Page 47 - AK-Konkret: 3 | 2023 | Leben + Freizeit
P. 47

Stippvisite

        Gruben-Relikt in malerischer Natur


        ITZENPLITZ  Der Naherholungsraum Itzenplitz lockt mit einem urigen Waldgebiet

        Umgeben von idyllischem Grün
        bieten der Itzenplitzer Weiher
        und der gleichnamige Naher-
        holungsraum in Heiligenwald
        heutzutage einen schönen
        Ausflugsort für Wanderer,
        Radfahrer und Familien. Dabei
        diente der Weiher einst dem
        Betrieb und der Arbeit in der
        nahgelegenen Grube Itzenplitz.

        Von Silvia Buss
        Der Name „Itzenplitz“ hört sich
        für Kinder genau so lustig an wie
        Hotzenplotz oder potztausend.
        Ob Graf von Itzenplitz, der auch
        für den Bergbau zuständige
        Handelsminister bei den alten
        Preußen, wohl so viel Spaß ver-                                                     Foto: Silvia Buss
        stand?  Vermutlich nicht. Durch
        seinen Namen aber ist dem als
        Naherholungsgebiet beliebten   Das runde Pumpenhaus am Itzenplitzer  Weiher erinnert heute
        Itzenplitzer Weiher bei Heiligen-  eher an ein Schlosstürmchen.
        wald auf jeden Fall für immer
        eingeschrieben, dass er einst   heutzutage  strikt verboten. Alle   wieder hoch hinaus wollen, um
        nicht zum Vergnügen entstand.   paar  Meter  weisen  zwar  große   weite Aussichten zu entdecken,
        Das  Wasser des Bachs Kallen-  Schilder darauf hin.  Aber im   die Gelegenheitsradler ebenso
        brunnerfloß,  das  man  ab  Ende   Sommer gehen  viele schwim-  wie  die  Moutainbiker  mit  und
        des  19.  Jahrhunderts  anstaute,   men. Der Herr zeigt auf ein Ufer-  ohne Motor.
        wurde  gebraucht,  um   die  stück, das sich hübsch gerundet   Unter den  vielen markierten
        Dampfmaschinen in der nahe-  und  mit  einem  gepflegten  Ra-  Wander- und Radwegen ist der
        gelegenen Grube Itzenplitz zu   sen aus dem Weiher erhebt. Eine   „Pingenpfad“  hervorzuheben.
        betreiben.  Auch  Grubenwässer   optimale Liegewiese! Noch ist   Eine „Pinge“ nannte der Berg-
        wurden lange in diesen Stausee   das  Wetter  nicht  warm  genug,   mann ein Gebiet, in dem Stein-
        hineingeleitet. Das hört sich   da haben die Enten und eine   kohle oberirdisch abgebaut wer-
        nicht gerade nach guter Bade-  Schildkrötenfamilie  die  Was-  den konnte. Entsprechend hat
        qualität an. Dennoch gingen die   seroberfläche  ganz  für  sich  al-  man diesen rund acht Kilometer
        Einheimischen,  vor allem die                             langen Premium-Rundwander-
        Bergleute, hier immer schon ba-  Der Mischwald ist malerisch  weg mit netten Skulpturen,  vor
        den.                                                      allem aber auch informativen
          „Da  vorne am  Weiher stand   lein.  Was  sich  aber  ganzjährig   Tafeln, historischen Fotos und
        sogar ein Häuschen mit Umklei-  rund um den Weiher wunderbar   streambaren Audiodateien  zur
        dekabinen, und daneben an der   praktizieren lässt, das ist das   lokalen Bergbaugeschichte ver-
        Fischerhütte lagen die Ruder-  „Waldbaden“. Der lichte Mi-  sehen. So gepflegt und in gutem
        boote,“ erzählt ein älterer Herr,   schwald ist beinahe malerisch.   Zustand wie die Liegebänke auf
        der das Gewässer mit seinem   Kein Baum muss militärisch ge-  dem Pingenpfad sind leider
        Hund umrundet. Wobei umrun-  rade stehen, sondern darf sich   nicht alle Bänke im Weiher-Ge-
        den nicht so ganz passt. Aus der   verbiegen, Totholz auch mal lie-  biet.    Auch  der  „Fischerhütte,“
        Vogelschau erkennt man, dass   genbleiben und sich einen schi-  eine  von gleich mehreren Ein-
        der Weiher auch lustig geformt   cken Moospelz zulegen.   kehrmöglicheiten  am  Haupten-
        ist, wie eine Raute, fast wie ein   Ein Netz aus  Wegen  von zu-  tree zum Weiher, wünscht man
        Kinderdrachen mit einem sehr   sammen  53  Kilometer  Länge   dringend eine Verschönerungs-
        langen  Schwanz,  real  von  800   durchzieht das hügelige Grün.   kur. Zu einem wahren Schmuck-
        Meter Länge. Im hinteren, lang-  Hier kommen alle zu ihrem   stück und dem  Wahrzeichen
        gezogenen  Teil des Sees habe   Recht: Spaziergänger, die es ge-  des Itzenplitzer Weihers hat sich,
        er sogar schon Süßwassermu-  mächlich und flach mögen, Nor-  dank eines Fördervereins, das
        scheln gefunden, so sauber sei   dic Walking-Fans, für die es ei-  runde „Pumpenhaus“ entwickelt,
        das  Wasser heute, erzählt der   gene  Strecken  gibt,  die  fitten   das eher an ein romantisches
        Spaziergänger, der sich gut aus-  Wanderer, die gerne viele Kilo-  Schlosstürmchen denn an eine
        kennt. Dennoch ist das Baden   meter  machen  und  immer  mal   Industrieanlage denken lässt.


                                                                               AK-Konkret Spezial 3|23  ·  III
   42   43   44   45   46   47   48   49   50   51   52