„Nie schweigen. Ihr sollt die Stimme gegen das Vergessen sein, wenn wir nicht mehr da sind!“, so lautet das Vermächtnis der Auschwitzüberlebenden Esther Bejarano. Die Arbeitskammer macht sich dieses Motto zu eigen und hat am Dienstag zum zweiten Mal den Esther-Bejarano-Filmpreis in Saarbrücken verliehen. Jugendliche und junge Erwachsene waren dazu aufgerufen, sich mit Erinnerungsarbeit, Rechtsextremismus und der aktuellen Gefährdung unserer Demokratie in kurzen Filmclips auseinanderzusetzen. „Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben uns mit ihren Beiträgen gezeigt, dass wir uns um die Jugend von heute keine Sorgen machen müssen. Sie ist kritisch, engagiert, kreativ und erfrischend“, lobt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. Die Preisträger wurden von der Jury bestehend aus der Regisseurin und Autorin Mo Asumang, der Dokumentarfilmerin Nora Mazurek und dem Medien- und Kulturwissenschaftler Jun.-Prof. Dr. Jonas Nesselhauf von der Universität des Saarlandes ausgewählt.
Der mit 1500 Euro dotierte erste Preis ging in diesem Jahr an den Dokumentarfilm „Schlangenbande“, den der Student Silas Degen gemeinsam mit einem jungen Team aus Praktikantinnen und Auszubildenden produziert hat. Die Gruppe ergründete die Spuren einer jugendlichen Widerstandsgruppe im Nationalsozialismus und beeindruckte die Jury mit einer „überzeugenden Mischung aus Zeitzeugen-Interviews und Ortsbegehungen.“ Der Film sei mutig in Esther Bejaranos Sinne, so die Jury, und wirft die Frage auf: Ist die Vergangenheit bereits auserzählt?
Die zwei weiteren Preise erhielten zwei Teams des Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrums Saarbrücken. Mit dem Film „Jugendpropaganda“ von Johannes Moser, Sebastian Franz und Steven Petry zeichnete die Jury einen Beitrag über aktuelle Positionen von Rechtsextremen und deren Codesprache aus. Die Jury lobte die Reportage als aufwändig gemachten Erklärfilm, der als Lehrvideo für Schulen geeignet wäre.
Die Drittplatzierung gewannen Oliver Paul und Nicolas Drum mit dem innovativen Trickfilm „Der Löffel“ über ein historisches Flüchtlingsschicksal, den die Jury als technisch beeindruckend und gleichzeitig thematisch sehr gelungen hervorhob. Eine lobende Erwähnung erhielt außerdem der autobiografische Film „Grenzenlose Hoffnung“ von Rawan Bozan von den Günter-Wöhe-Schulen Saarbrücken für eine bildstarke Kameraarbeit und ein sehr poetisches Voice-Over.
Im Rahmen der Preisverleihung wurde der in Saarlouis geborenen Esther Bejarano gedacht, die sich Zeit ihres Lebens für eine offene Gesellschaft und ein verantwortungsvolles Gedenken an den Nationalsozialismus einsetzte. Sie war Mitglied der Rap-Formation Bejarano & Microphone Mafia, durch die sie zahlreiche Jugendliche erreichte. Sie verstarb im vergangenen Jahr im Alter von 96 Jahren.
Preisträger*innen, Teilnehmer*innen, Jury und AK-Hauptgeschäftsführer vor dem Kino achteinhalb nach der Preisverleihung - (c) Foto: Pasquale d'Angiolillo
zurück zurück