Woher kommen die Studierenden der Universität des Saarlandes (UdS) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar)? Wie zufrieden sind sie mit ihrem Studium? Wie finanzieren sich die Studierenden? Wer möchte bleiben, wer plant, das Saarland nach dem Studium zu verlassen? Zu diesen und weiteren Fragen gibt eine Studie Aufschluss, deren Ergebnisse heute beim Symposium „Wissenschaft und Arbeitswelt“ an der Saar-Uni der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Studie wurde initiiert von der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KoWA), gefördert und finanziert von der Arbeitskammer des Saarlandes, der Universität des Saarlandes (UdS) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar).
Die Studie zeigt: Nach Abschluss des Studiums möchten 41 Prozent der htw-saar- und rund 28 Prozent der UdS-Studierenden im Saarland arbeiten, je 40 Prozent sind noch unentschlossen. Werden nur Saarländerinnen und Saarländer befragt, zeigen sich mit Anteilen von 48 Prozent für die htw saar und 45 Prozent für die UdS kaum Unterschiede zwischen den beiden Hoch-schulen. „Das ist erstmal eine gute Nachricht und macht deutlich, dass wir durch gute Jobangebote die Studierenden im Land halten können. Sie sind aber auch sofort bereit, das Saarland zu verlassen, wenn sie woanders bessere Aussichten haben. Das ist also auch ein klarer Auftrag an Politik und Wirtschaft, passende Jobs im Saarland zu schaffen“, resümiert Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes.
Insgesamt stammen von den Studierenden der UdS rund 46 Prozent aus dem Saarland. 36 Prozent haben ihre Hochschulzugangsberechtigung in einem anderen Bundesland erworben, überwiegend im südwestdeutschen Raum. Rund 18 Prozent kommen aus dem Ausland. Während die Saar-Uni damit mehr junge Menschen aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland anzieht, hat die htw saar mit knapp drei Viertel einen deutlich höheren Anteil an Landeskindern, gefolgt von 16 Prozent aus anderen Teilen Deutschlands sowie 10 Prozent aus dem Ausland. „Hier zeigt sich, dass die Universität ein wesentlicher Faktor ist, damit junge Menschen aus anderen Bundesländern in das Saarland kommen. Bei dem Anteil der internationalen Studierenden wird deutlich, dass alle saarländischen Hochschulen über attraktive Studienangebote verfügen, um international punkten zu können. Hier wird es künftig noch stärker darum gehen, diese Studierenden auch nach ihrem Abschluss im Saarland zu halten“, sagt Universitätspräsident Manfred Schmitt.
Merkliche Unterschiede ergeben sich auch bei der Bildungsherkunft: Mehr als die Hälfte der UdS-Studierenden (54 Prozent) hat mindestens ein Elternteil mit einem Hochschulabschluss. An der htw saar kommen dagegen gut sechs von zehn Studierenden aus einem Nicht-Akademikerhaushalt (63 Prozent). In der regionalen Betrachtung bietet somit die htw saar relativ mehr First Generation Students die Möglichkeit für einen intergenerationalen Aufstieg durch Bildung. Die htw saar weist also eine höhere soziale Heterogenität auf. „Wir freuen uns, Wegbereiter zu sein für Menschen, die den Schritt wagen, als Erste in ihrer Familie zu studieren. Mit unseren vielfältigen Beratungsangeboten von Mentoring-Programmen über Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten und Karriereentwicklung unterstützen wir First Generation Students aktiv, damit sie die bestmögliche Bildungserfahrung machen können“, sagt Prof. Dr. Andy Junker, Vizepräsident für Studium, Lehre und Internationalisierung an der htw saar.
Auch wenn der Bachelorabschluss bereits einen Einstieg ins Berufsleben ermöglicht, neigen vor allem UdS-Studierende dazu, ein Masterstudium anzuschließen. Studierende der htw saar haben hier niedrigere Anteilswerte, sind aber auch noch häufiger unentschlossen. Knapp die Hälfte derer, die noch einen Master machen wollen, möchte diesen auch an der UdS oder der htw saar absolvieren. Auch sind die Studierenden der UdS und der htw saar sowohl mit ihrem Studium selbst als auch mit ihrer jeweiligen Hochschule durchaus zufrieden. Bei den meisten Studierenden sind die individuellen, räumlichen, infrastrukturellen, IT-technischen und apparativen Voraussetzungen für die digitale Lehre gegeben.
