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Weiterbildungspraxis
Thomas Becker drückte mit 50

Jahren nochmal die Schulbank

AUS DER PRAXIS 1 Thomas Becker ist nun geprüfter Kraftwerker

Mit 50 Jahren nahm Kessel- nen Heizkraftwerk. Wieder besser verstehst“. Seine Chefs
wärter Thomas Becker eine zeigte er sich flexibel, besuchte sollten Recht behalten.
Weiterbildung zum geprüften einen Kurzlehrgang und machte Von Januar bis Juni 2022 be-
Kraftwerker auf. Seit Jahrzehn- den „Heizerbrief“. Keine zehn suchte Thomas Becker also den
ten hatte er nicht mehr die Jahre später wurde der Betrieb Kraftwerker-Lehrgang beim
Schulbank gedrückt. Deshalb überraschend dicht gemacht. TÜV Nord Bildung, der auf die
war er sich anfangs unsicher, Die Berufserfahrung als Kessel- Theorie-Prüfung bei der Indust-
ob er das alles packt. Jetzt wärter erwies sich nun als Vor- rie- und Handelskammer (IHK)
weiß er: Für eine Weiterbildung teil. „Mit meiner Ausbildung vorbereitet. „Früher musste man
ist es nie zu spät, und es macht könnte ich im Saarland heute dafür immer nach Essen auf die
sogar Spaß. nichts mehr anfangen, die ist Kraftwerkerschule gehen, jetzt
viel zu spezifisch, sagt Thomas kann man es hier neben dem
Von Silvia Buss Becker. Als Kesselwärter aber Kraftwerk Fenne machen, das
konnte er 2020 nahtlos zur ist ein sehr großer Vorteil“, sagt
Schon sehr früh im Leben hatte STEAG wechseln, zu deren Thomas Becker. Vorteilhaft war
Thomas Becker die Erfahrung Kohlekraftwerk Völklingen- außerdem: Für den Block-Un-
machen müssen, dass es beruf- Fenne. terricht, der jeweils im zweiwö-
lich manchmal anders kommt, Als die Betriebsleitung ihm chigen Wechsel mit der Arbeit
als man denkt. Und dass man vor rund einem Jahr anbot, ja stattfand, war er von STEAG
sich dann umstellen muss. Ei- nahelegte, die Weiterbildung freigestellt, wurde bezahlt, er-
gentlich schon bei der Ausbil- zum Kraftwerker zu absolvieren, hielt eine Aufwandsentschädi-
dung. Denn auf Anraten des Va- gung und bekam alle Materia-
ters bewarb sich der gebürtige Die Mehrbelastung hielt lien gestellt. Die Mehrbelastung
Eppelborner 1988 um eine sich in Grenzen hielt sich dadurch in Grenzen.
Lehrstelle im selben Industrie- Nach der Schule habe er sich
trieb, in dem auch die Eltern ar- war er überrascht, dass der Be- jeden Abend noch einmal über
beiteten. Ausgerechnet in je- trieb so viel in ihn investieren die Unterlagen gebeugt, um
nem Jahr bot die Firma keine wollte. Immerhin sei er ja schon sich das neu Gelernte einzuprä-
Azubi-Stelle für Schlosser, son- 50, die Schulzeit liege lange zu- gen, erzählt Becker. Auch dass
dern nur für Holzbearbeitungs- rück, er sei im Lernen nicht manche Lehrer Hausaufgaben,
mechaniker an. mehr so geübt, habe er den Tests und Klausuren anboten,
Also lernte Thomas Becker, Chefs zu bedenken gegeben. fand er hilfreich: „Dadurch war
wie man MDF- und Spanplatten „Sie haben gesagt“, wie er sich die Vorbereitung auf die Prü-
und andere Holzwerkstoffe her- erinnert, „wir machen das, weil fung am Ende einfacher, weil
stellt. Kurz nach der Lehre wir das Potenzial in dir sehen, ich 80 Prozent schon verinner-
setzte die Firma ihn in einem dass du die Arbeit auf dem licht hatte“. Bei der zweitägigen
ganz anderen Bereich ein: als Leitstand hinterher noch besser IHK-Prüfung in Theorie habe er
Kesselwärter im betriebseige- kannst und die Hintergründe einen Schnitt von über 90 von
100 Punkten erreicht, sagt er.
Besser geht’s kaum. Vor der
praktischen Prüfung im nächs-
ten Jahr muss er sich daher
nicht fürchten.
Freuen darf er sich am Ende
auch auf eine höhere Vergü-
tung. Im Arbeitsalltag merkt
Thomas Becker bereits den po-
sitiven Effekt des Lehrgangs. Als
Kesselwärter habe man sich
Foto: Pasquale D‘Angiolillo net, aber jetzt verfüge er auch-
zwar viel Grundwissen angeeig-
über die theoretischen Hinter-
gründe: Etwa wie ein E-Filter für
die Entstaubung genau aufge-

„Ich verstehe jetzt an der Anlage
Thomas Becker konnte durch eine Weiterbildung seine theo- baut ist und funktioniert, sagt er.
alles schneller und kann schnel-
retischen Kenntnisse weiter vertiefen. ler reagieren“.

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