Arbeitskammer, DGB und BEST e.V. verleihen drei saarländische Mitbestimmungspreise
Bei einer Festveranstaltung im Bildungszentrum Kirkel sind am Mittwochabend die 2. Saarländischen Mitbestimmungspreise verliehen worden. Die Arbeitskammer des Saarlandes, der Deutsche Gewerkschaftsbund und BEST e.V. zeichneten dabei den Betriebsrat der SHG-Kliniken in Völklingen, den Personalrat des saarländischen Rundfunks sowie den Betriebsrat von MAT Foundries Europe in Neunkirchen für ihren vorbildlichen Einsatz im Auftrag und Dienste der Belegschaften aus. Der AK-Vorstandsvorsitzende Jörg Caspar nannte die Preisträger Botschafter der Mitbestimmung. Sie zeigten beispielhaft: „Mitbestimmung ist persönliches Engagement, ist oft ein harter Kampf und ist immer Gewinn für die Beschäftigten.“
Caspar erklärte in seiner Rede vor den geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie den Vertretern der 32 am Preis beteiligten Betriebs-, Personalräte und Mitarbeitervertretungen aus dem ganzen Saarland weiter, zahlreiche Studien belegten, dass mitbestimmte Unternehmen innovativer, wirtschaftlich erfolgreicher und nachhaltiger agieren, dass sie „gute Arbeit“ und sichere Arbeitsplätze fördern: „Mitbestimmung war und ist Basis dafür, dass wir wirtschaftlichen Wandel gemeistert haben und meistern werden“. AK-Hauptgeschäftsführer und BEST-Geschäftsführer Thomas Otto forderte „mehr und bessere Mitbestimmung“ – gerade in der Transformation mit ihren ganz besonderen Herausforderungen für die saarländische Wirtschaft. Längst überfällig sei außerdem eine umfassende Reform der Betriebsverfassung, die den Beschäftigten eine echte Beteiligung auch in wirtschaftlichen Belangen garantiert (ob nun bei Innovationen, Investitionen oder bei Verlagerungen), meinten Caspar und Otto übereinstimmend.
Eugen Roth als stellvertretender Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, betonte den Anspruch der Gewerkschaften darauf, die digitale Transformation der Wirtschaft erfolgreich mitzugestalten: „Dafür müssen wir bestehende Instrumente der Mitbestimmung und Tarifbindung weiterentwickeln.“ Roth warb gleichzeitig für die Teilnahme an den Betriebsratswahlen im Frühjahr 2022 sowie für die Gründung von Beschäftigtenvertretungen in Unternehmen, wo es solche bislang nicht gibt. Für ihn als Gewerkschafter gelte das Motto: „Hast du keinen, wähl dir einen!“
Die saarländische Wirtschafts- und Arbeitsministerin, Anke Rehlinger, machte deutlich, dass Mitbestimmung in den Unternehmen ein Gewinn für alle Beteiligten ist: „Deutsche Unternehmen sind gerade wegen unserer Mitbestimmungskultur wirtschaftlich so erfolgreich. Betriebsräte, Personalräte und Mitarbeitervertretungen mit einer starken Stimme und innovativen Ansätzen sind unverzichtbare Erfolgsfaktoren für Beschäftigte und Unternehmen. Darum lasst uns auch andere dazu motivieren, sich aktiv in ihr Unternehmen einzubringen und diejenigen dafür honorieren, die dies tagtäglich tun!“
Die 2. Saarländischen Mitbestimmungspreise sollten ursprünglich bei der 2. Mitbestimmungsmesse für das Saarland verliehen werden. Diese musste jedoch aufgrund der aktuellen Pandemiesituation abgesagt werden. Mit dem Festakt setzten die Organisatoren trotzdem ein Zeichen, dass die betriebliche Mitbestimmung für sie ein zentraler Bestandteil der Wirtschaft in unserer demokratischen Gesellschaft ist.
Der 1. Preis geht an den Betriebsrat der SHG-Kliniken Völklingen für „gelebte Mitbestimmung in der Pflege“, wie es die Preisjury formulierte. Ausgezeichnet wurde eine Betriebsvereinbarung für den Fall einer Pandemie und Regelungsabreden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Der Betriebsrat erreichte dadurch bedeutende Verbesserungen bei Arbeitszeit, Entlohnung und Gesundheitsschutz für die Beschäftigten.
Zwei 2. Preise gehen an den Personalrat des Saarländischen Rundfunks und an den Betriebsrat von MAT Foundries Europe. Beim SR erreichte der Personalrat laut Jury eine wegweisende Vereinbarung zur Qualifizierung. Beim Sender kümmert sich eine paritätisch besetzte Fort- und Weiterbildungskommission ganz gezielt um „lebenslanges Lernen“ aller Beschäftigten. So sollen auf breiter Basis beruflich verwertbare Kenntnisse und Fähigkeiten erhalten, aktualisiert, vertieft, ergänzt, verbessert oder erweitert werden. Der Betriebsrat von MAT Foundries Europe kämpft seit Jahren mit Nachdruck um den Erhalt der Arbeitsplätze, was die Jury beeindruckte. Der Betriebsrat schloss eine Vereinbarung zur Sicherung der Tarifbindung sowie zur Mindestbeschäftigung ab und konnte einen jährlichen Mitgliederbonus per Tarifvertrag gemeinsam mit den Beschäftigten erkämpfen.