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Politik + Gesellschaft
                           „Von Erfahrung profitieren“



                           INTERVIEW  Für Karin Bernhard ist das Standing der Frauen immens wichtig

                           25 Jahre Landesgleichstellungs-  ihren Anteil an der familiären Ar-  tig kennenzulernen und fachlich
                           gesetz     –  Zwischenbilanz  und   beitsteilung  haben,  war  sogar   auszutauschen.  Mein persönli-
                           Ausblick  hieß  ein AK-Forum An-  kontrovers  und  aufschlussreich,   ches  Highlight  war  der  bereits
                           fang Mai,  zu dem rund 70 Frau-  zeigte uns aber auch den  Ver-  erwähnte  Vortrag  von  Frau  All-
                           enbeauftragte  ins  AK-Bildungs-  besserungsbedarf in den alltäg-  mendinger.
                           zentrum nach Kirkel kamen. AK-  lichen Strukturen (z. B. Kinderbe-  Hat Ihnen das novellierte
                           Referentin   Gertrud   Schmidt   treuung). Die Informationen des   Landesgleichstellungsgesetz
                           sprach mit Karin Bernhard, Frau-  zuständigen Ministeriums zum   im praktischen Arbeitsalltag
                           enbeauftragte  der  Sparkasse   LGG  fand  ich  sehr  praxisorien-  weitergeholfen, was ist das
                           Saarbrücken, über die zweitätige   tiert. Hier war spürbar, dass das   entscheidend Neue aus Ihrer
                           Konferenz  der  Frauenbeauftrag-  Gesetz in  vielen Institutionen   Sicht dabei?
                           ten im Land.                  noch lange nicht so umgesetzt   Die  Neuerungen  im  LGG  von
                                                         wird,  wie  es  eigentlich  die  Ab-  2015 finde ich gelungen, insbe-
                           Frau Bernhard, Sie haben  die   sicht des Gesetzgebers ist.  Die   sondere die Änderung, dass die
                           AK-Konferenz der Frauenbe-    Worte der neuen Staatssekretä-  Frauenbeauftragte  in  Vollzeit
                           auftragten  besucht. Was  war   rin Bettina  Altesleben lassen   freigestellt wird, wenn  das  Un-
            Karin          für  sie  der  Antrieb,  herzukom-  mich  und  viele  andere  Frauen-  ternehmen  mehr  als  600  Be-
            Bernhard       men?                          beauftragte hoffen, dass die Un-  schäftigte hat:  Vorher  war die
            ist seit August   Mir hat das Programm zur Feier   terstützung seitens des Landes   Voraussetzung  600  weibliche
            2009 Frauen-   des  25-jährigen  Bestehens  des   intensiv gewährleistet ist.  Beschäftigte. Ansonsten bin ich
            beauftragte    LGGs sehr zugesagt. Gespannt                               der Meinung, dass das LGG ge-
            der Sparkasse   war ich auf die Fachvorträge zu   Konnten sie die Gelegenheit   nerell enorm hilft, die Situation
            Saarbrücken.   den  verschiedenen Themen.    nutzen, sich mit anderen     der berufstätigen Frauen in sei-
            Vor ihrer      Professorin  Jutta Allmendinger   Beauftragten zu vernetzen und   nem Geltungsbereich zu  ver-
            Freistellung   hat mich durch ihr Charisma be-  auszutauschen? Was hat Ihnen   bessern. Ich persönlich halte
            für das        eindruckt, welches  sogar  durch   am besten gefallen?     Paragraf  23  mit  den  „Aufgaben
            Wahlamt war    die Online-Zuschaltung spürbar   Das  Vernetzen mit anderen   und  Rechten  der  Frauenbeauf-
            sie zehn Jahre   wurde. Am interessantesten da-  Frauen war  ein  zentraler  Grund   tragten“  für  den  Dreh-  und An-
            lang Abtei-    bei war für mich die These, dass   für meine  Teilnahme.   Wann   gelpunkt  des  Gesetzes,  da  er
            lungsleiterin   Deutschland durch die Corona-  kann ich sonst ca. 70 Frauenbe-  deutlich mehr beinhaltet, als
            im Kreditge-   krise in eine Art Retraditionalisie-  auftragte aus Kommunen, Un-  man im ersten Moment so mei-
            schäft.        rung  der Geschlechter geraten   ternehmen, Institutionen und   nen könnte.
                           ist.  Frau  Allmendinger  sagt  so-  anderen  Sparkassen  treffen?
                           gar, dass unser Land ihres Er-  Diese Einladung hat es in ange-  Welchen weiteren Verbesse-
                           achtens  nach  kein  moderner   nehmer Atmosphäre ermöglicht.   rungsbedarf sehen Sie für die
                           Staat hinsichtlich der Gleichstel-  Die  sehr  gelungene  Organisa-  Zukunft in Ihrem Bereich?
                           lung ist. Das hat mich sehr be-  tion und Ausgestaltung des Tref-  Für  unsere  Arbeit  ist  das  Stan-
                           eindruckt!  Die  anschließende   fens gaben uns einen passen-  ding der Frauenbeauftragten im
                           Debatte, inwieweit Frauen selbst   den Rahmen, um sich gegensei-  gesamten Unternehmen zentral!
                                                                                      Ich persönlich glaube, dass Frau
                                                                                      Berufs- und Lebenserfahrung
                                                                                      benötigt, um diesem  Amt ge-
                                                                                      recht zu  werden. Generellen
                                                                                      Verbesserungsbedarf sehe ich
                                                                                      darin,  dass  auch  solche  Frauen
                                                                                      öfter in diese Position wechseln
                      !                                                               sollten, die im Unternehmen für
                                                                                      Führungspositionen
                                                                                                          geeignet
              Das Landes-                                                             sind. Dabei könnte es ein Prob-
                                                                                      lem sein,  wenn das eben ge-
                gleichstel-                                                           nannte Ansehen der Beauftrag-
              lungsgesetz                                                             ten im Unternehmen nicht so
                mit seinen                                                            gut ist und das Amt dann für sol-
             Möglichkeiten                                                            che Frauen unattraktiv wird. Ich
            für die Frauen-                                                           selbst bin seit über 25 Jahren in
              beauftragten                                                            unser Aufsichtsgremium  als Ar-
                 stand im                                                          Foto: Iris Maurer  beitnehmervertreterin gewählt.
               Mittelpunkt                                                            Der  erweiterte  Blick  auf  und  in
                des Netz-                                                             das  Unternehmen  kommt  mir
              werktreffens     Sich  austauschen,  sich  vernetzen.  Saarländische  Frauenbeauf-  als  Frauenbeauftragte  sehr  zu-
                  in Kirkel.  tragte im Bildungszentrum Kirkel.                       gute.


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