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Politik + Wirtschaft
In den Betrieben braucht es eine
zusätzliche Weiterbildungskultur
STRUKTURWANDELKONFERENZ Der Fachkräftemangel stand im Fokus
Es war die erste Strukturwan-
delkonferenz, zu der die
Landesregierung eingeladen
hatte. Und alle waren sich einig:
Es gibt noch viel zu tun.
Von Katja Sponholz
„Gewinnen, halten, qualifizieren“:
Das ist das Motto einer neuen Foto: Katja Sponholz
„3D-Strategie“ für Fachkräfte,
das sich die Landesregierung
auf die Fahnen geschrieben hat.
Zwar seien schon früher „viele Moderatorin Isabel Sonnabend (v.l.), Timo Ahr, stellvertretender
total kluge Ideen“ aufgeschrie- Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, Jörg Caspar,
ben worden, so Ministerpräsi- Thomas Kolb, Bettina Altesleben, Martin Seiler und Michael Buchna
dentin Anke Rehlinger, aber man sprachen über den Strukturwandel im Saarland.
müsse feststellen, dass dies
noch nicht gereicht habe. „Wir länder dabei nicht nur Zuschauer gilt, mit Leben zu füllen“, betonte
müssen signifikant besser wer- sind, sondern diejenigen, die sie. Gemeinsam müsse man
den, sonst glauben es uns die sich beteiligen wollen: „Motzer schauen, „was gebraucht wird,
Menschen nicht mehr“, sagte sie haben wir in unserer Gesell- was der Instrumentenkasten zu
bei der ersten saarländischen schaft genug, ich will Mitmacher bieten hat und was wir da noch
Strukturwandelkonferenz, bei haben!“ betonte sie. drauflegen können.“
der das Thema Fachkräfte im Bei einer anschließenden Po- Vom Personalvorstand der
Mittelpunkt stand. Rund 150 Ver- diumsdiskussion unterstrich Deutschen Bahn, Martin Seiler,
treterinnen und Vertreter aus Thomas Kolb (Geschäftsführer gab es bei der Strukturwandel-
Politik und Wirtschaft, von Kam- Dürr Assembly Producty GmbH, konferenz Lob: „Was die Trans-
mern, Verbänden und Gewerk- Püttlingen), dass es gelte, schon formation angeht, ist das Saar-
schaften nahmen daran im Ja- land ein gutes Vorbild“, sagte er.
nuar im Saarbrücker Schloss teil. Qualifizierungsbedarfe Aktuell gebe es in Deutsch-
Bei den drei entscheidenden identifizieren land knapp über 83 Millionen
Dimensionen handle es sich laut Menschen, davon sei jeder
Rehlinger um die Ausbildung bei den Kleinsten die Neugier für Zweite über 46 und jeder Fünfte
und Qualifizierung der vorhan- mathematische und naturwis- über 66 Jahre alt. Es sei völlig
denen Arbeitskräfte, das Heben senschaftliche Grundkenntnisse klar, dass mit der Gesellschaft
von ungenutztem Fachkräfte- zu wecken. Zudem müsse die auch die Zahl der Erwerbstäti-
personal (wie etwa Frauen) und Frauenquote, die im Elektrotech- gen schrumpfe. „Wir reden nicht
schließlich eine Zuwanderung nik-Studiengang aktuell bei 15 nur über einen Fachkräfteman-
mit einer „entschlosseneren In- Prozent liege, steigen. Um die gel, sondern über einen Arbeits-
tegration“. Auch die Unterneh- Energiewende zu meistern, kräftemangel“, betonte er. Um
men wolle man dabei unterstüt- brauche es nicht zuletzt „mehr dem großen Personalbedarf de-
zen, damit „einem jeden ‚Will- Technik, mehr Naturwissen- cken zu können, setze die Deut-
kommen‘ auch ein ‚Will bleiben‘ schaft und mehr Interesse dafür“. sche Bahn vor allem auf den
folgt.“ Das Land sei ebenfalls ge- Nach Ansicht des Vorstands- Nachwuchs: Im vergangenen
fordert, sich weiterzuentwickeln. vorsitzenden der Arbeitskammer, Jahr habe man 5.500 Auszubil-
Denn die Verwaltung werde als Jörg Caspar, benötige man auch dende eingestellt, dieses Jahr
nicht leistungsfähig wahrge- im Saarland „eine zusätzliche wolle man auf 6.000 aufsto-
nommen, sie müsse als Dienst- Weiterbildungskultur in den Be- cken. Für das Saarland, in dem
leister digitaler werden und Bü- trieben“. Arbeitsstaatssekretärin die Bahn 2.200 Mitarbeitende
rokratie abbauen. Rehlinger Bettina Altesleben appellierte plus 104 Azubis habe, hatte Sei-
sagte, sie sei fest davon über- an die Arbeitgebervertreter, zu ler in diesem Zusammenhang
zeugt, dass „Industrie unser artikulieren, wo die Qualifizie- eine positive Nachricht mitge-
Rückgrat“ im Saarland sei. Damit rungsbedarfe liegen, welche bracht: Mitte Mai werde man in
der Strukturwandel gelinge, sei Ideen sie für die Zukunft haben Saarbrücken ein neues Ausbil-
eine gemeinsame Kraftanstren- und wie sie sich aufstellen wol- dungszentrum eröffnen und die
gung erforderlich. Die Minister- len. „Wir haben wunderbare Ar- Zahl der neuen Azubis von 60
präsidentin hofft, dass die Saar- beitsmarktprogramme, die es auf 85 erhöhen.
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