Nach einem Leben voller Arbeit reicht es nicht, wenn die Rente einfach nur Armut vermeidet. Vielmehr muss sie den erarbeiteten Lebensstandard weitgehend und dauerhaft sichern. „Die künftige Bundesregierung muss daher das Rentenniveau auf mindestens 50 Prozent erhöhen – sonst sind zu viele Menschen im Alter trotz langer Erwerbsbiografie arm. Zur Sicherung der Rente sind zudem der Großteil der Beschäftigten und hier insbesondere die Jüngeren bereit, höhere Beiträge zu zahlen“, sagt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes. „Außerdem darf es keine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze geben, die angesichts des tatsächlichen Renteneintrittsalters für viele Menschen nichts anderes als eine Rentenkürzung bedeuten würde“, so Caspar.
Jahrzehntelang hatte sich ein Rentenniveau bewährt, das nach heutiger Berechnungsweise bei rund 53 Prozent liegt. Durch gezielte politische Eingriffe wurde es im Zeitverlauf immer weiter abgesenkt. Zuletzt verhinderte der vorzeitige Bruch der Ampelkoalition die im Rentenpaket II vorgesehene Haltelinie bei 48 Prozent – die Altersrenten drohen also in Zukunft noch weiter zu sinken, wenn die Politik nicht endlich handelt. Die künftige Regierung muss hier nach der Wahl unverzüglich reagieren und eine Haltelinie einziehen, die bei mindestens 50 Prozent liegt und dauerhaft gilt: „Die Beschäftigten müssen darauf vertrauen können, dass sich Arbeit und Rentenbeiträge bezahlt machen und man im Alter entsprechend seiner Vorleistung auskömmlich versorgt ist“, sagt Caspar.
Aufgrund des demografischen Wandels kann eine Erhöhung des Rentenniveaus zwar zu höheren Beiträgen führen. Dies stellt aber für alle Beschäftigten, gerade auch für die heute Jungen, ein gutes Geschäft dar: Für etwas mehr Geld erhalten sie so ein weiterhin sehr leistungsstarkes und krisensicheres „Produkt“, das der Kapitalmarkt nicht liefern kann. Wie die Ergebnisse unseres SozialstaatsRadars 2025 zeigen, sind 63 Prozent der sozialversichert Beschäftigten bereit, etwas höhere Beiträge zu leisten, um die Renten zu sichern. Weitere 12 Prozent sind sogar bereit, deutlich höhere Beiträge zu zahlen, wenn dadurch die Renten steigen. Auffällig ist: Die Jüngeren weisen eine besonders große Bereitschaft auf, deutlich höhere Beiträge für eine gute Rente zu zahlen. Vom häufig beschworenen Generationenkonflikt bei der Finanzierung der Rente kann also keine Rede sein.
Neben der schleichenden Absenkung des Rentenniveaus bedeutet auch die schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre bis 2031 für viele Menschen schmerzhafte finanzielle Einbußen im Alter, da sie aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht bis 67 arbeiten können. In der Öffentlichkeit diskutierte Maßnahmen wie eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze oder eine Erhöhung von Abschlägen bei vorzeitiger Altersrente würden die Renten vieler Beschäftigter noch weiter senken. Angesichts der ungleichen Verteilung von Gesundheitsrisiken unter den Berufs- und Einkommensgruppen würden zudem vor allem Menschen mit niedrigen Löhnen und den daraus resultierenden geringen Rentenansprüchen unter derartigen Änderungen leiden. „Solche Vorschläge sind somit unsozial und gefährden die gesellschaftliche Akzeptanz der gesetzlichen Alterssicherung“, so Caspar abschließend.
Hintergrund: SozialstaatsRadar von DGB, Arbeitnehmerkammer Bremen und Arbeitskammer des Saarlandes
Im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sowie der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Arbeitskammer des Saarlandes hat das uzbonn vom 25. November bis zum 10. Dezember 2024 anhand einer systematischen Quotenstichprobe grundlegende Positionen zum Sozialstaat und zu den Themen Gesundheit, Pflege und Rente erhoben. Insgesamt wurden 3.000 Personen der Wohnbevölkerung in Deutschland im Alter ab 18 Jahren per Online-Interview befragt und die Ergebnisse so gewichtet, dass die Resultate die tatsächliche Verteilung – etwa nach Alter, Geschlecht oder Region – repräsentieren.
Zentrale Umfrage-Ergebnisse des SozialstaatsRadar 2025 finden Sie hier:
www.arbeitskammer.de/sozialstaatsradar