Das Saarland ist (noch) Autoland und mit 658 Autos pro 1000 Einwohner im Bundesvergleich einsame Spitze. Die Umstellung auf eine nachhaltige, klimafreundlichere Mobilität fällt schwer, insbesondere wenn es darum geht, bestehende Strukturen oder gar Verhaltensmuster zu ändern. „Das Saarland ist auf einem guten Weg. Durch das 49 Euro Ticket kommt zusätzlich Bewegung. Jetzt heißt es, die Infrastruktur weiter auszubauen, das Angebot und die Qualität weiter zu verbessern“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, beim AK-Forum „Will das Saarland die Mobilitätswende?“ am Mittwoch in der Arbeitskammer.
In vielen Bereichen ist das Verkehrssystem im Saarland auf die Automobilität zugeschnitten. Doch es existieren Alternativen, um Mobilität nachhaltig zu gestalten. Der Nahverkehr im Saarland ist dabei besser als sein Ruf und der Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr hat das Potenzial, Mobilität nachhaltig zu gestalten. Mit eindeutigen Verbesserungen für Lebensqualität, Gesundheit, Klima und Sicherheit. „Dazu braucht es aber den politischen Willen, eine auskömmliche Finanzierung und ein Miteinander aller Beteiligten. Sonst schaffen wir es nicht, den öffentlichen Verkehr als Rückgrat einer nachhaltigen Mobilitätswende zu etablieren“, so Otto.
Ein wichtiger Schritt ist das Deutschlandticket für 49 Euro, das ab 1. Mai gilt. „Endlich kein Tarifdschungel mehr, einfach in einen Bus oder einen Zug einsteigen, egal in welchem deutschen Verkehrsverbund. – dies war vor einem Jahr noch unvorstellbar“, so Otto. Es hängt aber nicht nur am Ticketpreis, um wesentliche Teile der Gesellschaft vom ÖPNV zu überzeugen, sondern auch mit welchen Leistungen der Umstieg richtig attraktiv wird. Dazu gehört auch der weitere Ausbau der Infrastruktur, genauso wie Qualität für Nutzerinnen und Beschäftigte im Nahverkehr.
Der Verkehrsentwicklungsplan ÖPNV von 2021 ist eine wichtige Weichenstellung für eine Nahverkehrspolitik im Saarland. Darin enthaltene Vorschläge sind sehr zu begrüßen: eine gute Taktung, verbessertes Angebot, Park and Ride-Möglichkeiten, Intermodalität, Streckenreaktivierung. Jetzt kommt es auf die zügige Umsetzung an.
„In Teilen sehen wir die aktuelle Verkehrspolitik deshalb auf einem richtigen Weg. An mancher Stelle fehlt aber auch der Mut, den eingeschlagenen Weg auch konsequent zu Ende zu gehen“, so Otto. „Unsere Forderungen: Wir brauchen klare und messbare verkehrspolitische Ziele. Wir brauchen eine gute Taktung und ein attraktives Angebot im Nahverkehr. Wir brauchen eine hohe Aufenthaltsqualität an unseren Bahnhöfen, Haltepunkten und Haltestellen, eine sinnvollere Aufteilung des Verkehrsraumes. Wir brauchen eine ganzheitliche Verkehrspolitik, die den Anforderungen des Klimaschutzes genauso gerecht wird wie einer starken und gerechten Daseinsvorsorge. Und vor allem brauchen wir Gute Arbeit für die Beschäftigten im ÖPNV.“
„Wir werden weiter am Ball bleiben, die Entwicklungen genau beobachten und auch nächstes Jahr wieder nachhaken. Jetzt heißt es auch für diese Landesregierung: Anpacken! Die Herausforderungen gerade im Hinblick auf Klimaschutz und eine sozial ökologische Transformation im Verkehrsbereich sind immens”, so Otto abschließend.