„Die Gesundheitswirtschaft ist im Saarland ein bisher unterschätzter Wachstums- und Beschäftigungsfaktor. Sie bietet in rund 4.000 Betrieben mehr als 85.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Die Pflege ist dabei der stärkste Job-Motor. Es zeigen sich jedoch auch Handlungsbedarfe bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen und der Koordinierung der Versorgungsangebote“, fasst Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeiterkammer, die Ergebnisse einer Studie des Saarbrücker Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) im Auftrag der Arbeitskammer zusammen.
Die Studie AK-Texte „Beschäftigung und Arbeit in der saarländischen Gesundheitswirtschaft“ ist bereits die dritte Studie über die Gesundheitswirtschaft, die die Arbeitskammer in den vergangenen zehn Jahren dem iso-Institut in Auftrag gab. Die Studie ist Teil eines Gesamtpakets und legt dieses Mal den Fokus auf die Beschäftigungssituation sowie auf die politischen Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten der Gesundheitswirtschaft. Erstmals wurden dabei auch Daten zum so genannten „zweiten Gesundheitsmarkt“ einbezogen.
Aufgrund der demografischen Entwicklung stelle das Saarland mit seinem hohen Altersdurchschnitt einen starken Markt mit einer steigenden Nachfrage nach medizinischen und pflegerischen Leistungen dar. Insbesondere in den stationären Pflegeheimen sind viele neue Arbeitsplätze entstanden. Bei der Beurteilung des Beschäftigungsvolumens muss allerdings berücksichtigt werden, dass Teilzeitbeschäftigung im Gesundheitswesen eine große Rolle spielt. Laut der Studie sind in der Gesundheitswirtschaft ca. 36% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Teilzeitarbeit tätig (Gesamtwirtschaft: 26%). Dafür liegt der Anteil der geringfügige Beschäftigung / Minijobs in der Gesundheitswirtschaft zwar mit 18,9 Prozent unter dem Niveau in der saarländischen Gesamtwirtschaft (20,6 Prozent), im „zweiten Gesundheitsmarkt“ arbeitet allerdings jeder zweite Beschäftigte als Minijobber. Auch in den ambulanten Pflegediensten sind Minijobs mit einem Anteil von 29,4 Prozent weit verbreitet.
„In der aktuellen Koalitionsvereinbarung wird insbesondere auf die Förderung des Gesundheitstourismus – also des „zweiten Gesundheitsmarktes“ gesetzt. Zwar gewinnt dieser an Gewicht, dennoch hat der Kern des klassischen Gesundheitswesens – also Leistungsanbieter wie Krankenhäuser oder Pflegedienste und -einrichtungen – die größte Bedeutung für die Beschäftigung“, stellt Caspar fest. Der „zweite Markt“ stelle im Saarland nur acht Prozent der Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft. Auch sind Minijobs dort stark verbreitet. „Strategien zur wirtschaftspolitischen Förderung des zweiten Gesundheitsmarktes müssen dessen Potenziale realistisch einschätzen, dessen Beschäftigungsqualität auf Kriterien Guter Arbeit prüfen und die Arbeitnehmerseite beteiligen“, so Caspar.
Die Gesundheitswirtschaft ist in hohem Maße politisch gestaltungsfähig – auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene. „Hier liegt eine Herausforderung für alle Akteure, denn der gesellschaftliche Bedarf an qualitativ hochwertigen Gesundheitsgütern und damit die wirtschaftliche Bedeutung der Branche werden in Zukunft weiter wachsen“, so Caspar.
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