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Recht + Rat
Schwangerschaft: Keine Unterstützung bei
unbefugte Info an Dritte psychosozialen
Problemlagen
MUTTERSCHUTZGESETZ Welche Regeln gelten
HILFE FÜR UKRAINER
Arbeitnehmerinnen sollen ihrem Schutzmaßnahmen muss der Ar-
Arbeitgeber eine Schwanger- beitgeber umsetzen“, so Meyer. Seit dem 1. Mai dieses Jahres hat das Inter-
schaft und den voraussichtlichen Wer etwa in einer Zahnarztpraxis kulturelle Kompetenzzentrum der Arbeits-
Entbindungstermin mitteilen, so- arbeitet, darf mit Beginn der kammer in Völklingen kompetente Verstär-
bald sie wissen, dass sie schwan- Schwangerschaft nicht mehr am kung: Pavel Kovalskyi unterstützt als Dip-
ger sind. So sieht es das Mutter- Zahnarztstuhl tätig sein. Daraus er- lom-Psychologe Geflüchtete aus der Uk-
schutzgesetz vor. Verstößt die Ar- gibt sich, dass der Arbeitgeber raine bei psychosozialen Problemlagen.
beitnehmerin dagegen, führt das etwa Vorgesetzte über die Seine Arbeit ist geprägt durch eine breite
aber nicht zu Sanktionen. Schwangerschaft einer Beschäf- Pallette an Tätigkeiten: Psychologische
Wer den Arbeitgeber dennoch tigten informieren darf – da diese Erstversorgung bei Psychotraumatisierung,
früh ins Vertrauen zieht, möchte die Schutzmaßnahmen ja umset- Vermittlung zu Beratungsangeboten der
unter Umständen nicht, dass der zen müssen. Auch Personen aus Arbeitskammer des Saarlandes, Beglei-
die Schwangerschaft direkt im dem Arbeitsschutz müssen invol- tung zu Schulgesprächen, Gruppenarbeit
Unternehmen weitergibt. Dürften viert werden, dazu zählen zum für Mütter zu verschiedenen Themen (Kin-
Arbeitgeber das überhaupt? „Im Beispiel Betriebsärzte oder Fach- dererziehung, Psychotrauma etc.) sowie
Mutterschutzgesetz ist festgehal- kräfte für Arbeitsschutz. Kooperation mit Netzwerken für Geflüch-
ten, dass der Arbeitgeber die Info Erzählt die Führungskraft aber tete aus der Ukraine.
über eine Schwangerschaft nicht im Team, dass eine Beschäftigte Er spricht neben seiner Muttersprache
unbefugt an Dritte weitergeben schwanger ist, obwohl sie das außerdem sehr gut Deutsch und Englisch.
darf“, sagt Peter Meyer, Fachan- nicht möchte, kann dem Arbeitge- Aufgrund seiner fachlichen und kommuni-
walt für Arbeitsrecht in Berlin. Das ber unter Umständen sogar ein kativen Kompetenzen und Fähigkeiten ist
schließe alle Personen ein, die Bußgeld drohen. Das ist laut Meyer Pavel Kovalskyi ein gefragter Experte so-
nicht an der Umsetzung konkreter aber eher ein theoretischer Fall: wohl für Organisationen, Institutionen als
Schutzmaßnahmen im Zusam- „Dazu müsste eine Beschäftigte auch für Gruppen und Einzelpersonen rund
menhang mit dem Arbeitsplatz ihren Arbeitgeber bei der zuständi- um das Thema Flucht und Krieg in der Uk-
der Schwangeren beteiligt sind. gen Behörde anzeigen und mir raine. red
Arbeitgeber müssen für jeden sind solche Fälle nicht bekannt.“
Arbeitsplatz in einer Gefährdungs- Mit Blick auf Mutterschutzfristen Kontakt: Interkulturelles Kompetenzzentrum
beurteilung prüfen: Was passiert, und die bevorstehende Elternzeit der Arbeitskammer des Saarlandes, Saar-
wenn eine Beschäftigte schwan- sei es ohnehin eher ratsam, sich straße 25, 66333 Völklingen, Telefon: 06898-
ger wird? „Die sich aus der Gefähr- rechtzeitig mit dem Team und der 22779, E-Mail: pavel.kovalskyi@arbeitskam-
dungsbeurteilung ergebenden Führungskraft zu besprechen. tmn mer.de
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