Prozentuale Unterschiede gibt es wiederum bei der Lebenssituation der Studierenden. Aus Kostengründen und/oder wegen der Nähe zur Hochschule leben die Studierenden mehrheitlich bei ihren Familien (UdS: 35 Prozent; htw saar: 45 Prozent) oder in einer Wohngemeinschaft (21 Prozent bzw. 15 Prozent). Erwartungsgemäß niedrig ist dagegen ist aufgrund der aktuellen Unterversorgung der Anteil derer, die in einem Studierendenwohnheim leben (UdS: 9 Prozent, htw saar: 2 Prozent).
UdS-Studierende verfügen im Schnitt über Monatseinnahmen in Höhe von 725 Euro, die der htw-saar-Studierenden sind mit 794 Euro im Mittel etwas höher. Wenn Ausgaben anfallen, dann muss der größte Posten für Miete und Nebenkosten aufgewendet werden (im Schnitt jeweils 335 Euro für UdS- und 372 Euro für htw-saar-Studierende).
Häufigste Einnahmequelle der UdS-Studierenden ist die finanzielle Unterstützung durch die Eltern (65 Prozent) in Höhe von durchschnittlich 396 Euro. Bei den Studierenden der htw saar steht diese mit einem Durchschnittsbetrag von 282 Euro pro Monat an zweiter Stelle (49 Prozent). Zudem geht jeweils mehr als die Hälfte der Studierenden einer eigenen Erwerbstätig-keit nach. Der Verdienst aus der 1. Tätigkeit (im Schnitt 741 Euro) ist für die Mehrheit der htw-saar-Studierenden (63 Prozent) die häufigste Einnahmequelle. Das Einkommen aus dem 1. Job (537 Euro) wird von den UdS-Studierenden am zweithäufigsten genannt (55 Prozent). BAföG erhalten dagegen nur etwa 12 Prozent der UdS- und 14 Prozent der htw-saar-Studierenden. Studierende mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft und Migrationshintergrund haben pro Monat noch weniger Geld zur Verfügung.
Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt waren das Interesse der Studierenden an der Hochschulpolitik und den Mitbestimmungsstrukturen der Hochschulen. Sowohl an der UdS als auch an der htw saar ist bei den Studierenden das Interesse an Hochschulpolitik sowie an der Arbeit der Studierendenvertretung und der Fachschaft eher gering. „Hier ist es sinnvoll, den Gründen dafür nachzugehen. Denn über ihre Selbstverwaltungsorgane können die Studierenden Einfluss auf ihre Lern- und Arbeitsbedingungen nehmen. Wenn das nicht gelingt, kann das zur politischen Müdigkeit beitragen. Sollte es an den Mitbestimmungsstrukturen legen, sollten die Hochschulen im Sinne der Demokratie hier nachbessern“, fordert Thomas Otto.
Auch die Einstellungen zur paritätischen Mitbestimmung wurden in der Studie erfasst. Die Studierenden sehen darin insgesamt eher Vorteile, vor allem mit Blick auf die Stärkung von Arbeitnehmerrechten. Grundsätzlich lässt sich eine eher positive Haltung zur paritätischen Mitbestimmung erkennen, wenngleich es durchaus auch kritischere Stimmen gibt. „Hier ist es wichtig, das Thema Mitbestimmung an den Hochschulen stärker sichtbar zu machen – in den rechtlichen Mechanismen, aber auch und gerade mit Blick auf die gelebte Praxis“, so Otto abschließend.
Hintergrund:
Rund 3.500 Studierende haben im Wintersemester 2021/22 einem Team von Forscherinnen und Forschern der Saar-Uni und der htw saar ausführlich Auskunft zu ihrer Lebens- und Studiensituation sowie zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage gegeben. Die wissenschaftliche Studie wurde unter der Leitung von Junior-Professorin Freya Gassmann erstellt. Die Forschungsergebnisse werden gemeinsam mit den Befunden der bereits im Herbst vergangenen Jahres präsentierten Absolventenstudie voraussichtlich Ende 2023 in einer Publikation mit dem Titel „Sozio-ökonomische Vermessung der Studierenden, Absolventinnen und Absolventen der UdS und htw saar“ veröffentlicht.