„Mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen die Unternehmen und muss die Politik bei der Weiterbildung jetzt Geschwindigkeit aufnehmen. Die Qualifizierungsbedarfe von Beschäftigten mit geringer beruflicher Qualifikation und hohem Veränderungsdruck, von Arbeitslosen und von Eingewanderten, müssen stärker in den Blick genommen werden“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes.
Ob in der Pflege, im Handwerk, in der Gastronomie, auf dem Bau, in Kitas oder in Schulen - überall werden händeringend Fachkräfte gesucht. Gleichzeitig haben rund 87.000 Menschen im Saarland keinen beruflichen Abschluss. 20.000 davon sind arbeitslos und 67.000 arbeiten in sozialversicherungspflichtigen Jobs oder in Minijobs. „Wollen wir unsere gewaltigen Zukunftsprobleme bei der Energiewende, der Versorgung alter und kranker Menschen oder in der Bildung lösen, muss dieses Potenzial stärker in den Blick genommen werden,“ betont Otto. Die Arbeitskammer fordert deshalb in ihrem Bericht 2022 an die Landesregierung eine Weiterbildungsoffensive.
Mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie und der verbreiterten Förderung durch das Qualifizierungschancengesetz und dem Arbeit-von-Morgen-Gesetz wurden im Bund erste wichtige Weichen gestellt. Profitiert haben davon vor allem Beschäftigte, nicht dagegen Arbeitslose im Grundsicherungssystem. Angesichts der rasanten Geschwindigkeit der Transformation fällt das Umsteuern bei der Weiterbildung allerdings bisher zu zaghaft aus. Besonders Menschen in Berufen, die schnell automatisiert werden können und mit geringer Qualifikation profitieren zu wenig von Weiterbildung.
Wichtig ist auch die Absicherung des Lebensunterhaltes bei einer längeren Qualifizierung. Im Koalitionsvertrag hat sich die Ampel-Regierung einiges vorgenommen. „Die angekündigte Bildungs-(teil-)zeit für Beschäftigte und ein angemessenes monatliches Weiterbildungsgeld müssen jetzt schnell kommen,“ fordert Otto. Sinnvoll wäre zudem ein Sonderprogramm Qualifizierung in der Transformation, mit dem zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.
Auch Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete müssen bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt besser unterstützt werden. Notwendig ist, dass die Anerkennung von Berufsqualifikationen eingewanderter Menschen einfacher und schneller geht. Zudem brauchen sie Zugänge zu Sprachkursen, geeignete (Anpassungs-) Qualifizierungsmaßnahmen und eine Vermittlung in Gute Arbeit.
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