„Tarifabschlüsse sind nur noch für 48 Prozent, also weniger als die Hälfte der Beschäftigten verbindlich“, betont Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer, anlässlich heute erschienenen „AK-Fakten Einkommen 2022“. „Das Hauptproblem der aktuellen Tarifrunden sind daher weder die steigenden Verbraucherpreise noch die wirtschaftliche Lage, sondern vielmehr die Tatsache, dass sich immer mehr Unternehmen aus der Tarifpartnerschaft verabschieden und damit ihrer sozialpartnerschaftlichen Verantwortung entziehen“, so Otto weiter. Nach Angaben des IAB-Betriebspanels waren 2020 nur noch 27 Prozent aller saarländischen Unternehmen direkt tarifgebunden. „Ohne Tarifbindung haben Beschäftigte aber keinen Anspruch darauf, dass sie dieselben Einkommenserhöhungen erhalten wir ihre tarifgebundenen Kolleginnen und Kollegen.“
„Gute Arbeit geht aber nur mit guten Einkommen“, betont Otto. Bereits im ersten Halbjahr 2022, also noch bevor der Anstieg der Verbraucherpreise richtig Fahrt aufgenommen hat, sind die Realeinkommen der Beschäftigten um -4,4 Prozent gesunken. Ohne dauerhafte Einkommenssteigerungen sieht die Kammer die Konsumnachfrage und in der Folge die gesamte wirtschaftliche Entwicklung gefährdet. „Unsere Analysen zeigen, dass die Lohnquote im Saarland seit 2014 bis kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie trotz steigender Arbeitnehmereinkommen tendenziell eher gesunken ist“ erklärt Otto, „das bedeutet, dass die Unternehmensgewinne noch stärker gestiegen sind und Verteilungsspielraum vorhanden ist.“
Die durchschnittlichen Bruttomonatseinkommen an der Saar sind zwischen 2007 und 2021 jährlich im Schnitt um 1,8 Prozent angestiegen, in Westdeutschland dagegen um 2,2 Prozent. Der Einkommensabstand zum westdeutschen Durchschnittseinkommen lag 2021 bei 12 Prozent.
Problematisch ist zudem, dass das Saarland unverändert einen hohen Niedriglohnbereich aufweist. Nach wie vor arbeitet jede fünfte beschäftigte Person an der Saar im Niedriglohnbereich. Von der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro profitieren an der Saar rund 80.000 Beschäftigte.
Die „AK-Fakten Einkommen 2022“ finden Sie hier: www.arbeitskammer.de/ak-fakten
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