Page 16 - AK-Konkret: 4 | 2023 | Azubi-Lexikon
P. 16
Position
Umfangreiche AK-Befragung zeigt
Probleme von Beschäftigten auf
INDEX GUTE ARBEIT SAAR 1.001 saarländische Beschäftigte gaben Auskunft
Ungünstige Körperhaltungen,
Unterbrechungen, Lärm und
Arbeitshetze beeinträchtigen
das Arbeitsleben vieler Be-
schäftigter im Saarland. Die
Arbeitskammer macht mit
ihrem „Index Gute Arbeit Saar“
zahlreiche Verbesserungsbe-
darfe deutlich.
Von Matthias Hoffmann Foto: Adobe Stock/ Daiyaan P/peopleimages.com
„Gute Arbeit“ soll gewährleisten,
dass Beschäftigte während ih-
rer Erwerbstätigkeit ihre Arbeit
gut leisten und von ihr leben
können. Außerdem, dass sie ihr
Rentenalter gesund und mit ei-
ner Rente erreichen, mit der sie
angemessen leben können. Es Die Hälfte der beim „Index Gute Arbeit Saar“ befragten Beschäftigten
geht um die Gestaltung der gab an, dass ihr Alltag von Arbeitshetze geprägt ist.
konkreten Tätigkeiten als solche
und um die Gestaltung der Rah- sehr belastend empfunden. So besteht in ihren Betrieben keine
menbedingungen. Die Arbeits- ist zwar „nur“ jeder Zehnte sehr Regelungen zu ihrer Unterbin-
kammer des Saarlandes setzt häufig oder oft respektloser Be- dung.
sich für eine „gute Gestaltung“ handlung durch Kunden, Klien- Zu „Guter Arbeit“ gehören
von Arbeitsplätzen ein und zeigt ten oder Vorgesetzte ausge- auch Zukunftsperspektiven für
Verbesserungsbedarfe auf. Ein setzt, aber drei Viertel der da- die Arbeitnehmerinnen und Ar-
wichtiges Instrument dafür ist von Betroffenen empfanden beitnehmer wie beispielsweise
der „Index Gute Arbeit Saar“. dies als sehr belastend. betriebliche Weiterbildungs-
Alle drei Jahre werden damit maßnahmen, um mit dem ra-
abhängig Beschäftigte im Saar- 40 Prozent glauben nicht, santen Strukturwandel Schritt
land konkret zu vielen Aspekten dass ihre Rente reicht halten zu können. Aber für mehr
ihrer Arbeitssituation befragt. als ein Drittel der Befragten sind
Nun stellt die Arbeitskammer Der Ausbau von Maßnahmen diese Möglichkeiten nicht aus-
die Ergebnisse der letzten Be- des betrieblichen Gesundheits- reichend gegeben. Zentral für
fragung von 2022 vor, bei der schutzes, die Einhaltung der „Gute Arbeit“ ist auch ein Ein-
1.001 saarländische abhängig geltenden Vorschriften des Ar- kommen, das eine würdige
Beschäftigte befragt wurden. beits- und Gesundheitsschut- Rente ermöglicht: 40 Prozent
Mehr als die Hälfte der Be- zes und ihre wirksame Kontrolle der Befragten gehen jedoch
fragten muss sehr häufig Arbeit durch Landesbehörden sowie davon aus, dass die Rente, die
in ungünstiger Körperhaltung die vollständige Durchführung sie aus ihrer Erwerbstätigkeit
verrichten und mehr als die von Gefährdungsbeurteilungen erhalten werden, nicht ausrei-
! Hälfte der Befragten wird bei zu psychischer Belastung sind chen wird. Fazit: Arbeits- und
für die Herstellung von „Guter
Gesundheitsschutz, Weiterqua-
ihrer Arbeit ständig unterbro-
Einkommen und eine men-
muss sehr häufig unter Lärm
dig. Eine weitere Säule für „Gute
Die Ergeb- chen. Die Hälfte der Befragten Arbeit“ hier dringend notwen- lifizierung, ein angemessenes
nisse des arbeiten und für die Hälfte der Arbeit“ ist die betriebliche Mit- schenwürdige Rente sind die
„Index Gute Befragten ist der Arbeitstag von bestimmung. Auch hier besteht Mindestbedingungen für „Gute
Arbeit Saar Arbeitshetze geprägt. Diese Verbesserungsbedarf. So ha- Arbeit“. Nur mit guten Arbeits-
2022“ stehen Formen von Beanspruchung ben zum Beispiel für rund ein bedingungen können die Her-
zum Down- kommen häufig vor und belas- Drittel der Befragten die Über- ausforderungen der Zeit und
load bereit ten die Beschäftigten auch wachung und Arbeitskontrolle die Transformation der Arbeits-
unter: stark. Unbezahlte Arbeit und re- durch die Digitalisierung, die in welt gemeistert werden.
www.arbeits- spektlose Behandlung kom- der Corona Pandemie eine
kammer.de/ men im Vergleich dazu zwar starke Zunahme erfahren hat, Dr. Matthias Hoffmann ist
index-gute-ar- seltener vor, werden von den zugenommen. Aber für fast die Referent für Arbeitspolitik und
beit-saar Betroffenen aber noch öfter als Hälfte der davon Betroffenen betriebliche Sozialpolitik.
16 · AK-Konkret 4|23