Page 26 - AK-Konkret: 6 | Konkret Spezial „Leben + Freizeit“
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Zeichnung: Kurt Heinemann









                           Mehr anziehen und Bewegung


                           in den Büroalltag einbauen


                           19 GRAD IM BÜRO  Beschäftigte müssen individuelle Lösungen finden


                           Die Energiesparverordnung der   lem auch dann, wenn man stun-  nicht  bewegen  können“,  sagt  er.
                           Bundesregierung gibt die Grenze   denlang  am  Schreibtisch  sitzt.   Und nicht zuletzt gelte es auch zu
                           vor: Seit September sollen    Aber reichen da die gesetzlich   beachten, dass durch die niedri-
                           Arbeitsräume in öffentlichen   vorgeschriebenen  19  Grad  als   gere Temperatur die Gesundheit
                           Gebäuden maximal auf 19 Grad   „Wohlfühltemperatur“ aus?   von Beschäftigen gefährdet sein
                           beheizt werden. Dies gilt für   Der  Verband Deutscher Be-  könnte. „Dann müsste man auf je-
                           körperlich leichte und überwie-  triebs-  und  Werksärzte  (VDBW)   den Fall mit dem Personalrat
                           gend sitzende Tätigkeiten. Auch   ist  jedenfalls  skeptisch.  Denn   sprechen, um Alternativen zu su-
                           in der privaten Wirtschaft können   diese Höchsttemperatur sei nicht   chen.“  Eine  Gefährdungsbeurtei-
                           Arbeitgeber die Mindesttempera-  für jede körperlich leichte Arbeit   lung könne helfen, sensible Per-
                           tur am Arbeitsplatz auf dieses   geeignet.  Das  betreffe vor  allem   sonen und entsprechende Tätig-
                           Niveau senken. Was können     dauerhafte Tätigkeiten, bei denen   keiten ausfindig zu machen.
                           Beschäftigte tun, damit bei ihnen   die Beschäftigten nicht zwi-  Auch VDBW-Präsident Wolf-
                           nicht das große Zittern beginnt?   schendurch aufstehen könnten   gang Panter unterstreicht, dass
                                                         oder bei denen es auf Feinmoto-  man  Rücksicht  nehmen  müsse
                           Von Katja Sponholz            rik ankomme. Auch Andrej Kess-  auf Menschen mit Vorerkrankun-
                                                         ler,  Referent  für  Arbeitsschutz   gen – „etwa aus dem rheumati-
                           Lange hatten die sonnigen Okto-  und  Arbeitsorganisation bei der   schen Formenkreis. Die sind be-
                           bertage dafür gesorgt, dass der   Arbeitskammer des Saarlandes,   sonders  kälteempfindlich.“  Ähn-
                           Verzicht auf Heizung angesichts   sieht mögliche Probleme – vor al-  lich  wie bei der Corona-Pande-
                           des Ukraine-Krieges kein großes   lem für Menschen, die dauerhaft   mie  sollten  die  Betriebe
                           Opfer war. Doch spätestens jetzt   vor einem Bildschirm sitzen, wie   versuchen, dann individuelle Lö-
                           ist  es  nicht mehr  zu  leugnen:   etwa im Security-Bereich: „Man   sungen  zu  finden.  Ansonsten
                           Draußen  ist  es  kalt  –  und  wer   müsste  sicherlich  auch  berück-  habe  man  laut  Kessler  jedoch
                           drinnen ist, möchte es schön   sichtigen, dass sich manche Mit-  keine Möglichkeit,  darauf zu
                           warm  haben.  Nicht  nur,  wenn   arbeiterinnen und Mitarbeiter   drängen, dass die Heizung hö-
                           man gemütlich eingekuschelt auf   sehr stark konzentrieren müssen   hergestellt  wird.  „Als  ‚normaler
                           der  Couch liegt,  sondern vor  al-  oder  sich  zwischendurch  gar   Büromensch‘ muss ich das hin-


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