Gemeinsame Presseerklärung von Arbeitskammer des Saarlandes, Chambre des salariés de Luxembourg und AK Österreich
„Die Sorgen junger Menschen um ihre berufliche Zukunft sind seit Beginn der Corona-Krise gewachsen und wir befürchten, dass sie am Ende zu den großen Verlierern gehören werden,“ so Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, beim internationalen Jugendkammertag der vier Arbeitskammern Österreich, Luxemburg, Bremen und Saarland am vergangenen Mittwoch. Auf der virtuellen Konferenz setzten sich die zuständigen Jugendreferenten mit der aktuellen Lage junger Menschen auf dem Ausbildungsmarkt auseinander. Aus Sicht der österreichischen Arbeiterkammer ist es wichtig, von den verschiedenen Maßnahmen in den einzelnen Ländern zu lernen und schon jetzt weitere Schritte zu setzen, damit spätestens im kommenden Herbst die notwendigen Ausbildungsplätze vorhanden sind, um die Ausbildungsgarantie bis 18 auch praktisch mit Leben zu erfüllen.
Auch die Arbeitnehmerkammer Luxemburg (Chambre des Salariés – CSL) warnt, dass „die pandemiebedingte Krise nicht zu einer Krise der allgemeinen und beruflichen Bildung führen darf. Es gilt zu verhindern, dass Betriebe sich infolge der wirtschaftlich schwierigen Situation aus ihrer Pflicht zurückziehen und eine ganze Generation von jungen Menschen um ihre Chancen auf Bildung und Qualifizierung gebracht werden.“ So wäre es laut CSL-Direktor Sylvain Hoffmann „fatal, wenn durch eine falsche, nicht durchdachte Sparpolitik die Ausbildungssysteme nicht weiterhin genügend unterstützt würden“.
Die Europäische Kommission prognostiziert, dass die Wirtschaft in den EU-Mitgliedstaaten im Zuge der COVID-19-Pandemie um 7,4 % schrumpfen wird und junge Menschen am härtesten getroffen sein werden. Bereits seit der Finanzkrise 2009 hat sich der Ausbildungsmarkt nicht mehr vollständig erholt. Ebenso ist die Quote junger Arbeitsloser in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union durch die Finanz- und Eurokrise kontinuierlich gestiegen. Um die Auswirkungen der Krise abzumildern, hat die Kommission am 1. Juli 2020 einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates unter dem Titel „Eine Brücke ins Arbeitsleben – Stärkung der Jugendgarantie“ vorgelegt. Er zielt darauf ab, die Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen besser zu fördern und eine weitere Jugendbeschäftigungskrise zu vermeiden. Die Jugendkonferenz sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert die nationalen Regierungen auf, diese Empfehlung mit entsprechenden Maßnahmen umzusetzen und jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu eröffnen.
Dass die Lage für die jungen Menschen fatal ist, zeigt sich nicht zuletzt an der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Sie ist im Saarland mit 14 % dramatisch gesunken. Angesichts der weiter anhaltenden Krise befürchten die Jugendvertreter allerdings, dass sich die Situation im kommenden Ausbildungsjahr weiter verschlechtern wird. Aktuelle Befunde einer Betriebsbefragung zeigen, dass insbesondere kleine Betriebe und Betriebe, die von der Krise besonders stark betroffen sind, ihr Angebot an Ausbildungsplätzen zurückfahren wollen.
Für junge Menschen stellt aber der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt eine der wichtigsten Schwellen in ihrem Leben dar. Er ist für sie nicht nur die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, sondern auch für ihre gesellschaftliche Teilhabe. Die Jugendvertreter befürchten, dass es am Ende vor allem Schüler mit keinem oder niedrigem Schulabschluss sind, die keinen Ausbildungsplatz finden, da sie sich gerade in Krisenzeiten schwertun. „Gelingt es nicht, die Talfahrt vieler Betriebe beim Ausbildungsengagement zu stoppen, bedeutet dies nicht nur eine Gefahr für die Wirtschaftskraft unserer Länder, sondern vielmehr auch eine Gefahr für deren Demokratie. Denn wenn immer mehr Menschen Perspektivlosigkeit erfahren und prekär beschäftigt oder arbeitslos sind, können sie weder am Arbeits- noch am gesellschaftlichen Leben teilhaben und fühlen sich in der Gesellschaft abgehängt und von den demokratischen Parteien nicht mehr gesehen“, so Otto.
Statt kurzfristiger Krisenlösungen sind weitreichende und vor allem verbindliche politische Lösungen angezeigt. Die aktuellen Hilfen sind sinnvoll, reichen aber nach Einschätzung der AK-Vertreter mittelfristig nicht aus. Es braucht zusätzlich verlässliche Regelungen, die den Ausbildungsmarkt stabilisieren und einen weiteren Rückgang der betrieblichen Ausbildung verhindern. Auf dem Kongress diskutiert wurde eine echte Ausbildungsgarantie, wie sie in Österreich bereits seit über 10 Jahren besteht. Nur sie gewährleistet, dass möglichst alle Jugendlichen eine gute und anerkannt Berufsausbildung absolvieren können.
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