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Arbeitswelten
Gelebte Inklusion bei Globus:
„Ich bin so stolz und glücklich“
PORTRÄT Calogero Lo Porto ist Warenverräumer im Markt in Saarlouis
Von Katja Sponholz (Text) und Pasquale D‘Angiolillo (Foto)
Wenn man Calogero Lo Porto auf seine Arbeit an- macht ihm besonders viel Freude. „Ich bin sehr freund-
spricht, muss man eine Antwort eigentlich gar nicht erst lich und zuvorkommend“, weiß der 34-Jährige. „Ich ver-
abwarten, um zu erfahren, ob sie ihm gefällt. Denn er suche zu helfen, wo es geht!“ Wichtig ist für ihn, dass er
strahlt, wenn er von seiner Tätigkeit als Warenverräu- feste und wiederkehrende Tätigkeiten hat, die ihm ver-
mer und Verkaufshilfe bei Globus in Saarlouis berichtet. traut sind. Darauf habe sich auch die Abteilung einge-
„Es macht mir sehr viel Spaß hier“, erklärt er. „Es ist et- stellt, sagt Stefan Lorson. „Die Kollegen unterstützen
was Schönes, etwas Tolles – und ich bin sehr stolz, dass ihn. Das war der Grund, dass wir überlegt haben: Wo
ich so viel erreicht habe!“ können wir jemanden, der Einschränkungen hat, ein-
setzen, wo er auch akzeptiert wird und wo man ein Ge-
Das kann der 34-Jährige, dessen Eltern aus Sizilien spür für ihn hat.“ Und wo man ihm eine Möglichkeit bie-
stammen, auch sein. Denn er hat zwar geistige Ein- ten kann, auf Dauer zu arbeiten – auch ohne Unterstüt-
schränkungen und muss bei Veränderungen immer zung, wenn das Praktikum ausläuft und die Ansprech-
wieder neu angelernt werden, doch in der partner nicht mehr da sind.
Obst- und Gemüseabteilung macht er seit
fast genau zehn Jahren solch einen tollen Ich versuche Das Team mit seinem Leiter Sadat Pajaziti
Job, dass er von allen Kollegen und auch zu helfen, beweist täglich, wie Inklusion gelebt wer-
den Kunden geschätzt wird. „Er ist eine wo es geht. den kann. Und auch Calogero Lo Porto hat
wahnsinnige menschliche Bereicherung für eine Vorbildfunktion eingenommen. Unter
uns“, sagt Personalleiter Stefan Lorson. Des- dem Motto „Uns behindert nichts!“ ist er ei-
halb war für ihn und die Abteilung auch klar, ner von drei Beschäftigten, die mit ihrem
dass man ihn nicht gehen lassen wollte, Gesicht auf einer Plakataktion für die Förde-
nachdem seine Praktika zur unterstützten rung und Begleitung durch das Inklusions-
Beschäftigung bei der AWO Dillingen und amt werben. Auch im Globus-Markt in Saar-
der Arbeitsagentur ausgelaufen waren. „Wir haben ge- louis ist das Motiv groß zu sehen. „Ich hätte niemals
sagt, wir versuchen es und stellen ihn ein: Weil er im- gedacht, dass mir so etwas passieren würde“, sagt Lo
mer da ist, immer engagiert und immer gut drauf, egal Porto. „Ich bin sehr glücklich.“ Und vielleicht, so hofft er,
wo man ihn sieht.“ Und so sei aus dem zunächst befris- bringt es ja auch andere Arbeitgeber dazu, Menschen
teten Vertrag im Februar 2014 sogar ein unbefristeter mit Einschränkungen einzustellen: „Überall geht es nur
geworden. noch um Leistung und dass alles schnell geht“, sagt er.
Bei Globus jedoch habe man ihm „alle Türen geöffnet“,
Solch ein Glück und so viel Verständnis hatte Lo Porto sagt er und strahlt wieder. „Und ich bin einfach nur froh
bei der Suche nach Arbeit zuvor nicht. Nach einer Aus- und glücklich, dass ich hier so einen tollen Chef habe
bildung zur Bürokraft im Christlichen Jugenddorf Hom- und man sich immer Zeit für mich nimmt.“
burg habe er unzählige Bewerbungen geschrieben.
Ohne Erfolg. „Keiner hat mich genommen, ich war die
ganze Zeit zuhause, das war schlimm.“ Und dort, wo er
doch mal zur Probe arbeiten durfte, wurde er nach we-
nigen Tagen wieder nach Hause geschickt. Als Leihar- HINTERGRUND
beiter bei einem Automobilhersteller zum Beispiel.
„Man hat mir die Arbeit nur einmal gezeigt und ich war Warenverräumer sind bei Globus vor
alleine am Band. Aber das lief viel zu schnell, so dass allem im Foodbereich in den Abteilun-
ich nicht mehr nachkam und alle Teile auf den Boden gen wie Obst und Gemüse, Tiefkühl und
fielen“, erzählt er. Getränke im Einsatz. Sie verdienen rund
2000 Euro brutto inklusive Urlaubs- und
Die Sorge, überfordert zu sein, muss er nicht mehr ha- Weihnachtsgeld.
ben, seitdem er bei Globus arbeitete. Den Einstieg er-
leichterte ihm auch eine Mitarbeiterin der AWO Dillin- Der Anteil der schwerbehinderten
gen, die ihn nicht nur mit Schautafeln der einzelnen Menschen bei Globus in Saarlouis liegt
Obst- und Gemüsesorten auf seine Tätigkeit vorberei- nach Angaben von Personalleiter Stefan
tete, sondern ihm auch im Markt ganz konkret zur Seite Lorson bei acht Prozent. Für die Anstel-
stand. Längst weiß Calogero aber auch alleine, was er lung von Calogero Lo Porto erhält der
wann und wie zu tun hat: Als erstes morgens die Bana- Arbeit geber einen monatlichen Zu
nen auspacken, wenn er um 5 Uhr zur Frühschicht schuss in Höhe von 550 Euro vom In-
kommt, dann das restliche Obst und Gemüse einräu- klusionsamt/ Landesamt für Soziales. ks
men und den Kunden zeigen, wo die Waren liegen. Das
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