Gesundheitswirtschaft muss zum Jobmotor werden
Saarländische Gesundheitsbranche punktet bundesweit mit ihrer Vielfalt
Die Arbeitskammer unterstützt die Idee der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, verstärkt auf ressort- und länderübergreifender Initiativen in der Gesundheitspolitik zu setzen. „Wir brauchen eine stärkere Koordinierung, die den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft legt“, so Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer, anlässlich des Treffens der Wirtschaftsminister von Bund und Länder in St. Wendel.
Die Kammer will so der steigenden gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Gesundheitsbranche Rechnung tragen. „Die unmittelbare Wirkung der Gesundheitswirtschaft auf das Saarland ist nicht zu unterschätzen“, betont Jörg Caspar. „Die Branche trägt zur Versorgung, Gesundheit und Lebensqualität der Menschen in der Region bei und bietet darüber hinaus enorme Potenziale für Wertschöpfung und Beschäftigung“. Die Gesundheitswirtschaft sei in hohem Maße politisch gestaltungsfähig – sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene.
Die Gesundheitswirtschaft ist seit Jahren einer der größten Arbeitgeber im Land. 2017 gab es saarlandweit zwischen 85.000 bis 90.000 Beschäftigte in der sogenannten Health-Care Branche, so das iso-Institut in der Studie „ Beschäftigung und Arbeit in der saarländischen Gesundheitswirtschaft“ im Auftrag der Arbeitskammer. Tendenz steigend.
Im Vergleich zu anderen Regionen kann die saarländische Branche außerdem mit ihrer Vielfalt punkten. Weltweit agierende Unternehmen der Medizintechnik, Medizinproduktehersteller und Pharmaunternehmen finden sich neben mittelständischen Betrieben des Gesundheitshandwerks und einer Vielzahl an Anbietern in Pflege und medizinischer Versorgung wieder. Darüber hinaus werden im Saarland eine international anerkannte Forschungslandschaft und hochspezialisierte Medizinzentren durch breit aufgestellte Ausbildungsstätten und Projekte grenzüberschreitender Kooperation ergänzt.
Die größten Herausforderungen sieht die Kammer in den Bereichen der stationären und ambulanten Pflege. „Hier gibt es einerseits ein enormes Beschäftigungspotential, andererseits aber den bekannten Fachkräftemangel“, so Jörg Caspar. Er fordert deshalb eine Aufwertung der Pflegeberufe und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Nur so könne die Abdeckung des Fachkräftebedarfs in diesem Bereich auch in Zukunft gesichert sein und die Pflege tatsächlich zum Jobmotor werden. Aktuell leide die Branche unter Personalknappheit und Arbeitsdruck. In der ambulanten Pflege sei zudem der Minijobanteil sehr hoch. Aktuell beträgt er gut 29 Prozent.
„In der aktuellen Koalitionsvereinbarung wird insbesondere auf die Förderung des Gesundheitstourismus – also des „zweiten Gesundheitsmarktes“ gesetzt. Zwar gewinnt dieser an Gewicht, dennoch hat der Kern des klassischen Gesundheitswesens – also Leistungsanbieter wie Krankenhäuser oder Pflegedienste und -einrichtungen – die größte Bedeutung für die Beschäftigung“, stellt Caspar fest. Der „zweite Markt“ stelle im Saarland nur acht Prozent der Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft. Auch sind Minijobs dort stark verbreitet. „Strategien zur wirtschaftspolitischen Förderung des zweiten Gesundheitsmarktes müssen dessen Potenziale realistisch einschätzen, dessen Beschäftigungsqualität auf Kriterien Guter Arbeit prüfen und die Arbeitnehmerseite beteiligen“, so Caspar.
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