Die Unzufriedenheit mit der Demokratie nimmt unter saarländischen Beschäftigten deutlich zu. Das zeigt die zweite Beschäftigtenbefragung der Arbeitskammer des Saarlandes – erhoben bereits im September 2024, also noch vor dem Bruch der Ampelkoalition und der Ankündigung von Neuwahlen. Im Zentrum der Befragung standen Einschätzungen zur Arbeits- und Lebenssituation, zur öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsorge, zur sozial-ökologischen Transformation sowie zum Vertrauen in die demokratischen Institutionen.
„Die Ergebnisse machen deutlich: Die Menschen im Saarland sind sich der Herausforderungen der Gegenwart bewusst – insbesondere der Notwendigkeit einer ökologischen Transformation“, sagt Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer. So sehen über zwei Drittel der Befragten den Klimawandel als ernstes Problem und gehen davon aus, dass der eigene Lebensstil angepasst werden muss, um ihm entgegenzuwirken.
Sorge vor finanzieller Überforderung wächst
Gleichzeitig zeigt sich eine weit verbreitete Sorge vor finanzieller Überforderung durch Klimaschutzmaßnahmen – 67 Prozent der Befragten teilen diese Befürchtung. „Es braucht dringend eine bessere Kommunikation darüber, welche Maßnahmen konkret geplant sind und wie sie umgesetzt werden. Nur wenn die Menschen verstehen, was auf sie zukommt, können sie den Wandel mittragen“, betont Zeiger.
Zudem müssten Ängste ernst genommen und Beschäftigte aktiv unterstützt werden. Besonders deutlich wird das in der Industrie: „Wenn sich rund die Hälfte der Beschäftigten im Maschinenbau und in der Automobilindustrie Sorgen um ihre Arbeitsplatzsicherheit machen, braucht es klare Perspektiven. Finanzielle Flankierung durch den Staat und der Erhalt guter Arbeitsplätze sind zentrale Erwartungen“, so Zeiger weiter.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Vertrauen in die Demokratie bröckeln
Besorgniserregend ist auch der Blick auf das gesellschaftliche Miteinander: Über drei Viertel der Befragten sorgen sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Besonders alarmierend: Die Zufriedenheit mit der Demokratie ist im Vergleich zur ersten Befragung deutlich gesunken – inzwischen sind fast 60 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland.
500 Milliarden Euro – Jetzt ein sichtbares Aufbruchsignal setzen
Die geplanten 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaschutz müssen jetzt ein klares Aufbruchsignal senden – eines, das für die Menschen konkret erfahrbar wird. Aus Sicht der Befragten haben dabei vor allem folgende Bereiche Priorität:
- Bezahlbarer Wohnraum
- Gute Kinderbetreuung
- Fachärztliche und therapeutische Versorgung
„Zentral ist dabei: Es darf keine Kürzungen im Sozialstaat geben. Sonst wird der notwendige gesellschaftliche Aufbruch gleich wieder ausgebremst“, warnt Zeiger. „Jetzt ist der Moment, um Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen – und damit auch das Vertrauen in unsere Demokratie zu stärken. Diese Chance dürfen wir nicht verspielen.“
Hintergrund:
Im September 2024 führte die Arbeitskammer des Saarlandes zum zweiten Mal eine repräsentative Online-Befragung unter abhängig Beschäftigten im Saarland durch. Die wissenschaftlich begleitete Umfrage richtete sich an sozialversicherungspflichtig sowie ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Rund 700 Personen haben sich beteiligt. Die Ergebnisse sind auf die Grundgesamtheit übertragbar.
2. AK-Beschäftigtenbefragung zum Download
Weitere Informationen: www.arbeitskammer.de/ak-beschaeftigtenbefragung
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