Die Einheitsgewerkschaft im Saarstaat 1945 – 1955/57
Demokratisierungsbeitrag, Krisenerfahrung und Sozialkonflikt
Autor: Frank Hirsch: Die Einheitsgewerkschaft im Saarstaat (1945-1955/57)
Demokratisierungsbeitrag, Krisenerfahrung und Sozialkonflikt
Schriftenreihe der Arbeitskammer des Saarlandes, Band 1
Mit der Gründung der Einheitsgewerkschaft der Arbeiter, Angestellten und Beamten des Saarlandes am 29. Oktober 1945 begann schon wenige Monate nach Kriegsende wieder organisiertes gewerkschaftliches Leben. Auf dem Höhepunkt hatte sie etwa 120.000 Mitglieder und war in 14 Einzelgewerkschaften organisiert. Sie entwickelte sich schnell zu einem wichtigen sozialpolitischen Akteur mit hoher gesellschaftlicher Akzeptanz. Sei es der Wiederaufbau der Betriebe, der Kampf für eine gerechte Entlohnung oder die Etablierung demokratischer Strukturen und Grundsätze: Angesichts der großen Herausforderungen nach der Nazi-Diktatur engagierte sich die Einheitsgewerkschaft auf vielfältige Weise.
Wegen des strikt profranzösischen Kurses von Johannes Hoffmann geriet die Einheitsgewerkschaft zunehmend in Konflikt mit der Saarregierung. Besonders der „Industrieverband Bergbau“ erwies sich als oppositionelles Zentrum zur autoritären politischen Führung. Der „IV Bergbau“ wurde deswegen verboten. Die Einheitsgewerkschaft durchlief in der Folge eine existenzielle Krise, die nach der Ablehnung des Saarstatuts 1955 durch die saarländische Bevölkerung schließlich zur Auflösung und zum Aufgehen im neuen DGB Saar führte.
Die bewegte, kurze Zeit der Einheitsgewerkschaft kann als Lehrstück für die große allgemeine Bedeutung von Gewerkschaften dienen: Sowohl ihre Verdienste und Leistungen, als auch ihre inneren Zerwürfnisse und äußeren Anfeindungen verdeutlichen beispielhaft die Notwendigkeit gewerkschaftlicher Einheit und die wichtige Rolle bei der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse.
Erstmals wurden die Geschichte der saarländischen Einheitsgewerkschaft einer eingehenden Analyse mit zum Teil neuen Archivquellen unterzogen und die Ergebnisse in einer eigenständigen Veröffentlichung zusammengetragen. Der Autor Dr. Frank Hirsch, Historiker am Dokumentationszentrum der Arbeitskammer, versammelt in der Publikation bereits bekannte Forschungen, er präsentiert aber auch neue Erkenntnisse zum Beispiel in den Themengebieten Tarifpolitik, Kultur und Mitbestimmung. Das Buch bildet den Auftakt der neuen Arbeitskammer-Schriftenreihe zur Arbeits- und Sozialgeschichte. In ihr werden künftig zentrale gesellschaftliche und gewerkschaftliche Themen aufgearbeitet und in sowohl gut verständlicher wie auch wissenschaftlich adäquater Form dargestellt. 2016 soll die Geschichte der Arbeitskammer erscheinen.