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Kunst + Medien

             REINGEKLICKT                                Schau zur Tischkultur

            Alles Wichtige                               im 18. Jahrhundert

            rund um die Uni                              ALTE SAMMLUNG  „Die Kunst des guten Geschmacks“


                                                         Wie mögen sie gelebt haben,   schirr und die Speisen auch prä-
                                                         die Fürsten  Wilhelm Heinrich   sentiert wurden, so folgte doch
                                                         und  Ludwig  zu  ihrer  Zeit  im  18.   alles einem sehr strengen und
                                                         Jahrhundert, im damals auch in-  steifen Zeremoniell. Genau be-
                                                         nen prunkvollen Saarbrücker   schrieben  wurde dies etwa im
            Das Web-Magazin der Universität des          Schloss? Einen kleinen Eindruck   kleinen Büchlein „Theatrum Ce-
            Saarlandes können Interessierte hier lesen:   davon kann man jetzt im be-  remoniale Historico-Politicum“
            https://campus.uni-saarland.de               nachbarten  Kreisständehaus,  von 1719, das hier ausgestellt ist,
                                                         dem Sitz der  Alten Sammlung   und illustriert auf einem  wand-
             Von Benjamin Rannenberg                     des Saarlandmuseums, bekom-  füllend vergrößerten  Gemälde
                                                         men –  zumindest was das Es-  von der Krönung  Josefs II. im
                    as Campus-Magazin ist das            sen  betrifft.  Schimmernde  Po-  Frankfurter Römer, das man sich
                    zentrale Informationsportal für      kale, Krüge und Humpen mit al-  am besten bei einer Führung er-
                    alle Studierenden der Saar-          lerfeinsten Verzierungen,  Zeug-  klären lässt.
           DUniversität. Wer sich über sein              nisse edelster Silberschmiede-   Aufgetischt wurde vor allem in
            eigenes Studienfach hinaus über die          kunst, begrüßen den Besucher   Silber, Gold und Zinn. Erst im 18.
            Alma Mater informieren möchte, wird          im ersten Raum der Sonderaus-  Jahrhundert trat, wie Museums-
            um das Magazin nicht herumkommen.            stellung „Zu Tisch! Die Kunst des   leiterin Andrea Jahn erklärt, auch
                                                         guten Geschmacks“.
                                                                                      an Europas Fürstenhöfen das
            Ein umtriebiges Presse-Team bereitet           Vor Augen führen will uns die   „Weiße Gold“ namens Porzellan
            Themen aus Forschung und Studium,            Schau,  mit  welchem Aufwand   seinen Siegeszug an. Ihm ist der
            Porträts von Wissenschaftlern, Studis        und  Gepränge  im  17.  und  18.   zweite Saal gewidmet, in dem
            und Absolventen sowie Servicethemen          Jahrhundert die höfische Tisch-  eine komplett eingedeckte Tafel
            journalistisch kompetent und anspre-         kultur zelebriert wurde, die doch   für den ersten Gang eines dama-
            chend auf. Auf der übersichtlich aufge-      unsere  Art  zu  essen  bis  heute   ligen  Mahls  mit  Porzellan  aus
            bauten Webseite sind die jeweiligen          noch prägt. Es sind zwar nicht   den einstigen Manufakturen Ott-
            Rubriken ganz zuoberst aufgelistet.          die  Gefäße der  beiden  Fürsten   weiler, Mettlach, Frankenthal und
            Gleich darunter weckt eine Slideshow         zu Nassau-Saarbrücken hier zu   Sarreguemines ausgestellt ist.
            mit großen Fotos das Leseinteresse an        bestaunen, sondern Sammelob-  Besonders apart ist ein nachge-
            ausgewählten Artikeln. Aktuell kann          jekte diverser Herkunft, die ein   bautes „Grünes Kabinett“ für den
                                                         gewisser Friedrich Sicks vor fast
                                                                                      Tea for  Two mit Original-Wand-
            man zum Beispiel nachlesen, wie              40  Jahren  dem  Saarlandmu-  panelen von Gebäuden des Lud-
            Rugby-Methoden den Weg zur Innova-           seum  vermachte. Doch das    wigsplatzes. Im letzten Saal
            tion ebnen und was das mit einem             große  Vorbild  des  internationa-  schließlich zeigen Videos, Fotos
            Seminar zur nachhaltigen Produktent-         len Adels war im 18. Jahrhundert   und skulpturale  Arbeiten, dass
            wicklung zu tun hat. Oder man kann           der absolutistische König  von   die Tischkultur  zeitgenössische
            erfahren, wie ein neuer Juraprofessor in     Frankreich, dem man auch in der   Kunst bis heute inspiriert.    sb
            seinen Vorlesungen auf einen eher            Saarbrücker Residenz nachei-
            unkonventionellen Ansatz der Vermitt-        ferte. So opulent das  Tischge-  www.kulturbesitz.de
            lung setzt. Nicht nur werden die
            Studentinnen und Studenten auf dem
            Laufenden gehalten, was in Forschung
            und Lehre passiert – auch über Karrie-
            remöglichkeiten können sie sich schlau
            machen. Beispielsweise in der Alumni-
            Reihe (Rubrik „Karriere“) erzählen
            ehemalige Absolventen von ihrer
            Studienzeit an der Saar-Uni und geben
            Tipps zur Karriereplanung. Unter der
            Rubrik „Menschen“ können sich die
            Leserinnen und Leser unter anderem
            darüber auf den neuesten Stand
            bringen, wer in letzter Zeit mit Preisen                                                             Foto: Tom Gundelwein
            ausgezeichnet wurde, welche Profes-
            soren und Dozenten runden Geburtstag
            hatten und wer in Fachgesellschaften         J.  Fr.  Lück,  Der  Geschmack,  Porzellan,  Porzellanmanufaktur
            berufen wurde.                               Frankenthal, 1760, Saarlandmuseum – Alte Sammlung.



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