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Politik + Gesellschaft
Mehr Wertschätzung für
bürgerschaftliches Engagement
LANDESNETZWERK Plattform für den direkten Austausch gegründet
Mit elf Vereinen auf 1.000 Ein-
wohner ist das Saarland bun-
desweit Spitzenreiter. Damit das
ehrenamtliche Engagement
noch mehr gefördert und
wertgeschätzt wird, hat die
Landesregierung das „Landes-
netzwerk Bürgerschaftliches
Engagement“ ins Leben gerufen.
Darin will sie eine Brücke zu den
Ehrenamtlichen schlagen, einen
Dialog schnell und unbürokra-
tisch möglich machen und den Foto: Adobe Stock/alisaaa
Akteuren eine Plattform für einen
direkten Austausch bieten.
Von Katja Sponholz Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler tragen dazu bei, die Gesellschaft
zusammenzuhalten.
„Gerade, weil das Ehrenamt so
vielschichtig ist, ist es schwierig, neue Mitglieder dafür zu gewin- einer solchen Regelung ohnehin
eine Klammer zu finden, die alle nen: Babyboomer, die jetzt in kollabieren. „Ich weiß, dass man
eint“, meinte David Lindemann, Rente gehen, ebenso wie junge mit Geld versucht, zu motivieren.
der Chef der Staatskanzlei, bei der Menschen. Zwar gelinge es noch, Aber man muss Geld nehmen,
Auftaktveranstaltung für das Lan- punktuell Mitstreiter für Aktionen um zu investieren. Zum Beispiel in
desnetzwerk Bürgerschaftliches zu finden, aber immer weniger Ausstattung oder Ausbildung.
Engagement. Aber eine Klammer seien bereit, kontinuierlich mitzu- Motivation bezahlen zu wollen,
könne der Spruch sein: Das Eh- arbeiten. „Wir müssen das Ehren- kann nicht gutgehen.“ Bei David
renamt wird nicht bezahlt, weil die amt neu denken“, appellierte Katja Lindemann stieß er mit dieser
Arbeit keinen Wert hat, sondern Göbel von der katholischen Kir- Meinung offene Türen ein: „Wert-
weil sie einfach unbezahlbar ist. che. Jan Holze, Vorstand der Deut- schätzung kann man nicht kau-
„Genau das ist es, worum es uns schen Stiftung für Engagement fen“, bestätigte er. Von der Auf-
geht“, sagte Lindemann. „Wir ver- und Ehrenamt, die 2020 vom taktveranstaltung nahm der
suchen, Wege zu finden, wie wir Bund gegründet wurde, bestä- Staatssekretär nach eigenen An-
dem Ehrenamt zu noch mehr Be- tigte das. „Es hält sich das Gerücht, gaben die große Bereitschaft da-
deutung im Land verhelfen kön- dass wir eine junge Generation se- für mit, dass es nun endlich ge-
nen.“ Gleichwohl habe die Lan- hen, die keinen Bock mehr hat auf meinsam mit dem Landesnetz-
desregierung in den letzten ein- Ehrenamt. Aber dem ist nicht so!“ werk losgehe. Geplant sind neben
einhalb Jahren nicht stillgestan- Es gebe sogar eine große Bereit- einem Empfang jährlich zwei Ar-
den sondern bereits verschiedene schaft, mitzuwirken. „Die Frage ist beitssitzungen – auch da hoffe er
Initiativen zur Stärkung des Eh- „auf rege Beteiligung und regen
renamts gestartet. Etwa die För- Arbeitssitzungen sollen Input“.
derung als Verfassungsziel aufzu- Anregungen geben Und noch etwas lag Lindemann
nehmen, ein Helfergleichstel- an diesem Abend auf dem Her-
lungsgesetz und Änderungen bei nur, ob eure Strukturen auch be- zen: Sich bei allen Gästen zu be-
der Bildungsfreistellung. reit sind, diese Änderungen ent- danken und sie zu bitten, ihren
Doch dabei soll es nicht blei- sprechend abzubilden.“ Mitstreiterinnen und Mitstreitern
ben: Denn beim Auftakt mit rund Ob eine Honorierung helfen von dieser Veranstaltung auszu-
50 Vertretern der Dachverbände könnte, in Form von sogenann- richten: „Das ist herausragend,
ging es auch darum, zu erfahren, tem „Stiefelgeld“ für Einsätze, da- was Sie leisten. Und wir sind an-
wo der Schuh bei den Ehrenamt- rüber herrschten Zweifel. „Wir be- sprechbar für jede Form der Wür-
lichen drückt, wo die Betroffenen kommen niemanden zufrieden digung, die Ihnen einfällt und die
Diskussions- und Beratungsbe- mit dem Geld. Der eine Euro, den in unserer Macht liegt, diese auch
darf sehen und welche Schwer- ich heute zahle, ist morgen nicht entsprechend umzusetzen. Das
punkte das Netzwerk setzen soll. mehr in Ordnung“, meinte Lan- Saarland wäre ohne Sie keine so
Viele Anregungen drehten sich desbrandinspekteur Timo Meyer. lebens- und liebenswerte Heimat,
dabei vor allem um die Frage, wie Und angesichts von über einer wie wir sie heute kennen und
es künftig gelingen kann, das Eh- Million Feuerwehrmännern im schätzen. Und dafür gebührt Ih-
renamt attraktiver zu machen und Ehrenamt würde das System mit nen allen unser herzlicher Dank.“
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