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Titelthema
durch die das eigene Alter nicht
Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke zum Armutsrisiko wird. Ebenso Ar-
beitszeiten, die ein Familienleben
ermöglichen, sowie angemessene
Arbeitsbedingungen, die die Erfül-
lung der bestehenden Aufgaben
befördern und die Beschäftigten
nicht überfordern.
und inklusiv ausrichten
Um sich dem Ziel der Gleichstellung zu nähern, muss unter anderem Behindertenpolitik barrierefrei
die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben erhöht werden. Nach wie vor sind Menschen mit
Behinderung in allen gesellschaft-
beitsplätze zu fördern. Wichtig ist Wirtschaft für Fragen, wie die lichen Belangen Diskriminierun-
die weitere Finanzierung über das Frauenerwerbsbeteiligung weiter gen ausgesetzt. Beispielhaft zu
Jahr 2022 hinaus, um die Reich- erhöht werden kann. Parallel dazu nennen sind berufliche Teilhabe,
weite der niederschwelligen und müssen die aufgebauten Bera- Gesundheit, Zugang zu Gütern
präventiven Beratung im Land tungsstrukturen für Frauen (Netz- und Dienstleistungen und Teil-
dauerhaft zu erweitern. werkstelle Frauen im Beruf und habe an Mobilität. Eine vollum-
Die Gewährleistung der arbeits- die regionalen Beratungsstellen in fängliche Umsetzung der UN-Be-
medizinischen Kontrolle und Be- den Landkreisen) verstetigt und hindertenrechtskonvention (BRK)
ratung wird aufgrund des Fach- gestärkt werden, um Frauen auf ist überfällig. Leitgedanke der UN-
kräftemangels im Bereich der Ar- dem Weg in Erwerbstätigkeit bzw. BRK ist das uneingeschränkte
beitsmedizin zunehmend zur Her- Selbstständigkeit zu unterstützen. Recht aller Menschen zur gleich-
ausforderung. Daher bemüht sich Der Ausbau einer qualitativ hoch- berechtigten Teilhabe an der Ge-
das Land nach jahrelanger Vakanz wertigen Betreuungsstruktur sellschaft, unabhängig von ihren
des Lehrstuhls für Arbeitsmedizin muss ebenso mit Hochdruck wei- jeweiligen individuellen psychi-
an der Universität des Saarlandes, terverfolgt werden wie die Umset- schen, kognitiven oder physischen
nun um eine Wiederbesetzung. zung des Frauenförderplanes in- Voraussetzungen oder Einschrän-
Die zukünftige Landesregierung nerhalb der Verwaltungen. kungen. Mit diesem Recht einher
sollte sich deshalb dafür einset- geht die Verpflichtung von Staa-
zen, dass die Besetzung des Lehr- Gute Pflege sichern ten, Ländern und Kommunen, die
stuhls dauerhaft unterstützt wird. Jeder Pflegebedürftige hat ein gesellschaftliche Umwelt und den
Auch die Beratung bei Berufs- Recht auf die Unterstützung, die er Umgang miteinander so zu gestal-
krankheiten ist auf Dauer nicht für ein gutes Leben benötigt. Da- ten bzw. zu verändern, dass Teil-
mehr in der erforderlichen Breite ran muss sich die Pflegepolitik im habe-Barrieren minimiert bzw. be-
und Tiefe möglich. Derzeit erfolgt Land orientieren. Daher ist eine seitigt werden. Hierbei sind die
die (außerbetriebliche) Beratung schnelle Aktualisierung des Lan- ressortübergreifenden Quer-
und Unterstützung der saarländi- despflegeplans in Hinblick auf sta- schnittsaufgaben „Barrierefreiheit“, !
schen Beschäftigten im Rahmen tionäre, ambulante und häusliche „Partizipation”, „Bewusstseinsbil-
von Berufskrankheitenverfahren Pflege dringend geboten. Wichtig dung“, „Benachteiligungsverbot Mehr Infos zu
im Projekt BASaar, allerdings in nur ist es zudem, flexible und ver- und angemessene Vorkehrungen“ Guter Arbeit
geringem Umfang durch einen netzte Strukturen zu schaffen, in- von besonderer Bedeutung. und AK-Be-
Arbeitsmediziner. Für die Beschäf- dem auf kommunaler Ebene bür- Die AK fordert, dass die Vorga- triebsbarome-
tigten wäre es ein Mehrwert, wenn gerschaftliches ehrenamtliches ben der UN-BRK in allen ter, dem
eine eigene, dauerhaft angelegte Engagement und professionelle Lebensbereichen umgesetzt wer- Projekt Frauen
und geförderte Beratungsstelle Angebote im Sozialraum besser den. Inklusion ist eine gesamtge- im Beruf (FiB),
entstünde. miteinander verknüpft werden. In sellschaftliche Aufgabe und damit dem Projekt
den Aufbau, die Unterhaltung und Aufgabe aller Ressorts der Lan- BASaar sowie
Gleichstellung mit Strategie in die Koordination dieser Ange- desregierung (Querschnittsauf- zu den
Die Gleichstellung von Frauen darf bote müssen Land und Kommu- gabe). Hierbei ist die Partizipation Themen
nicht länger Stückwerk sein – es nen investieren. von Menschen mit Behinderungen Gleichstellung
braucht aus Sicht der Arbeits- Gute Pflege muss zugleich für und ihren Verbänden (Nichts über und Pflege
kammer eine ressortübergrei- Anspruchsberechtigte bezahlbar uns ohne uns!) zu fördern. Das be- gibt es unter
fende Strategie, um sich dem Ziel sein. Die Arbeitskammer fordert hindertenpolitische Programm der www.arbeits-
zu nähern. Gerade die Corona- daher eine konsequente Weiter- Landesregierung muss mit ausrei- kammer.de/
Krise macht klar, dass die Zeit pas- entwicklung der solidarischen chenden finanziellen Ressourcen themen-
send ist für eine strukturierte Vor- Pflegeversicherung, damit Pflege- ausgestattet werden. Die gleich- portale und zur
gehensweise, die die verschiede- qualität erhalten bleibt, ohne dass berechtigte Teilhabe aller Men- Beratungs-
nen Themenfelder umfasst. Dazu Betroffene und Sozialhilfeträger schen an der Gesellschaft darf stelle Wander-
gehören ein Gleichstellungscheck unzumutbar und zunehmend be- nicht vom Vorhandensein wirt- arbeiter unter
beim Erlassen von neuen Geset- lastet werden. Qualifizierte und schaftlicher Mittel bzw. Individuel- www.arbeits-
zen, ein verstärktes Augenmerk motivierte Mitarbeiter wiederum ler Ressourcen abhängig sein. kammer.de/
auf Gleichstellungsfragen in der können nur durch gute Arbeitsbe- beratungs-
Arbeitsmarktpolitik des Landes dingungen gewonnen werden. Dr. Torsten Brandt leitet die stelle-wander-
sowie die Sensibilisierung der Dazu gehört eine Entlohnung, Abteilung Gesellschaftspolitik. arbeit
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