Neue AK-Analyse zur Entwicklung und den Herausforderungen in der saarländischen Industrie

Pressedienst vom

In den vergangenen zehn Jahren sind über 11.000 Industrie-Arbeitsplätze im Saarland abgebaut worden. Dennoch stellt der industrielle Kern weiterhin die tragende Säule der saarländischen Wirtschaft dar, von der auch viele Arbeitsplätze in anderen Wirtschafts-bereichen abhängig sind. Zudem ist die relativ hohe Kaufkraft der Industrie-Beschäftigten für die gesamte Wirtschaftskraft und den gesellschaftlichen Wohlstand des Saarlandes essentiell. Angesichts der enormen Herausforderungen muss das Ziel einer erfolgreichen Industriepolitik deshalb sein, die weitestgehend gut organisierte sowie stark tarifgebundene und damit in der Regel gut entlohnte Industriearbeit an der Saar zu sichern und zu stärken. Das stellt die Arbeitskammer in ihrer neu erschienenen AK-Analyse heraus.

Insbesondere die Schlüsselindustrien an der Saar (Automotive, Maschinenbau und Metallgewerbe) kämpfen seit Jahren mit enormen Herausforderungen: Außenwirtschaftliche Probleme und geopolitische Unsicherheiten, Kostendruck durch ausländische Standorte und Überkapazitäten auf dem Weltmarkt, Abhängigkeiten durch Just-in-Time-Produktion und von Rohstofflieferungen, Digitalisierung und Automatisierung, neue Wettbewerber und veränderte Kompetenzanforderungen, fehlende Unternehmenszentralen und häufig Eindimensionalität statt breiter Produktpalette in vielen Zuliefererbetrieben sowie Dekarbonisierung und notwendige klimapolitische Umstellungen in der Produktion. Diese Entwicklungen machen sich auch auf dem saarländischen Arbeitsmarkt bemerkbar: Zwischen 2014 und 2024 wurden knapp 11.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der saarländischen Industrie abgebaut (-11,0 %, Bund: +2,0 %), so dass dort inzwischen nur noch ca. 87.800 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.

Eine differenzierte Betrachtung der Strukturveränderung zeigt, dass der Arbeitsplatzabbau in der Industrie auch durch eine geringere Wertschöpfungstiefe erklärt werden kann: Neben dem Einsatz von Leiharbeitern werden auch immer mehr produktionsbegleitende Dienste fremd-vergeben, wie z.B. die Wartung oder Reinigung von Maschinen, welche ursprünglich im eigenen Konzern erbracht wurden. Häufig geht es dabei vor allem darum, das relativ hohe Schutzniveau der Tarifverträge und höhere Entgeltniveau in der Industrie zu umgehen.

Die enorme Bedeutung bzw. die Abhängigkeit von der Industrie zeigt sich auch anhand der relativ hohen Entgeltzahlungen: Im Durchschnitt bezieht ein vollzeitbeschäftigter Industriearbeiter 58.557 Euro brutto im Jahr. Damit liegen die Verdienste ca. 7,5 % über dem saarländischen Durchschnitt. Die Beschäftigten der saarländischen Industrie haben also ein enormes Kaufkraftpotenzial. Fällt dieses an der Saar weg, wird sich das in der gesamten saarländischen Wirtschaft, also auch in vielen Dienstleistungsbereichen oder dem Handwerk, bemerkbar machen. Vor dem Hintergrund des nach wie vor anhaltend hohen Preisniveaus für Lebenshaltungs- und Energiekosten bzw. den daraus folgenden Belastungen für Arbeitnehmende in Form von Reallohnsenkungen und schwindender Kaufkraft, ist es essentiell, dass die Löhne und Gehälter gesichert bzw. gestärkt werden – in dem die industrielle Beschäftigung an der Saar möglichst erhalten bleibt und kräftige Lohnsteigerungen erkämpft werden.

Das steht den Beschäftigten auch zu: Die Arbeitsproduktivität (Bruttowertschöpfung je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen) in der saarländischen Industrie ist seit dem Jahr 2000 um 95,8 % gewachsen, zeitgleich sind die Bruttolöhne und -gehälter (je Arbeitsstunde der Arbeit-nehmenden) allerdings lediglich um 67,7 % gestiegen.

Die AK-Analyse „Entwicklung und Herausforderungen in der saarländischen Industrie“ kann auf den Seiten der Arbeitskammer heruntergeladen werden: www.arbeitskammer.de/ak-analyse-industrie.

 

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