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Bettina
Altesleben an
ihrem
Arbeitsplatz
im Haus der
Gewerkschaft Fotos: Iris Maurer
in Saar-
brücken.
„Meine Gewerkschaft ist für mich
eine große Solidargemeinschaft“
INTERVIEW Für Bettina Altesleben heißt Solidarität, für Schwächere einzustehen
Bettina Altesleben ist seit No- bessere Infrastruktur, um schnel- Welche weiteren Schwerpunkte
vember des vergangenen Jahres ler ins Saarland rein und raus zu sind aus Ihrer Sicht wichtig? Wel-
die stellvertretende Bezirksvor- kommen. Die Transformation che Themenfelder wollen Sie als
sitzende des DGB Rheinland- muss sozial-ökologisch gestaltet Chefin des DGB Saar angehen,
Pfalz/Saarland. Zudem ist sie Ge- werden. Und das funktioniert nur damit alle Saarländerinnen und
schäftsführerin der DGB-Region durch Mitbestimmung der Be- Saarländer ein gutes Leben ha-
Saar-Trier. Simone Hien und Alex- schäftigten in den Unternehmen. ben?
ander Stallmann haben mit ihr Es gibt natürlich die Aufgaben, die
über die Schwerpunkte und Her- Das Saarland ist Industrieland, einfach zum Mandat dazugehö-
ausforderungen ihrer künftigen die Transformation wird zu ren. Darüber hinaus gibt es aber
Arbeit, über Solidarität und das großen Teilen vom Klimawandel auch neue Aufgaben, an die man
Thema Frauen und Gewerkschaft getrieben. Wie transportieren Sie vielleicht noch gar nicht denkt,
gesprochen. bei den Beschäftigten, dass etwa weil es bestimmte gesell-
Industrie und Klimaschutz kein schaftliche und politische Ent-
Widerspruch sein muss.
wicklungen gibt. Wenn eine Partei
D i e Herausforderung für das
! Land ist die Transformation. Wie Bei unseren Beschäftigten muss wie die AfD wieder Mandate im
Landtag und im Bundestag be-
muss der Transformationspro-
man das überhaupt nicht trans-
Zur Person: zess aus Ihrer Sicht gesteuert portieren. Denn sie erleben es kommt, gehört es beispielsweise
Bettina werden, um im Saarland „gute täglich in ihrer Arbeit. In den Be- zu unseren Aufgaben, zu hinterfra-
Altesleben Arbeit“ auch zukünftig zu ge- trieben hat sich bereits viel verän- gen, was dahintersteckt. Sind das
begann nach währleisten? dert: Neue Anlagen wurden ge- in erster Linie unzufriedene Wähler
der Wahl zur Das Saarland ist Industrieland und baut, es wurde viel Geld investiert. von anderen Parteien? Sind da ge-
Vorsitzenden muss auch Industrieland bleiben. Das reicht allerdings nicht. Es fährliche Tendenzen zu beobach-
des DGB-Krei- Mir ist jedoch wichtig, zu beach- muss noch mehr getan werden. ten? Hinzu kommt, dass ich als
ses Saarbrü- ten, dass die Transformation nicht Eine wichtige Frage für die Indust- Frau natürlich einen anderen Blick
cken 1993 ihre nur Dekarbonisierung bedeutet. rie ist, wo man den Strom aus er- auf frauenpolitische Themen habe
Laufbahn als Sie beinhaltet auch Digitalisierung neuerbaren Energien herbe- als mein Vorgänger. Das liegt aber
hauptamtliche und den demografischen Wandel. kommt, um Wasserstoff herzu- auch in der Natur der Sache.
Gewerkschaf- Man muss diese drei Punkte ge- stellen. Bei Solaranlagen könnte
terin. Sie meinsam denken und den Pro- beispielsweise das Land mit den Wo im Wandel liegen aus Ihrer
enagagiert zess gestalten. Wir müssen digita- landeseigenen Gebäuden eine Sicht auch Chancen für Beschäf-
sich seit über ler werden. Nicht nur bei der tech- Rolle spielen. Grundsätzlich tigte?
40 Jahren in nischen Ausstattung, sondern braucht man jedoch die Bereit- Eine Chance liegt sicherlich in der
der IG Metall auch im Bereich der Weiterbil- schaft, den Wandel mitzugestal- Weiterbildung, mit der die Be-
und setzt sich dung. Generell ist die Weiterbil- ten. Ich kann nicht sagen: „Wind- schäftigten sich für künftige Auf-
in verschiede- dung einer der Schlüssel zu einer kraft ist super, aber bitte nicht in gaben spezialisieren können. Eine
nen Ämtern gelingenden Transformation. Zu- meinem Blickfeld.“ Zudem wird weitere Chance kann auch eine
auch immer dem müssen wir jungen Men- Geld für die Investitionen benötigt. bessere Vereinbarkeit von Familie
wieder für schen die Möglichkeit bieten, Fa- Das geht alles nicht von heute auf und Beruf sein. Homeoffice könnte
Frauenrechte milie und Beruf unter einen Hut zu morgen, aber die Belegschaften da für manche Beschäftigte ein
ein. bringen. Dazu gehört auch eine sind bereit. sinnvolles Modell sein, etwa weil
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