Anlässlich des zehnten globalen Klimastreiks plädiert Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer, für ein Zusammendenken von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen. „Wenn in einer kapitalistisch organisierten Wirtschaft zusätzliches Wachstum zunehmend zu ökologischer Zerstörung sowie sozialer Spaltung und damit in ökologische und gesellschaftliche Krisen umschlägt, sollte Wachstum anders erfolgen und müsste entsprechend auch anders gemessen werden“, so Otto. Deshalb fordert die Arbeitskammer einen alternativen Indikator, der Wohlstand jenseits vom BIP-Wachstum abbildet und ökologische und soziale Kriterien beinhaltet. Sieben andere Bundesländer sowie die Bundesregierung haben so einen Indikator bereits entwickelt.
„Fridays for Future geht am 25. März unter dem Motto ‘Reicht halt nicht‘ auf die Straße. Die von der Klimabewegung zurecht in den Fokus gerückten ökologischen Krisen wie der Klimawandel oder die Übernutzung von Ökosystemen haben ihren Grund in den Bedingungen der vorherrschenden Wirtschaftsordnung. Dies gilt genauso für soziale Fragen wie massive wirtschaftliche Ungleichheit oder den Abbau von Arbeitsplätzen“, erklärt Otto.
„Das auf den Markt zentrierte Wirtschaftsmodell ist auf kontinuierliches Wachstum angewiesen. Das Problem: Der Wachstumszwang kollidiert irgendwann mit den planetaren Grenzen“, so Otto. Schon der Club of Rome stellte in seiner auf den Monat genau vor 50 Jahren veröffentlichten Schrift „Grenzen des Wachstums“ die These auf: Es gibt kein endloses Wachstum auf einem begrenzten Planeten. Fünf Jahrzehnte später sind die Probleme weiter ungelöst. Wachstum sollte also anders erfolgen und müsste entsprechend auch anders gemessen werden.
Hier könne das Saarland einen Beitrag leisten, indem die Landesregierung einen alternativen, ergänzenden Wohlstandsmaßstab entwickelt und regelmäßig, z.B. im zeitlichen Zusammenhang mit den BIP-Zahlen, veröffentlicht. Ein alternativer Indikator zur Wohlstandsmessung richtet die Aufmerksamkeit nicht nur auf reines BIP-Wachstum, sondern lenkt sie stärker auf Umweltschutz, Lebensqualität, Gute Arbeit und gerechte Verteilung. „Dieser Schritt ist längst überfällig”, so Otto.
Klar ist: Wirtschaftliche Wertschöpfung wird weiterhin benötigt, und zwar in dem Sinne, dass die Ressourcen anhand definierter gesellschaftlicher Bedarfe in öffentliche Investitionen und Güter gelenkt und umverteilt werden. Denn Klimawandel und Klimaschutz sind aufs Engste mit Verteilungsfragen verbunden. Die reichsten 10% der Bevölkerung verursachen mehr als die Hälfte des globalen CO2-Ausstoßes und sind gleichzeitig am wenigsten von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die Kosten mancher Klimaschutzmaßnahmen sind für viele ärmere Haushalte kaum zu stemmen. „Um die ökologische Krise zu bewältigen und dabei den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern, müssen die Verteilungsfragen gemeinsam mit den ökologischen Fragen beantwortet werden!”, fordert Otto.
„Gewerkschaften und Betriebsräte in den Industrieunternehmen kämpfen im Saarland gegen den Abbau von tausenden Arbeitsplätzen und die Schließung von Produktionsstätten, gleichzeitig sind sie sich der ökologischen Probleme eindeutig bewusst. Notwendig ist daher eine gemeinsame Bewegung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit den Klimaaktivistinnen, um gemeinsam für das Gute Morgen zu streiten!“ so Otto abschließend.
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