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Szene-Einblick

Es ist schwierig, davon zu leben

COMIC-SZENE Im Saarland gibt es etablierte Künstler und Nachwuchstalente

Das Saarland hat einige
Comic-Künstlerinnen und
-Künstler, die bundesweit, ja
sogar international erfolgreich
sind. Wie kommt das? Kann
man schon von einer richtigen
Comic-Szene sprechen? Wir
haben uns umgehört.

Von Silvia Buss
Kürzlich hatten Elizabeth Pich
und Jonathan Kunz in Saarbrü-
cken ihre erste „richtige“ Einze-
lausstellung und zwar in der Ku-
ba-Galerie, die sonst nur analoge
Kunst ausstellt. Pich und Kunz
hingegen zeichnen Comic-Strips Foto: Iris Maurer
fürs Internet. Nicht nur das war
ungewöhnlich. So mancher klas-
sische Galeriebesucher war Jonathan Kunz zeichnet gemeinsam mit Elisabeth Pich die „War
überrascht zu erfahren, dass die and Peas“-Comicstrips und ist Dozent an der HBKsaar.
beiden Künstler (Jahrgang
1988/89), die an der Hochschule gann jedoch analog. Zuerst ließ zu einer Krimikomödie des ZDF
der Bildenden Künste Saar stu- er sich in Luxemburg zum Trick- bis hin zur preisgekrönten Gra-
diert haben, im Internet bereits so filmzeichner ausbilden und ar- phic Novel „Münchhausen“ ge-
etwas wie Stars sind. Über eine beitete dort in einem Trickfilm- meinsam mit Flix. Trotz alledem:
Million Fans folgen in den sozia- studio. Da ihn das Zeichnen für Erst die täglichen Känguru-Co-
len Netzwerken dem Duo, das im kommerzielle Produktionen aber mics für Zeit-Online hätten bei
Wochentakt jeweils eine neue irgendwann langweilte, er eigene ihm zu einem regelmäßigen Ein-
Folge seiner gemeinsam kreiier- Geschichten zeichnen wollte, wie kommen geführt, sagt Kissel. Wie
ten englischsprachigen „War and er erzählt, wagte Kissel den schwer es ist, von Comics zu le-
Peas“-Comicstrips einstellt. Der Schritt in die Selbstständigkeit. ben, bestätigten auch Kunz und
Erfolg im Internet machte renom- Dabei half ihm Flix alias Felix Gör- Pich, die sich durch den On-
mierte Comic-Verlage in den line-Verkauf von signierten Co-
USA, Deutschland und Spanien Der Kontakt zum mic-Drucken und T-Shirts und
auf sie aufmerksam, sodass die Publikum ist wichtig sonstigem Merchandising neue
ersten „Funny Comics for dirty Einnahmequellen eröffneten.
lovers“ – so der Untertitel – jetzt mann. Mit dem fast gleichaltrigen Als Lehrbeauftragter für Co-
in Buchform in drei verschiede- HBKSaar-Absolventen, der heute mic/Graphic Novel an der
nen Sprachen vorliegen. Ist das als einer der berühmtesten deut- HBKSaar hat Kunz jahrelang jün-
Internet also die große Chance schen Comic-Zeichner in Berlin gere Nachwuchstalente heran-
für Comic-Zeichner, auch aus der lebt, ist Kissel schon seit vielen gebildet, die nun mit ihren ver-
Provinz heraus berühmt zu wer- Jahren befreundet. Ein gemein- schiedenen Stilen die hiesige,
den? sames Grimm-Märchen-Co- noch nicht sehr etablierte Co-
Auch bei Bernd Kissel (Jahr- mic-Projekt mit Flix inspirierte mic-Szene bereichern. Dazu zählt
gang 1978) , der immer schon auf Kissel zu den „SaarLegenden“ er etwa Valerie Minelli
dem Land in der Nähe von Saar- nach den Sagen von Karl Loh- („Mrs. Frollein“),, Sebastian Wachs,
louis lebte, hat das Netz jetzt für meyer, die er der Saarbrücker Luisa Aatz Bässmann, Sophie
einen großen Bekanntheitsschub Zeitung anbot. Aus der geplanten Lessure oder auch Eric Heit. Will
gesorgt. Seit er vor eineinhalb Serie von zehn Teilen wurden man, dass sie hier bleiben, helfe
Jahren begann, zusammen mit 100 Comics, daraus erst ein Buch nur eins, sagt Kunz: „Wie alle Co-
Kult-Autor Marc-Uwe Kling einen und dann noch zwei weitere mic-Zeicher brauchen sie mög-
täglichen Känguru-Comic-Strip Bände, die im Saarbrücker Geist- lichst viele Aufträge von Unter-
für die Webseite der Wochenzei- kirch Verlag erschienen sind. nehmen und Behörden.“ Zum
tung „Die Zeit“ zu zeichnen, ist Nach dem Durchbruch im Wohlfühlen schätzen Kunz und
der Fankreis so rasant gewach- Saarland machte Kissel sich auch Pich aber noch etwas anderes
sen, dass man ihm riet, seine Pri- zunehmend bundesweit einen sehr: den realen Kontakt mit den
vatadresse und Telefonnummer Namen: angefangen von Comics Kolleginnen und dem Publikum
aus dem Netz zu löschen. Kissels auf Französisch für einen Schul- in Form von Release-Partys und
Karriere als Comic-Zeichner be- buchverlag, über Web-Comics Comic-Autorenlesungen vor Ort.

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