69 % der Beschäftigten wünschen sich auch nach der Krise mehr Homeoffice in ihrem Unternehmen, auf der Arbeitgeberseite sind es 50,7 %, die der Option positiv gegenüber stehen. Das geht aus einer Umfrage der Arbeitskammer des Saarlandes und der Beratungsstelle BEST vom Juni 2020 hervor. Während der Corona-Krise gab es einen starken Anstieg der Nutzung von Homeoffice in den saarländischen Betrieben und Dienststellen. Der Höhepunkt scheint überschritten, denn die Zahlen gehen seit Juni zurück. „Die Betriebs- und Personalräte erwarten für die Zukunft aber einen deutlich höheren Einsatz von Homeoffice-Anwendungen im Vergleich zur Vorkrisenzeit. Doch da gibt es in den Betrieben noch erheblichen Regelungsbedarf“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer und Geschäftsführer der Technologieberatungsstelle BEST e.V.
Homeoffice wurde in der Krise in den Branchen unterschiedlich intensiv genutzt. Die digitalisierungsorientierten Unternehmen werden auch in Zukunft stärker auf diese „neue“ Arbeitsweise setzten. „In der Krise haben die betroffenen Arbeitnehmer*innen und Unternehmen den Einsatz von Homeoffice sehr pragmatisch umgesetzt. Die mangelnde technische wie auch übrige Ausstattung wurden dabei kompensiert bzw. weitgehend akzeptiert. Es gab und gibt aber Defizite, die klar geregelt werden müssen“, so Otto.
Ganz oben auf der Agenda stehen Regelungen zur Arbeitszeit sowie die Ausgestaltung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dieses Thema hat eine besonders hohe Bedeutung, da für viele Homeoffice auch mit Homeschooling oder allgemeiner Kinderbetreuung zusammenfällt. Dies wird zunehmend als belastend wahrgenommen und braucht Entlastung. Weitere Themen die benannt wurden, sind Arbeitsorganisation, Arbeits- und Gesundheitsschutz in Verbindung mit Ausstattung im Homeoffice bzw. in der Telearbeit, Kommunikation sowie Führung und Leistungserhebung, Weiterbildung/Qualifizierung sowie Datenschutz.
Bisher gibt es allerdings nur eine geringe Zahl an Betriebs- oder Dienstvereinbarungen zur Regelung von Homeoffice bzw. Telearbeit. Nur 25 % der Betriebe und Dienststellen haben entsprechende Vereinbarungen. 80 % der Interessenvertretungen wollen daher eine Vereinbarung abschließen bzw. die bestehende aktualisieren. Auf Arbeitgeberseite liegt die Bereitschaft bei rund 50 %.
„Homeoffice kann nur auf Dauer funktionieren, wenn es klare Regelungen in den Unternehmen gibt. Und das geht nur mit einer starken Mitbestimmung – die immerhin rund 84 % der Betriebs- und Personalräte klar einfordern. Politik kann hier appellieren, muss aber vor allem fordernd einwirken. Die Gute-Arbeit-Politik der Landesregierung ist ein richtiger Weg. Dieser muss auch jetzt in der Krise gehalten und weiter ausgebaut werden“, fasst Otto zusammen. „Die Ansätze der Arbeitgeberverbände, allen voran Gesamtmetall, die hier auf weitere Deregulierung drängen, sind kontraproduktiv und verspielen das Vertrauen der Beschäftigten und damit auch der Konsumenten beim Neustart aus der Krise“, so Otto abschließend.
Die Ergebnisse der Umfrage können Sie hier nachlesen.