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Juni
2024
AK-Spezial
zum Saarländischen
Bildungsfreistellungsgesetz
Fakten-Service der Arbeitskammer des Saarlandes
arbeitskammer.de Nummer 1|2024
Foto: Adobe Stock/Coloures-Pic Mit der Novellierung des
SBFG stärkt die saarländi-
sche Landesregierung
den individuellen An-
spruch der Beschäftigten
auf Weiterbildung.
Eine Chance zur Etablierung einer
echten Weiterbildungskultur
Die Landesregierung hat im Mai das lifikationen technischer Natur. Ein Recht schäftigtenbefragung der Arbeitskam-
saarländische Bildungs- und auf Weiterbildung, wie beispielsweise in mer im Jahr 2023 hat ergeben, dass nur
Freistellungsgesetz (SBFG) novel- Österreich, gibt es nicht. Es ist daher sehr etwa ein Drittel (35 Prozent) der saarlän-
liert. Das ist ein wichtiger Schritt zur erfreulich, dass der Gesetzgeber im dischen Beschäftigten in den letzten bei-
Etablierung einer echten Weiterbil- Saarland mit der Novellierung des SBFG den Jahren an einer Weiterbildungsmaß-
dungskultur im Saarland. Der den individuellen Anspruch der Beschäf- nahme teilgenommen haben. Besonders
Anspruch auf fünf Tage Bildungs- tigten auf Weiterbildung stärkt. Ein Blick hervorzuheben ist hierbei, dass sich Be-
freistellung besteht für Bildungs- über den Tellerrand wird ermöglicht und schäftigte auf Experten- und Spezialis-
maßnahmen der beruflichen oder die persönliche Entwicklung fördert. ten-Niveau (54 Prozet und 47 Prozent)
politischen Weiterbildung sowie Bedingt durch den Strukturwandel deutlich häufiger weiterqualifiziert haben
der Weiterbildung zur Ausübung und die Transformation der saarländi- als Beschäftigte auf Helfer-Niveau (22
einer ehrenamtlichen oder einer schen Wirtschaft steigen die Anforde- Prozent). Bundesweit haben nach Anga-
gemeinwohlorientierten, freiwilli- rungen an die Beschäftigten insbeson- ben des AES-Trendberichts 2022 vier
gen und unentgeltlichen Tätigkeit. dere in den Bereichen der Schlüssel- von fünf abhängig Beschäftigten auf
kompetenzen wie beispielsweise Team- Führungsebene (82 Prozent) an Weiter-
• Von Melanie Blatter fähigkeit, Kommunikation und Flexibilität. bildungsmaßnahmen teilgenommen, je-
Soziale Handlungskompetenzen gewin- doch nur 50 Prozent Un- und Angelernte.
Dieses Spektrum wird dem individuellen nen immer mehr an Bedeutung. Die Stär- Der Zugang zu (Weiter-)Bildung ist wei-
Anspruch auf Weiterbildung der Be- kung der Persönlichkeitsentwicklung terhin stark geprägt von der sozio-öko-
schäftigten gerecht. Das Gesetz hat zum der Beschäftigten, einerseits um den nomischen Herkunft. Das SBFG bietet
Ziel, die individuelle Weiterbildung der Transformationsprozess am Arbeitsplatz, hier eine Chance, niedrigschwellig den
Beschäftigten zu fördern und sie da- andererseits aber auch um die gesell- Zugang zu Bildung zu ermöglichen und
durch zu befähigen, den Herausforde- schaftlichen Herausforderungen der zu erweitern.
rungen auf dem Arbeitsmarkt als auch heutigen Zeit bewältigen zu können, ist Insbesondere im Bereich der ehren-
den gesellschaftlichen Veränderungen wichtiger denn je. Politische Bildung und amtlichen Weiterbildung, die für das Ver-
gerecht zu werden. Weiterbildung um- damit einhergehend Demokratiebildung einsland Saarland von großer Bedeutung
fasst viel mehr als die reine betriebliche schärft das Urteilsvermögen und befä- ist, besteht hier die Möglichkeit Lust auf
Weiterbildung. Betriebliche Weiterbil- higt zu kritischem Denken und Handeln. Lernen zu vermitteln. Es bleibt zu wün-
dung ist Aufgabe der Unternehmen und Kompetenzen, die nicht nur den Be- schen, dass möglichst viele Beschäftigte
zielt darauf ab, die allgemeinen berufli- schäftigten und der Gesellschaft zugu- ihren individuellen Anspruch nutzen um
chen Qualifikationen der Beschäftigten tekommen sondern auch Grundpfeiler sich weiterzubilden – beruflich, politisch
im betrieblichen Kontext weiterzuentwi- einer funktionierenden Wirtschaft sind. oder ehrenamtlich!
ckeln. Diese Weiterbildungsmaßnahmen Die Novellierung des SBFG ist ein Bau-
sind auf die aktuelle Tätigkeit bezogen stein, um die Weiterbildungsbereitschaft Melanie Blatter leitet die Abteilung
und beinhalten oftmals Anpassungsqua- der Beschäftigten zu erhöhen. Die Be- Bildungs- und Wissenschaftspolitik.
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