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Titelthema zur Krise
„Das Handwerk hält viel aus –

Das muss es aber auch“

ENERGIEKRISE Das Handwerk braucht verlässliche Rahmenbedingungen

Die Beschäftigten im Handwerk
sind unverzichtbare Akteure bei
der Energiewende. Das sorgt für
gute Zukunftsaussichten und
eine gewisse Wehrhaftigkeit
gegen Krisen. Doch das Hand-
werk hat auch mit vielen Proble-
men zu kämpfen. Denn die beste
Auftragslage bringt nichts, wenn
die Aufträge aufgrund fehlenden
Materials und zu hochpreisiger
Energie nicht erfüllt werden
können.

Von Alexander Stallmann Foto: Adobe Stock/Sven Böttcher
Es ist eine paradoxe Situation, die
Bernd Reis, Hauptgeschäftsführer
der Handwerkskammer des Saar-
landes, immerwährend beschäf- Die Auftragsbücher der saarländischen Handwerker sind gut gefüllt.
tigt: Eigentlich könnte man sagen, Die Krise sorgt jedoch für Materialknappheit und steigende Kosten.
dem Handwerk im Saarland geht
es gut. Die Auftragsbücher sind gig. Die Betriebe könnten nur ar- sagt Reis: „Das muss es aber auch.“
voll. Und die im Zuge der Klima- beiten, wenn sie passende Rah- Mit Corona hätten viele Betriebe
krise nötigen Veränderungen der menbedingungen haben. Doch ohnehin schon eine schwierige
Arbeitswelt sind für die Beschäf- derzeit sei vieles unsicher. Viele Zeit hinter sich.
tigten und die Betriebe im Hand- Arbeitsplätze im Saarland stünden Dennoch sieht er eine gute Zu-
werk eher eine Chance als eine kunft für das Handwerk. „Wenn ich
Bedrohung. Allerdings ist das nicht Die Energiewende ist nur mit in Schulen gehe, spreche ich mit
alles. Denn das Handwerk hat dem Handwerk zu meistern den jungen Leuten über die her-
auch mit äußerst schwierigen Rah- vorragenden Zukunfts- und Karri-
menbedingungen zu kämpfen. damit auf dem Spiel. „Wenn es um erechancen, die das Handwerk
Die Betriebe sind abhängig von die Materialbeschaffung geht, hat bietet“, sagt der Hauptgeschäfts-
globalen Lieferketten, die zu- der Staat nur beschränkte Ein- führer. Denn die Energiewende sei
nächst in der Pandemie und nun flussmöglichkeiten. Die gestiege- schließlich nur mit dem Handwerk
im Verlauf des russischen Angriffs- nen Energiepreise haben zudem zu meistern. Die Auftragslage sei
krieges in der Ukraine in verschärf- auch Preissteigerungen beim zudem gut und die Lohnentwick-
ter Form immer wieder unterbro- Transport zur Folge“, sagt Reis. Die lung ebenso. Ein Problem sieht er
chen wurden. Hinzu kommt, dass Regierung müsse deshalb vor al- jedoch in der gesellschaftlichen
die Preise unter anderem auf- lem die besonders betroffenen Wertschätzung für die Berufe im
grund des Materialmangels teils kleineren und mittleren Unterneh- Handwerk. „Es ist an der Zeit, dass
stark gestiegen sind. „Die Energie- men mit Soforthilfen unterstützen. Handwerkerinnen und Handwer-
krise belastet die Betriebe nun zu- Ein Energiepreisdeckel oder eine ker, die sich sehr viel Wissen an-
sätzlich“, sagt Reis und veran- Energiepreisbremse könnte vor eignen und immer wieder weiter-
schaulicht das an einem Beispiel: diesem Hintergrund eine sinnvolle bilden müssen, die gleiche Wert-
„Ich habe vor kurzem mit einem Maßnahme sein. Bei vielen schade schätzung erhalten wie Hoch-
Bäckereiinhaber gesprochen, der die dauerhafte Krisen-Situation schulabsolventen.“ Gerade in so
mehrere Filialen besitzt. Er hat mir nicht nur dem Geschäft, sondern zukunftsträchtigen, aber auch sehr
erzählt, dass er nach aktuellem wirke sich auch negativ auf die komplexen Berufsfeldern wie im
Stand künftig 400.000 Euro pro Motivation aus. „Einige Hand- Bereich Sanitär-, Heizungs- und
Jahr mehr für Strom ausgeben werksunternehmer hier bei uns im Klimatechnik brauche man gut
müsste. Wie soll dieses Unterneh- Saarland wissen im Moment nicht, ausgebildete Fachkräfte, die sich
men noch Gewinn erwirtschaf- wie sie die Herausforderungen der im Job kontinuierlich weiterbilden.
ten?“ bevorstehenden Wochen ange- „Handwerkerinnen und Handwer-
Gerade die kleinen und mittle- hen sollen“, sagt Reis. Wenn der ker verdienen mehr Respekt. Es
ren Unternehmen seien natürlich Staat da nicht unterstütze, seien muss in die Köpfe der Menschen,
von einer sicheren und preisgüns- viele Arbeitsplätze gefährdet. „Das wie wichtig das Handwerk für den
tigen Energieversorgung abhän- Handwerk kann vieles aushalten“, Erhalt unseres Wohlstandes ist.“

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