„Auch 2019 müssen Frauen wieder zweieinhalb Monate länger arbeiten, um auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt eines Mannes zu kommen“, sagt die Geschäftsführerin der Arbeitskammer, Beatrice Zeiger. Daran hat sich leider im Vergleich zu 2018 nichts geändert. In diesem Jahr ist der Stichtag wieder der 18. März
„Berufe, in denen Frauen dominieren, müssen endlich aufgewertet werden“, fordert Beatrice Zeiger deshalb, „nur so können wir den Lohnrückstand der Frauen langfristig abbauen“.
Der Lohnrückstand der Frauen liegt immer noch bei 21 Prozent im Bund. Im Ranking der europäischen Länder belegt Deutschland damit einen der letzten Plätze. Für das Saarland ist die Lohnungleichheit noch größer, hier verdienten Frauen im Jahr 2017 rund 23 Prozent weniger als Männer (Gender Pay Gap).
Gründe dafür sind nicht nur die häufigeren Erwerbsunterbrechungen sondern auch die Berufswahl von Frauen. Sie ergreifen häufig Berufe, die schlechter bezahlt sind als typische Männerberufe. Doch ist das jetzt die „Schuld“ der Frauen? „Ein klares Nein“, sagt AK-Geschäftsführerin Beatrice Zeiger. Vielmehr ist es erforderlich, die für unsere Gesellschaft so wichtigen Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten (z.B. Erziehung und Pflege), deutlich aufzuwerten und angemessen zu bezahlen“, betont die AK-Geschäftsführerin.
Hierzu bedarf es einer Neubewertung der Berufe. Tatsache ist: „Berufe, in denen viele Frauen arbeiten, werde deutlich schlechter bezahlt als typische Männerberufe, und das, obwohl die Arbeitsanforderungen gleichwertig sind!“, betont die AK-Geschäftsführerin. Eine aktuelle Studie der Hans Böckler Stiftung weißt sogar statistisch nach: Weibliche Erwerbsarbeit ist von systematischer Abwertung betroffen. „Dieser Zustand muss erkannt und dringend verändert werden, um der Lohngerechtigkeit ein großes Stück näher zu kommen.“
Hintergrund: Womit die systematische Abwertung zusammenhängt, damit beschäftigt sich ein Forschungsprojekt der Hans Böckler Stiftung. Es geht um den „Comparable Worth Index“ (CW-Index). Dabei hat sich herausgestellt, dass einige Faktoren, die mit weiblich dominierten Berufen verknüpft sind, in der Bewertung oft ausgespart werden. Dazu zählen psycho-soziale Faktoren wie Einfühlungsvermögen oder Kommunikationsfähigkeit. Werden diese Faktoren allerdings gleichwertig gewichtet, dann stellt sich heraus, dass Frauenberufe, die den gleichen CW-Index wie Männerberufe aufweisen, häufig sichtbar niedriger entlohnt werden. So bekommt ein Softwareentwickler (Frauenanteil 18 Prozent) im Schnitt 27,68 € die Stunde während Beschäftigte in Medizinischen und pharmazeutischen Fachberufen (Frauenanteil 91 Prozent) bei gleichem CW-Index im Schnitt nur 15,65 Euro die Stunde verdienen. Erschwerend zu der bisherigen selektiven Auswahl der Bewertungskriterien kommt hinzu, dass die Bewertungsverfahren oftmals historisch gewachsen und institutionell verfestigt sind. Die Studie finden Sie im Internet unter: https://www.boeckler.de
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