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Politik + Gesellschaft
DGB fordert deutlich mehr
Sozialwohnungen fürs Saarland
MIETREPORT Saarländer zahlen besonders großen Teil ihres Gehalts für die Miete
Der DGB Rheinland-Pfalz/ 2021. Und die Miethöhen variier- nungsbau weiter zu gehen und
Saarland hat einen umfassenden ten beträchtlich. Am größten sei den Aufschwung noch schneller
Mietreport erstellt und nun die der Unterschied zwischen Neun- zu schaffen. Große Hoffnungen
Ergebnisse für das Saarland kirchen mit 6,15 Euro pro Quadrat- setzt Timo Ahr dabei in das neue
präsentiert. Das ernüchternde meter und der Landeshauptstadt Wohnraumförderungsgesetz, mit
Resultat: Es gibt hierzulande viel Saarbrücken mit 7,78 Euro. dem sich Ende April erstmals der
zu wenige Sozialwohnungen. Verantwortlich für teure Mieten Landtag befasste. Dies sei „ein
Außerdem zahlen die Saarlände- seien unter anderem Fehlein- wichtiger Baustein, der der Politik
rinnen und Saarländer einen schätzungen und falsche Wei- die Gelegenheit gibt, bei dem
größeren Teil ihre Gehalts für die chenstellungen aus der Vergan- Thema etwas nachzusteuern“,
Mieten als der Bundesdurch- genheit. „In den 90er und 2000er sagt Ahr. Die Gewerkschafter er-
schnitt. Jahren galt der Wohnungsmarkt warten vor allem Änderungen bei
als gesättigt und entspannt. Der der Länge der Sozialbindungen.
Von Katja Sponholz Staat zog sich zurück und über- „Wir wollen weg von den zehn
ließ das Feld der freien Marktwirt- Jahren im Saarland, das muss auf
Auf den ersten Blick erscheint das schaft. Ein fataler Fehler, dessen jeden Fall erhöht werden“, so Ahr.
ungewöhnlich: Denn der Deut- Auswirkungen der Staat nun zu Mit 20 bis 30 Jahren, je nach För-
sche Gewerkschaftsbund Rhein- spüren bekommt“, erklärt Timo derprogramm, gebe Rheinland-
land-Pfalz/Saarland war es, der Ahr. Pfalz den Richtwert vor.
jetzt seinen ersten Mietreport für Darüber hinaus fordere der DGB
das Saarland vorstellte. „Man Es fehlen mehr als laut Lauzi, in Neubaugebieten
könnte annehmen, der DGB küm- 13.000 Sozialwohnungen eine verbindliche Quote von min-
mert sich rein um das Thema Ar- destens 30 Prozent als geförderte
beit in den Betrieben“, räumte Die Zahl der Sozialwohnungen Wohnungen auszuweisen. Auch
auch der stellvertretende Vorsit- im Saarland sei dabei drastisch müssten die kommunalen Woh-
zende des DGB Rheinland-Pfalz/ gesunken: Während es 2005 nungsbaugesellschaften finanzi-
Saarland, Timo Ahr, ein. Doch dar- noch 5.000 Sozialwohnungen ell gestärkt werden, um mehr
über hinaus habe man als Dach- gegeben habe, verringerte sich Marktmacht zu erhalten. „Das
verband natürlich auch eine sozi- diese Anzahl auf 835 im Jahr 2017 wäre ein starker Hebel, um den
alpolitische Verantwortung und bis hin zu nur noch 637 Sozial- Mietwohnungsmarkt insgesamt
einen Auftrag: „Und dazu gehört wohnungen im Jahr 2021. Aktuell wieder auf ein normales Niveau
eben auch die Frage, wie funktio- gebe es 745 Sozialwohnungen im herunterzufahren“, so Lauzi. Timo
niert das mit sozialem Wohnraum, Land. Nach Untersuchungen des Ahr betonte, dass auch gute
und können die Kolleginnen und Pestel-Instituts seien nur sechs Löhne und eine Tarifbindung in
Kollegen in den Betrieben noch Prozent des Bedarfs gedeckt, es den Betrieben in diesem Zusam-
gut im Saarland oder auch Rhein- fehlten mehr als 13.000 Sozial- menhang eine Rolle spielen:
land-Pfalz leben“, so Ahr. wohnungen. „Das sitzt erstmal“, so „Wenn wir ordentliche Löhne be-
Gerade im Saarland wird das Myriam Lauzi. Deshalb wolle man zahlen würden, könnten wir uns
den Menschen jedoch besonders die Politik ermutigen, den einge- viele Dinge, die wir heute bemän-
schwer gemacht. Denn hier müs- schlagenen Weg beim Woh- geln, sparen.“
sen sie einen besonders großen
Anteil ihres Geldes für Miete auf-
bringen. Mit einer Mietbelas-
tungsquote von 30,1 Prozent be-
finde man sich laut Myriam Lauzi,
Leiterin der Abteilung Soziales Gemessen an
und Gesundheit des DGB Rhein- ihren
land-Pfalz/Saarland, hinter Bre- Gehältern
men und Schleswig-Holstein auf zahlen die
dem dritten Platz. Bundesweit be- Menschen im
trage der Anteil 27,8 Prozent. Saarland hohe
Hinzu kommt laut DGB, dass die Mieten. Nur in
Mietpreise weiter auf Rekordhöhe Bremen und
kletterten. So habe die durch- Schleswig-
schnittliche Nettokaltmiete bei Foto: Adobe Stock/lenblr Holstein ist die
Angebotsmieten 2022 bei 7,38 Mietbelas-
Euro pro Quadratmeter gelegen – tungsquote
und damit 6,5 Prozent höher als noch höher.
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