Neues AK-Gutachten des Bildungsforschers Klaus Klemm: Saarland steuert auf beachtliche Herausforderungen bei der Lehrkräfteversorgung zu

Pressedienst vom

Ein neues Gutachten des renommierten Bildungsforschers Prof. Klaus Klemm im Auftrag der Arbeitskammer des Saarlandes zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Lehrkräftebedarf und dem voraussichtlichen Angebot an saarländischen Schulen bis 2035/36. Dies gilt laut Prof. Klemm insbesondere für den Bereich der Beruflichen Schulen. Während die im letzten Jahr an die Kultusministerkonferenz (KMK) übermittelte Modellrechnung des Saarlandes zum Lehrkräftebedarf einen leichten Rückgang der Schülerzahlen bis 2035 vorhersagt, kommt das Gutachten von Klemm zu einem Anstieg von 2021/22 erst 119.801 auf 2035/36 dann 131.455 Schülerinnen und Schüler. Gestern hat die KMK nach oben korrigierte Schülerzahlen vorgestellt. Doch auch die bilden den voraussichtlichen Lehrkräftebedarf bis 2035 immer noch nicht adäquat ab.  

Nach der Modellrechnung von Prof. Klemm steigen die Schülerzahlen im Saarland weit mehr als angenommen. Damit ist auch der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern viel größer. „Die jüngste Entwicklung scheint diese Prognose sogar noch zu übertreffen“, unterstreicht Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, mit Verweis auf knapp 3.000 Schülerinnen und Schüler mehr im gerade angelaufen Schuljahr. „Dem Saarland droht ein akuter Lehrermangel, wenn nicht jetzt ausreichend Maßnahmen ergriffen werden“, mahnt Caspar.

Das Gutachten zeigt, dass unter der Annahme unveränderter Bedarfsparameter wie Klassengrößen, der Berücksichtigung des alters- oder gesundheitsbedingten Ausscheidens aus dem Schuldienst sowie der Schülerzahlenentwicklung ein Einstellungsbedarf von 4.158 neuen Lehrkräften von 2021/22 bis 2035/36 besteht. Und dass nur, um den Status quo zu erhalten. Das entspricht durchschnittlich 297 neu einzustellenden Lehrkräften pro Jahr. 

„Auch wenn wir wie dieses Jahr jährlich 261 neue Lehrkräfte einstellen würden, könnte also selbst der Status quo nicht gehalten werden“, warnt Caspar. „Wir wollen aber nicht im Ist-Zustand verharren, sondern brauchen strukturelle Verbesserungen und damit höhere Investitionen, vor allem angesichts der nachlassenden Schülerkompetenzen im Lesen, Rechtschreiben und der Mathematik“, so der Appell Caspars auch mit Blick auf die anstehenden Haushaltsentscheidungen. „Und vor allem die Beruflichen Schulen müssen angesichts des Fachkräftemangels viel stärker in den Fokus gerückt werden.“ 

Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht außerdem die Konkurrenz der Länder um die knapper werdenden Lehrkräfte als Gefahr, die die Lage im Saarland noch weiter verschärft. „Höhere Unterrichtsverpflichtung und geringere Besoldung, um nur zwei Beispiele zu nennen, sind hier ein klarer Nachteil“, sagt der GEW-Landesvorsitzende Max Hewer. 

Die Arbeitskammer des Saarlandes und die GEW Saarland appellieren daher eindringlich an die politischen Entscheidungsträger, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um diesem wachsenden Lehrkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken, u.a. durch  

  • Aktuelle und transparente Bedarfs- und Angebotsprognosen sowie fächerspezifische Erhebungen für Mangelfächer öffentlich machen 
  • Erhöhung der Studienplätze sowie bessere Studienbegleitung zur Reduzierung der hohen Abbruchquoten 
  • Mehr Planstellen, um jungen Lehrkräften eine Perspektive von Anfang an zu bieten 
  • Programm zum Seiten- und Quereinstieg an allen weiterführenden Schulen sowie vereinfachter Zugang zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Nachqualifizierung 
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen, attraktive Entwicklungs- und Beförderungsmöglichkeiten für alle Lehrämter sowie konsequenter Ausbau der multiprofessionellen Teams 
  • Einführung der Eingangsbesoldung A13 für alle Schulformen  

Download des Gutachtens und einer Neuberechnung angesichts neuer KMK-Zahlen: 

Klaus Klemm: Lehrkräftebedarf an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sowie Förderschulen im Saarland bis 2035. Ein Gutachten im Auftrag der Arbeitskammer des Saarlandes, Saarbrücken/Essen, Sept. 2023 (Reihe AK-Texte) 
Link: www.arbeitskammer.de/gutachten-klaus-klemm 

Hinweis: Unser Bildungssystem von der Kita bis zur Weiterbildung muss gerecht, zukunftsfähig und inklusiv werden! Daher rufen die GEW Saarland, die Arbeitskammer, Miteinander Leben Lernen, die Landesschülervertretung und die Landeselterninitiative für Bildung e.V. gemeinsam zur Teilnahme am bundesweiten Bildungsprotesttag „BildungswendeJETZT!“ am 23.09.23 mit einer Kundgebung in Saarbrücken, um 11 Uhr auf dem Landwehrplatz, auf.

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