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Politik + Gesellschaft
        Acht Prozent haben ein


        rechtsextremes Weltbild



        FES-MITTE-STUDIE  Antidemokratische Einstellungen auf dem Vormarsch

        Die Mitte-Studien der Friedrich-  reich. Der  Aussage „Auch heute   zent. Ein erheblicher  Teil der Be-  !
        Ebert-Stiftung geben alle zwei   noch ist der Einfluss der Juden zu   fragten vertritt verschwörungs-
        Jahre Auskunft über die Verbrei-  groß“  stimmen  12  Prozent  zu,  15   gläubige  (38  Prozent),  populisti-
        tung, Entwicklung und Hinter-  Prozent  sind  im  Graubereich.  „Es   sche  (33  Prozent)  und  völkisch-   Die Mitte-Studie
        gründe rechtsextremer und    gibt wertvolles und unwertes Le-  autoritär-rebellische  (29  Prozent)   ist eine
        antidemokratischer Einstellungen   ben, diese Aussage hat 12 Prozent   Positionen. Auch menschenfeind-  repräsentative
        in Deutschland. Die Ergebnisse   Zustimmung  und  12  Prozent  sa-  liche Einstellungen haben stark   Bevölkerungs-
        der neuen Mitte-Studie „Die   gen teils, teils. „Da müssen wir uns   zugenommen: 34 Prozent der Be-  befragung, die
        distanzierte Mitte. Rechtsextreme   fragen, reicht uns  hier die Antwort   fragten  meinen,  Geflüchtete  kä-  im Auftrag der
        und demokratiegefährdende    teils teils für eine liberale, demo-  men  nur  nach Deutschland,  um   Friedrich-Ebert-
        Einstellungen in Deutschland   kratieoffene  Gesellschaft.  Das  ist   das Sozialsystem auszunutzen.   Stiftung seit
        2022/2023“ sind erschreckend.   keine wissenschaftliche Frage, das   Deutlich wurde in der Befragung   2006 alle zwei
                                     ist eine gesellschaftliche Frage für   auch: Diejenigen, die sich durch   Jahre durchge-
        Von Simone Hien              uns alle“, betonte Küpper.    die Krisen verunsichert fühlen, nei-  führt wird. Seit
                                       Eine Erklärung für den starken   gen eher zum Populismus, haben   2014 ist dafür
        Beater Küpper, Professorin für So-  Anstieg seien die multiplen Krisen   eher auch ein rechtsextremes   von wissen-
        ziale Arbeit in Gruppen und Kon-  und  Konflikte  nach  der  Corona-  Weltbild und billigen eher politi-  schaftlicher
        fliktsituationen an der Hochschule                         sche Gewalt. Und: Einsamkeit und   Seite das
        Niederrhein und Mitherausgeberin   38 Prozent vertreten    soziale Ungleichheit schwächen   Institut für
        der Mitte-Studie, begann die Vor-  populistische Positionen  die gesellschaftliche Teilhabe und   Interdisziplinäre
        stellung der Ergebnisse der neuen                          Demokratie.                   Konflikt- und
        Mitte-Studie, zu der die Stiftung   Pandemie.  Vor  diesem  Hinter-  Auch nach der Einstellung zu   Gewaltfor-
        Demokratie Saarland Ende März   grund distanziert sich ein deutlich   Klimawandel und Energiewende   schung (IKG) an
        gemeinsam mit der Friedrich-  größerer Anteil der Mitte der Ge-  wurde gefragt:  Die Mehrheit  der   der Universität
        Ebert-Stiftung,  dem Kulturforum   sellschaft von  demokratischen   Bevölkerung sieht den Klimawan-  Bielefeld
        der Sozialdemokratie Saarland,   Werten als in den  Befragungen   del als große Bedrohung und hat   verantwortlich.
        der Stiftung Demokratie Saarland,   der Vorjahre. Für komplexe Fragen   eine klimapolitisch progressive   Mehr Infos:
        der AK und der vhs Regionalver-  der Zeit werden vermehrt einfache   Haltung. Relativ wenig Menschen   www.fes.de/
        band Saarbrücken eingeladen   und autoritäre Lösungen gefor-  seien der  Thematik gegenüber   referat-demo-
        hatte, mit einer positiven Botschaft:   dert.  Gegen  die  acht  Prozent  mit   rein regressiv eingestellt. Küppers     kratie-gesell-
        87 Prozent der  Bevölkerung sag-  geschlossen  rechtsextremem  Fazit: „Ich glaube,  wir gucken zu   schaft-und-in-
        ten im letzten Jahr, in einer Demo-  Weltbild müsse man sich abgren-  viel auf die, die nicht wollen, und   novation/
        kratie sollte die Würde und Gleich-  zen, „die kriegt man so schnell   zu wenig auf die, die wollen. Wir   gegen-rechts-
        heit aller an erster Stelle stehen.   nicht zurück“, sagte Küpper. Aber   sind ein konservatives Land, aber   extremismus/
        Dieser Meinung allerdings  waren   auf die 20 Prozent aus dem Grau-  wir sind progressiver als  wir alle   mitte-stu-
        in den vergangenen Jahren mehr   bereich, auf diese Menschen   denken.“                  die-2023
        Menschen,  nämlich  2018/19  93   müsse man zu-
        Prozent und 2020/21 88 Prozent.   gehen. Dabei sei
        So zeigt die Neue Mitte-Studie:   es  wichtig,  nicht
        Rechtsextreme Einstellungen sind   nur  Position  zu
        stark angestiegen und weiter in die   beziehen, son-
        Mitte gerückt. 8,3 Prozent der Be-  dern  die  Men-
        fragten haben ein geschlossen   schen mitzuneh-
        rechtsextremes Weltbild,  erheb-  men und zu er-
        lich mehr als in den  Vorjahren.     klären, „warum
        20/21  waren  es  1,7  Prozent,   wir Demokratie
        2018/18  2,5  Prozent.  Fremden-  für eine gute
        feindliche Ansichten vertreten 16,2   Idee halten“.
        Prozent, antisemitische und sozial-  Weitere  Er-
        darwinistische Einstellungen ha-  gebnisse  der
        ben jeweils 5,7 Prozent. Beispiele   Studie sind unter
        für rechtsextreme Einstellungen   anderem:  Das
        sind Aussagen wie „Was Deutsch-  Vertrauen in die
        land jetzt braucht, ist eine einzige   Institutionen und
        starke Partei, die die Volksgemein-  in das Funktio-
        schaft  insgesamt  verkörpert“.  24   nieren der De-
        Prozent sind hier im Zustimmungs-  mokratie  sinkt
        bereich,  19  Prozent  im  Graube-  auf unter 60 Pro-

                                                                                        AK-Konkret 2|24  ·  31
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