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Kunst + Kultur
                           Die Zuschauer sollen den


                           Alltag und die Welt vergessen



                           AMATEURTHEATER  Theaterverein Illingen ist die älteste Mundartbühne an der Saar

                           Ihr Publikum unterhalten und   rung  wecken.  In der  Vor-Corona-  Kulissen und Sonstiges,  was auf
                           zum Lachen bringen, das ist das   Zeit bespielten die Illinger die   der Bühne zu sehen ist. Die zwei
                           Ziel der Mitglieder des Theater-  Illipse,  die  oft  mit  500  bis  600   Spielleiterinnnen halten den Spiel-
                           vereins Illingen – Mundartbühne.    Leuten bestens besucht war. Mitte   betrieb am Laufen, die Kinder- und
                           Das gelingt ihnen nicht mit   April soll endlich – mit dreijähriger,   Jugendleiterinnen betreuen den
                           Klassikern, sondern mit in    coronabedingter Verspätung – die   Schauspielnachwuchs und die
                           Mundart umformulierten Stücken   Premiere  von  „Kaviar  trifft  Curry-  Schatzmeisterin behält den Über-
            Das Foto zeigt     mit viel Lokalkolorit.    wurst“ am gleichen Ort starten.  blick über die Finanzen. Eine große
               (hinten, v. l.)                             Ursprünglich wollten die Aktiven   Stütze für den Verein sind auch die
                 Rita Bick,   Von Benjamin Rannenberg    der ältesten Mundartbühne an der   vier Beisitzer, die ebenfalls Mit-
                  Nadine                                 Saar die Komödie, die vom Schein   glied im Vorstand sind.
               Ziegler, Lea   Um deutlich zu machen, wie wich-  und Sein der Edelgastronomie   Beim Stückerepertoire lässt der
                Knödgen,   tig  den  Mitgliedern  des  Theater-  handelt,  schon  2020  aufführen.   Theaterverein Illingen – Mundart-
                 Caroline   vereins  Illingen  –  Mundartbühne   Doch der Lockdown kam dazwi-  bühne keine Kompromisse zu. Auf
              Hübgen, Iris   (www.theaterverein-illingen.de)   schen und danach ruhten erst ein-  einen Klassiker wie Shakespeares
                Zetzsche,   die Pflege des Dialekts ist, müsste   mal die  Aktivitäten des  Vereins.   „Ein  Sommernachtstraum“ wird
                     Jörg   eigentlich am Ende des  Vereins-  Dennoch hielt man Kontakt zuein-  man wohl vergebens warten müs-
                Zetzsche,   namens ein  Ausrufezeichen ste-  ander.                   sen. Dafür spielt man jedes  Jahr
             Steffi Spaniol,   hen. „Den  gleichen Dialekt zu                         zwei in Mundart umformulierte
             auf der Couch   sprechen,  schafft  Verbundenheit   Engagierte           Stücke, in denen viel Lokalkolorit
              sitzend (v. l.)     unter uns Mitgliedern“, sagt der   Nachwuchsarbeit   vorkommt. „Die Leute kommen zu
                  Margret   Vereinsvorsitzende  Jens  Lenhoff.                        uns, weil sie lachen wollen“, meint
               Herrmann,   Aber das ist lange nicht alles, wor-  Der Vorstand mit seinen 13 Mit-  Caroline Hübgen, die sich seit
                  Margret   über  sich  die  Illinger  Theater-  gliedern ist die treibende Kraft im   2009 als Leiterin der Kinder- und
                Detemple,   truppe definiert. „Unser Ziel ist: Wir   Theaterverein Illingen – Mundart-  Jugendgruppe engagiert. Zwi-
                 Benedikt   wollen unterhalten“, stellt Lenhoff   bühne: Der Vorsitzende – zugleich   schen zwölf und 24 Nachwuchs-
              Schmidt und   klar. Drei Stunden lang sollen die   auch  Geschäftsführer  –  und  sein   schauspieler im Alter von sechs bis
               Brigitte De   Zuschauerinnen und Zuschauer   Stellvertreter vertreten den Verein   18 Jahren bringen auch ihre eige-
                Pizzol und   den Alltag und die Welt vergessen,   nach außen in rechtlicher Hinsicht,   nen Ideen, unter anderem bei der
               vorne (v. l.)     einen angenehmen  Abend erle-  zudem kümmern sie sich um alles   Auswahl der Stücke, mit ein. Im-
                Wolfgang   ben.  Was auch mit der Idee des   Mögliche.  Der  Bühnenbildner  mer wieder schafft man es so, Ei-
             Schmitt, Jens   1970 gegründeten Vereins zusam-  zeichnet  verantwortlich für den   gengewächse heranzuziehen, das
              Lenhoff und   menhängt: Die Gründerväter woll-  Bühnenbau  und  beschafft  dafür   heißt  Jugendliche und  junge Er-
                    Kevin   ten wieder das Interesse am Thea-  das nötige Material. Der Material-  wachsene wechseln von  ihrer
              Concannon.   ter in der fernsehfixierten Bevölke-  wart ist zuständig für Requisiten,   Gruppe ins Erwachsenentheater
                                                                                      des Vereins.
                                                                                        Alle sind sich einig, dass der
                                                                                      Spaß am Schauspielen, der  Ap-
                                                                                      plaus am Ende eines Stücks und
                                                                                      das  Auftreten  vor großem Publi-
                                                                                      kum alle Mühen wert sind. Wäh-
                                                                                      rend Jens Lenhoff vom „wahnsin-
                                                                                      nig guten Gefühl vor 500 oder 600
                                                                                      Leuten zu spielen“ schwärmt, ist
                                                                                      für Caroline Hübgen der  Verein
                                                                                      „wie  eine  kleine  Familie“,  die  sich
                                                                                      jeden Mittwoch zu den Proben
                                                                                      trifft. Und die frühere Kinder- und
                                                                                      Jugendleiterin Rita Bick sagt, dass
                                                                                      sie gern in andere Rollen schlüpft.
                                                                                      Im Alter von 15 Jahren fing sie mit
              Foto: Benjamin Rannenberg                                               hat sie in fast jedem Stück mitge-
                                                                                      dem  Schauspielen  an  –  seitdem
                                                                                      spielt.  Und vermutlich wird  sie
                                                                                      noch oft auf der Bühne stehen.
                                                                                      Benjamin Rannenberg lebt als
                                                                                      freier Journalist in Saarbrücken.


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