Viele saarländische Unternehmen sind bereits jetzt mit älteren Belegschaften konfrontiert und müssen die Arbeitsbedingungen für ein verlängertes Erwerbsleben anpassen. „Alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung soll ältere Beschäftigte auffangen und gesunde Arbeitsbedingungen bis zum Renteneintritt schaffen“, erklärt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, bei der 25. Netzwerkveranstaltung „Gesundes Arbeiten – unser Ziel!“. „Ein gut funktionierender Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Betrieben und eine personell gut aufgestellte Aufsichtsbehörde bilden hier aber nach wie vor die Grundvoraussetzungen!“, fordert Jörg Caspar.
Eine alter(n)sgerechte Arbeitswelt bedeutet, die Arbeitsbedingungen im Unternehmen menschengerecht zu gestalten und bereits bei der Planung von Arbeitsplätzen viel stärker die Ergonomie sowie eine gesundheitszuträgliche Arbeitsorganisation für alle Beschäftigten festzulegen. Die zu beachtenden Faktoren liegen zum einen in der altersgerechten Arbeitsgestaltung, mit Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit von älteren Beschäftigten. Zum anderen in der alternsgerechten Arbeitsgestaltung, nach dem Leitbild „Gute Arbeit“, damit Alle im Unternehmen möglichst lange, gesund und leistungsfähig am Erwerbsleben teilnehmen können. Dies kommt sowohl älteren als auch jüngeren Beschäftigten zugute. Ziel ist es, die Mitarbeitenden möglichst lange im Unternehmen zu halten, so dass sie anschließend gesund in Rente gehen können, so Caspar weiter.
Das verlängerte Renteneintrittsalter mit 67 führt dazu, dass die Belegschaften immer älter werden. Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass vor allem ältere Beschäftigte stärker belastet sind. „Wer die Lebensarbeitszeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlängern will, wer frühere Renteneintritte mit Abschlägen bestrafen will, der hat die moralische Verpflichtung die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass ein gesundes und längeres Arbeiten möglich ist“, sagt Thorsten Dellmann, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken. „Die ständige Diskussion über die Lebensarbeitszeit und die vermeintlichen „Luxus-Arbeitsplätze“ in Deutschland sägen an den Grundfesten unserer Demokratie. Eine starke Demokratie benötigt den Glauben an eine sichere Zukunft, gerade in den Fragen der Alterssicherung.“
Christoph Ehlscheid von der IG Metall Frankfurt kritisierte, dass in vielen Unternehmen altersgerechte Arbeitsgestaltung immer noch ein Fremdwort sei. „Trotz anders lautender öffentlicher Bekundungen ist in vielen Unternehmen die alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung immer noch ein Fremdwort. Der arbeitende Alte taugt weder als gesellschaftliches Leitbild noch als Retter für den Arbeitsmarkt. Modernes Zielbild sollte der souveräne Alte sein, der am Ende einer gelungen Berufslaufbahn selbstbestimmt entscheiden kann. Nicht das Rentenrecht und das Mantra von der Rente mit 70 sind dabei entscheidend, sondern die betriebliche Arbeitsgestaltung. Die arbeitswissenschaftlichen Konzepte gibt es, aber es mangelt an der betrieblichen Umsetzung“, so Ehlscheid.
Arbeitsschutzpflichten sind klar, doch in der Praxis hapert es oft an der Umsetzung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tragen die Führsorgepflicht für ihre Belegschaft und müssen die gesetzlichen Forderungen aus dem Arbeitsschutzgesetzt sowie dem Arbeitssicherheitsgesetz umsetzen. „Beim Blick in die Betriebe offenbart sich aber nach wie vor ein anderes Bild. Es fehlt oft die notwendige Arbeitsschutzorganisation und die damit einhergehende sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung“, ergänzt Caspar.
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