Jährlich werden bundesweit über 200.000 Anzeigen auf die Anerkennung einer Berufskrankheit gestellt. Nur etwas mehr als die Hälfte dieser Anzeigen werden anerkannt. Dabei sterben jährlich mehr als 2.000 Beschäftigte an den Folgen einer Berufskrankheit. „Das sind eindeutig zu viele“, sagt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes bei der Netzwerkveranstaltung „Gesundes Arbeiten – unser Ziel!“ am Donnerstag im AK-Bildungszentrum Kirkel, einer gemeinsamen Veranstaltung der vier Geschäftsstellen der IG Metall im Saarland, der Arbeitskammer des Saarlandes und der Arbeit und Leben gGmbH Rheinland-Pfalz/Saarland. „Eine Berufskrankheit sollte erst gar nicht entstehen und wo eine entsteht, dort muss genauer hingeschaut werden. Jede angezeigte Berufskrankheit muss zum Anlass genommen werden, die Versäumnisse in der betrieblichen Prävention und Sicherheit strenger zu untersuchen. Dafür müssen Arbeitgeber zwingend in die Präventionsarbeit in ihren Betrieben investieren“, fordert Caspar.
Als Beispiel nennt Caspar die vielen Anzeigen auf Hauterkrankungen oder Lärmschwerhörigkeit in den Metallberufen. „Werden hier die Verpflichtungen und Schutzmaßnahmen richtig umgesetzt, so bleibt den Beschäftigten am Ende des Berufslebens viel Leid erspart und ihre Gesundheit erhalten. Hier stehen die Berufsgenossenschaften und die Arbeitgeber vor ihrer Verpflichtung, Präventionsarbeit zu betreiben“, so Caspar.
Ein weiteres Manko: Den Nachweis zwischen der Krankheit und dem betrieblichen Zusammenhang zu erbringen, ist für die Betroffenen oft besonders schwierig. Vor allem die mangelnde Aufklärung und Hilfeleistung führt dazu, dass viele es nicht einmal versuchen, eine Anzeige auf Anerkennung bei der Berufsgenossenschaft zu stellen und damit die schwerwiegenden Folgen auf Kosten ihrer Gesundheit alleine tragen. Prävention, Dokumentation und bessere Abläufe im Anerkennungsverfahren sind hier notwendige Voraussetzungen, um einen schnelleren Zugang zu bedarfsgerechter Rehabilitation und Nachsorge zu erhalten und auch um Berufskrankheiten vorzubeugen.
Deshalb muss die Arbeitsschutzberatung in den Betrieben weiter zunehmen. „Wir benötigen mehr Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte, die gemäß den Aufgaben aus dem Arbeitssicherheitsgesetz die Arbeitgeber beraten, um so die Umsetzung von Schutzmaßnahmen voranzutreiben. Nur so kann die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und andere wichtiger Dokumentationen, die für die Anerkennung von Berufskrankheiten notwendig sind, in den Betrieben erfolgen. Ein Bedarf an diesen Spezialisten ist ganz klar gegeben“, so Caspar. Das geht auch aus den Beratungen der Arbeitskammer und des Beratungsprojekts BASaar hervor, das die Arbeitskammer gemeinsam mit der Technologieberatungsstelle BEST e.V. verantwortet.
Und um in Zukunft genügend Betriebsärzte zu haben, die dieser Aufgabe nachgehen können, fehlt ein Lehrstuhl für Arbeitsmedizin. Der ist im Saarland schon seit einigen Jahren nicht besetzt. „Dieser Lehrstuhl ist eine wichtige Säule für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in unserem Bundesland“, mahnt Caspar.
Die betriebliche Sicherheit und der Schutz der Gesundheit von Beschäftigten ist kein Selbstläufer und wird auch nicht durch digitale Tools oder künstliche Intelligenz zum Selbstläufer werden. Das ist uns allen bewusst. Der Schutz der Gesundheit muss deshalb in jedem Betrieb auf der Tagesordnung ganz oben stehen! Arbeit darf nicht krank machen“, so Caspar abschließend.
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