Seinen Auftritt beim „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ in Saarbrücken am 27. Januar 2025 wird kaum einer der Anwesenden vergessen können. In freier Rede erläuterte Professor Michel Friedman, warum er auf einem Friedhof aufgewachsen sei - mit seinen Eltern als Friedhofswärter und ihm als jüngstem Lehrling. 50 Angehörige seiner Familie seien ermordet worden, er habe sie nie kennengelernt, er habe sie nur als Schatten der Erinnerung erlebt. Ermordet allesamt, nur weil sie Juden waren. Ihr Verbrechen: Jude zu sein. Ihr Todesurteil sprachen Deutsche.
Seine bohrenden Fragen nach dem „Warum?“ und den Verantwortlichen ließ den Zuhörenden den Atem stocken. 80 Jahre nach Auschwitz benötigen Synagogen Polizeischutz, müssen jüdische Schüler:innen von der Polizei beschützt werden. Soweit Friedman zu Beginn seiner Rede. Am Ende Standing Ovations für den begnadeten Redner aus Frankfurt!
Im Rahmen unserer langjährigen Reihe „Demokratie in Gefahr!“ kommt der unerbittliche Streiter für Menschenrechte, Toleranz und Empathie zum Diskussionsabend der Stiftung Demokratie (SDS), der Arbeitskammer des Saarlandes und des Kulturforums der Sozialdemokratie Saarland. Vor ihm haben ein Heribert Prantl oder ein Jörg Schönenborn oder Armin Pfahl-Traughber über das Thema gesprochen. Nun hat sich Professor Michel Friedman die Erkenntnis „Hass zerstört die Demokratie“ zum Thema gemacht - im Alleingang am Montag, 28. April.
Prof. Dr. Michel Friedman
Prof. Dr. Michel Friedman wurde am 25. Februar 1956 in Paris geboren, war von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, Herausgeber der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ und zeitgleich Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Er moderierte Talksendungen wie „Vorsicht! Friedman!“ (1998-2003) oder Studio Friedman beim Sender N24 (2004-2021). In den letzten Jahren arbeitete er als Honorarprofessor für Immobilien- und Medienrecht an der Frankfurt University Applied Sciences.