Neue AK-Befragung: Beschäftigte unterstützen Strukturwandel, sorgen sich aber um gesellschaftlichen Zusammenhalt - Politik muss mehr Sicherheit geben

Pressedienst vom

„Um den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht zu gefährden, muss der Strukturwandel im Saarland sozial gerecht gestaltet werden. Das ist eine wesentliche Forderung aus unserer ersten AK-Beschäftigtenbefragung,“ sagt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, bei der Vorstellung der Ergebnisse der neuen AK-Umfrage am Freitag in Saarbrücken. Darin hat die Arbeitskammer rund 3.000 Beschäftigte im Saarland gefragt, wie sie die dringendsten Fragen der Transformation aus ihrer aktuellen Lebens- und Arbeitssituation bewerten. Und die Arbeitskammer hat auch gefragt, welche Sorgen sie in der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation am stärksten umtreiben.

Die größten Sorgen machen sich die Beschäftigten um die wachsende Schere zwischen arm und reich (84 %), um den sozialen Zusammenhalt (71 %) und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung (65 %). Hier wird ein klarer politischer Handlungsauftrag deutlich.

Bei Veränderungen in ihrem Arbeitsumfeld, etwa getrieben durch Digitalisierung oder auch Klimaschutz und Energiewende, sind die Beschäftigten grundsätzlich bereit, sich dem Strukturwandel aktiv zu stellen. „Unsere Befragung zeigt, dass mehr als ein Drittel der Befragten in den vergangenen Jahren an einer Fort- oder Weiterbildung teilgenommen hat. Und sie begründen dies mehrheitlich damit, dass sie ihre Arbeit gut machen wollen“, stellt Caspar heraus und unterstreicht, dass ebenfalls mehr als ein Drittel sich auch in den kommenden Jahren weiterbilden wolle. Caspar betont weiter, dass die Beteiligung von Beschäftigten bei Veränderungsprozessen für das Gelingen des Strukturwandels wichtig ist. „Wir stellen etwa fest, dass Digitalisierung dann eher als Verschlechterung wahrgenommen wird, wenn die Beschäftigten den Eindruck haben, nicht mitentscheiden zu können.“

Wir sehen aber auch, dass die Beschäftigten dabei einschneidende gesellschaftspolitische Herausforderungen befürchten. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass sich die Beschäftigten vor dem Hintergrund der enorm gestiegenen Energie- und Verbraucherpreise große Sorgen um den Erhalt des eigenen Lebensstandards (55 %) und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in arm und reich (84 %) machen“, so Caspar. „Die Beschäftigten sehen die Früchte ihrer Arbeit gefährdet“, warnt der Vorstandsvorsitzende eindringlich.

Aus Sicht der Arbeitskammer besteht die Gefahr, dass die Bereitschaft zu Dekarbonisierung und Klimaschutz in der Gesamtgesellschaft beeinträchtigt werden könnte. „Die Notwendigkeit für die Abkehr von fossilen Energieträgern und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Transformation wird von bei den Beschäftigten im Saarland weitgehend gesehen“, erklärt Caspar, „die sozial gerechte Lastenverteilung ist dabei aber der Dreh- und Angelpunkt, der über das Gelingen dieser historischen Aufgabe entscheidet.“

Das Votum der Befragten ist auch hier eindeutig:  91 % sind der Meinung, dass die Politik den Strukturwandel in erster Linie sozialverträglich vorantreiben soll. Und mit Blick auf die Diskussionen um den saarländischen Transformationsfonds ist es für die Arbeitskammer von großer Bedeutung, dass auch 91 % der Befragten der Meinung sind, dass Bund und Land zusätzliche Mittel für einen nachhaltigen Strukturwandel im Saarland bereitstellen müssen. Caspar: „Hier bekommt die Landesregierung ganz klar Rückenwind von den Beschäftigten.“

„Und ebenso wie Unternehmen Leitplanken und Sicherheit für ihr Investitionsentscheidungen brauchen, so brauchen die Beschäftigten die Sicherheit, dass alles dafür getan wird, dass sie dabei nicht unter die Räder kommen“, mahnt Caspar. Das zeigt sich insbesondere bei den Befragten aus den von der Transformation besonders betroffenen Branchen im Produzierenden Gewerbe. „Die Beschäftigten stehen bereit für die Transformation. Jetzt ist es an der Politik und den Betrieben, sie gemeinsam mit den Beschäftigten und nicht über sie hinweg zu gestalten“, so Caspar abschließend.


Hintergrund:

Im Februar 2023 hat die Arbeitskammer des Saarlandes zum ersten Mal eine repräsentative Online-Befragung bei saarländischen abhängig Beschäftigten durchgeführt, begleitet von einem externen wissenschaftlichen Beirat. Befragt wurden sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Die disproportional geschichtete Stichprobe umfasste 20.000 Personen und wurde auf betriebliche und ausgewählte berufsbezogene Merkmale kontrolliert. Rund 3.000 Befragte haben sich beteiligt. Die Ergebnisse sind für die Grundgesamtheit verallgemeinerbar.

Weitere Informationen und Ergebnisse der Befragung:

AK-Beschäftigtenbefragung 2023

 

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