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Schwerpunkt zur Europawahl
Die Uni der Großregion ermöglicht
Studieren über Grenzen hinweg
STUDIUM Studierende der Großregion profitieren von der Grenzlage
Wer an der Universität des
Saarlandes studiert, soll auch an
den Hochschulen in Luxemburg,
Lüttich, Kaiserslautern, Metz,
Nancy oder Trier Seminare besu-
chen können. Oder warum nicht
gleich einen grenzüberschrei-
tenden binationalen Studien-
gang absolvieren. Oder einen
europäischen Doktortitel erwer-
ben? Das alles und noch viel
mehr will die Universität der Foto: Université de Lorraine
Großregion ermöglichen.
Von Silvia Buss
Studierende in der Großregion können gemeinsame Angebote von
Vor nunmehr 16 Jahren wurde die sieben Hochschulen in vier Ländern nutzen.
Universität der Großregion
(UniGR) als Verbund von Hoch- der Lothringer Uni und gemein- schaftswissenschaften mit der in
schulen der Großregion Saar- samen Studiengängen. Nur der Zukunft immer wichtiger wer-
Lor-Lux, Rheinland-Pfalz und der kleinste Teil der bi- oder trinatio- denden Kreislaufwirtschaft.
Wallonie gegründet. Ziel des nalen Studiengänge umfasst üb- Doch es muss ja nicht gleich
durch ein Interreg-Programm an- rigens die Kunst- oder Geistes- ein ganzer Studiengang sein,
geschobenen Projekts war es, wissenschaften, die meisten fin- man kann mit kleinen Einheiten
das Studien- und Forschungsan- det man im Bereich Ingenieurs- anfangen, um die Vorteile des
gebot grenzübergreifend besser wesen, Informatik, UniGR-Verbunds kennenzuler-
zu vernetzen und für die rund Naturwissenschaften und Tech- nen. So können etwa Studie-
152.500 Studierenden sowie nik. Leuchtturm unter diesen Stu- rende der Saar-Uni oder htw saar
14.000 Lehrenden und For- diengängen ist nach wie vor der ohne viel Papierkram auch ein-
schenden der Großregion als ge- 2017 eingeführte trinationale zelne Seminare an den übrigen
meinsames Angebot besser zu- Master in Border Studies (Grenz- Partnerunis von Metz bis Kaisers-
gänglich zu machen. raumstudien). Denn er wird nicht lautern belegen. Noch ziemlich
In einigen Bereichen kann sich nur von vier Partnerunis der UniGr frisch ist das „EurIdentity Certifi-
dieses gemeinsame Angebot gemeinsam veranstaltet und ist cate“, das die Partnerunis ge-
schon sehen lassen. So gibt es interdisziplinär ausgerichtet, er meinsam entwickelt haben. Bei
inzwischen etwa 30 sogenannte wäre ohne die Grenzlage der dieser studienbegleitenden,
„integrierte Studiengänge“, bei zweistufigen Zusatzqualifikation
denen man sein Studium ver- Einzelne Seminare an den kann man in einem Semester
pflichtend abwechselnd an zwei Partnerunis besuchen über Online-Videokurse Grund-
oder gar drei der Partnerhoch- lagenwissen über Europa erwer-
schulen absolviert. Dabei studiert Unis und die grenzüberschrei- ben und sollte im nächsten ein
man in verschiedenen Seminar- tende Zusammenarbeit auch in- Auslandssemester an einer EU-
sprachen, auf Deutsch, Franzö- haltlich gar nicht denkbar. Diese Uni seiner Wahl einlegen, um in-
sisch und Englisch, und hat am Border Studies gebe es so nir- terkulturelle und Fremdspra-
Ende zum Beispiel einen gends anders, daher brächten sie chenkompetenzen zu gewinnen.
deutsch-französischen Bache- auch Bewerberinnen und Bewer- Für den AStA-Vorsitzenden der
lor-Abschluss oder einen trinati- ber aus ganz Deutschland in die Saar-Uni Danny Marlon Meyer
onalen Master in der Tasche. Region, sagt Isabel Schmidt von hat der UniGR-Verbund Vorbild-
Manche dieser grenzüberschrei- der Geschäftsstelle der UniGr, charakter: „Diese regionalen Zu-
tenden Studiengänge entstan- die in der Saarbrücker Villa Eu- sammenschlüsse und Partner-
den schon vor Gründung der ropa ihren Sitz hat. Zu den Border schaften haben einfach den
UniGr. Die Hochschule für Tech- Studies gehört auch ein eigenes Grundstein gelegt für die heute
nik und Wirtschaft Saar (htw saar) Kompetenzzentrum, ein zweites so virulenten europäischen Uni-
etwa, die erst 2020 als assoziier- transdisziplinäres Kompetenzen- Allianzen, ein klassischer Fall von
ter Partner in den Verbund aufge- trum kommt jetzt hinzu. Unter Großes entsteht im Kleinen“.
nommen wurde, pflegte bereits dem Namen „Cirkla“ befasst es
seit 1978 eine deutsch-französi- sich unter anderem aus der Pers- Silvia Buss arbeitet als freie
sche Hochschulkooperation mit pektive der Material- und Wirt- Journalistin in Saarbrücken.
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