Die Corona-Krise verstärkt die Herausforderungen durch den tiefgreifenden Struktur- und Technologiewandel, vor denen wir im Saarland bereits seit Längerem stehen. Für die Arbeitskammer zentral: „Der Strukturwandel ist eine Querschnittsaufgabe und muss als solche behandelt werden. Deshalb brauchen wir eine in der Landesregierung abgestimmte und unter Einbeziehung von Arbeitnehmerschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickelte Gesamtstrategie für das Saarland“, fordert Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, beim AK-Zukunftsforum am 1. Oktober. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Transformation ist eine starke Mitbestimmung auf betrieblicher Ebene und im politischen Prozess. Etwa beim geplanten Beteiligungsfonds des Landes, der für den Standort wichtigen Unternehmen bei der Transformation unter die Arme greifen soll, um so Beschäftigung im Saarland zu sichern. „Hier müssen Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen in Entscheidungsgremien vertreten und beteiligt sein“, so Caspar.
Mit Blick auf die Neuausrichtung der Industrie in Deutschland muss die Diskussion technologieoffener geführt werden. „Grundsätzlich brauchen wir grüne Energie, um E-Mobilität und Wasserstofftechnologie voranzutreiben. Wenn wir die haben, können wir eine tragfähige Bilanz aufmachen. Derzeit brauchen wir den hocheffizienten Verbrenner, damit wir die beiden anderen Stränge weiterentwickeln können“, so Caspar. „Und wir brauchen eine verlässliche langfristige politische Weichenstellung. Die Kurzformel für das Saarland und die Transformation heißt: Wir brauchen Zeit und Geld für den Transformationsprozess.“
Insbesondere im Bereich Wasserstoff sieht die Arbeitskammer großes Potential für das Saarland. „Diese Technologie bietet Anknüpfungspunkte sowohl für die Stahlindustrie als auch im Automobilbereich. Die Landesregierung ist nun gefordert, hier zügig voranzugehen, um im Wettbewerb der Regionen die entsprechenden Fördermittel nicht zu verlieren“, fordert der Vorstandsvorsitzende.
„Die Transformation unseres Wirtschaftsstandortes ist bereits in vollem Gange. Insbesondere die beiden großen Industriezweige Automobil- und Stahlbranche stehen nicht erst seit Corona vor enormen Herausforderungen. Die Pandemie hat diese Entwicklung allerdings beschleunigt. Aber in jeder Krise liegt auch die Chance, stärker daraus hervorzutreten als man hineingegangen ist. In der Energiewende liegt das Potential zu zeigen, dass Klimaschutz, Industrie und Wirtschaftswachstum zusammen gehören“, sagt auch Wirtschafts- und Arbeitsministerin Anke Rehlinger beim AK-Zukunftsforum. Rehlinger betont: „Wir stehen im Saarland bereit – zum Beispiel als Wasserstoffregion. Das gelingt aber nur, wenn sowohl Unternehmen als auch die öffentliche Hand hohe Summen investieren. Die Zukunft der Industrie wird Milliarden kosten, keine Zukunft für unsere Industrie wird aber Billionen kosten sowie einen Teil unseres Wohlstandes und zehntausende Arbeitsplätze deutschlandweit. Für die Beschäftigten sind Weiterbildung und Qualifizierung der Schlüssel für einen erfolgreichen Wandel, ebenso wie die Möglichkeit, bei Bedarf schnell in neue Beschäftigungsverhältnisse wechseln zu können. Mit einer Transformationsgesellschaft werden wir im Saarland einen neuen Weg gehen, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dabei zur Seite stehen. Wir wollen einen Strukturwandel ohne Strukturbrüche“
„Die soziale und ökologische Transformation stellt hohe Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte. Ambitionierte Ziele müssen entsprechend mit finanziellen Mitteln hinterlegt werden, um den Unternehmen Investitionen zu ermöglichen und mit Hilfe aktiver Arbeitsmarktpolitik und einer Weiterbildungsoffensive eine Perspektive für die Beschäftigten zu schaffen“, so AK-Vorstand Jörg Caspar abschließend.
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