden Hochschu-
        des Saarlandes (28 Prozent) und   ter anderem, weil es ein Land der   len liegt unter dem  Bundes-
        der Hochschule  für Technik  und   kurzen Wege ist. Doch es besteht   schnitt  (UdS:  zwölf  Prozent;  htw:
        Wirtschaft  (41  Prozent)  möchten   trotz des Lokalpatriotismus und   14  Prozent).  Ein  weiterer  For-
        nach  Abschluss ihres Studiums   trotz der exzellenten Uni die Ge-  schungsschwerpunkt der Studie
        auch gerne im Saarland arbeiten.   fahr, dass die Leute  weggehen,   war das Interesse der Studieren-
        Jeweils 40 Prozent sind noch un-  wenn wir die Transformation nicht   den an Hochschulpolitik und Mit-
        entschlossen. Das geht aus einer   schaffen. Und wer könnte es den   bestimmung. Das ernüchternde
        neuen  umfassenden Studie zu   jungen Leuten  verdenken, dann   Ergebnis: Das Interesse ist eher
        den Lebensumständen von Stu-  woanders hinzugehen. Und ge-  gering. In diesem Zusammen-
        dierenden im Saarland hervor,   nau das ist der Grund,  weshalb   hang erklärte Professor Dr. Andy
        initiiert  von der Kooperations-  wir  den Transformationsfonds   Junker: „Ich möchte dennoch
        stelle Wissenschaft und Arbeits-  gemacht haben.“          eine Lanze für die heutigen Stu-
        welt, gefördert und finanziert von   Ein weiteres Ergebnis der Stu-  dierenden brechen. Die Kompe-
        der Arbeitskammer und den bei-  die  lautet,  dass  35  Prozent  der   tenzen, die heute erwartet  wer-
        den Hochschulen.  Was die  Er-  Studierenden  der  UdS  und  45   den, sind weitreichender als frü-
        gebnisse der Studie nochmals   Prozent der Studierenden der   her,  vor allem bei den digitalen
        unterstreichen: Die Menschen im   htw bei ihren Familien  wohnen.   Fähigkeiten.“ Zudem sei das Stu-
        Saarland sind sehr heimatver-  Das, so sagte Freya Gassmann,   dium anders organisiert und für
        bunden. Bei den Studierenden   sei ein bundesweiter Spitzenwert.   Gremienarbeit gebe es  schließ-
        der beiden Hochschulen, die aus   Nur sehr wenige Studierende der   lich keine Leistungspunkte.
        dem Saarland stammen,  wün-
        schen  sich  48  Prozent  (htw)  be-                                                     Freya
        ziehungsweise  45  Prozent  (UdS)                                                        Gassmann,
        eine spätere Stelle im Saarland.                                                         Jakob von
        Die jungen Menschen lassen sich                                                          Weizsäcker,
        durch gute  Jobangebote im                                                               Tina Hellen-
        Saarland halten, wandern jedoch                                                          thal-Schorr
        ab, wenn es andernorts bessere                                                           und Andy
        Angebote gibt.                                                                           Junker (von
          Die Ergebnisse der Studie wur-                                                         links) disku-
        den bei einem Symposium an der                                                           tierten mit
        UdS  vorgestellt.  Im Anschluss                                                          Moderatorin
        diskutierten neben dem saarlän-                                                          Dörte Grabbert
        dischen Minister der Finanzen                                                        Foto: Pasquale D‘Angiolillo  über die
        und  für Wissenschaft Jakob von                                                          Ergebnisse
        Weizsäcker  (SPD)  auch  Dr.  Tina                                                       der KoWA-
        Hellenthal-Schorr, Vizepräsiden-                                                         Studie.

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