Fast jeder vierte Beschäftigte im Saarland arbeitet in der Industrie. „Das macht eines ganz klar deutlich: Wenn wir auch in Zukunft ein Industrieland bleiben wollen, müssen wir unsere Industrie rasch in Richtung grüner Industrie weiterentwickeln. Wasserstoff spielt dabei eine zentrale Rolle. Er ist der zukünftige Treibstoff für den Beschäftigungsmotor des Saarlandes“, sagt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender des Saarlandes. Doch welche Auswirkungen hat der industrielle Wandel konkret auf die Beschäftigung im Land? Wie müssen wir Industrie weiterentwickeln, um Jobs zu halten? Welchen Aus- und Weiterbildungsbedarf gibt es? Das soll ein neues Forschungsprojekt herausfinden, das die Arbeitskammer (AK) mit der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KoWA) und der Universität des Saarlandes (UdS) initiiert hat. AK und KoWA fördern das Teilprojekt Wasserstoff im Projekt MARS – Methoden für Autonomie und Resilienz in der regionalen saarländischen Industrie – unter Federführung von Prof. Dirk Bähre. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungstechnik an der UdS.
Klar ist: Rund 91.000 Menschen im Saarland (23,6 % aller Beschäftigten) arbeiten in der Industrie. Damit liegt das Saarland 3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Dazu kommen viele Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich, die direkt mit der Industrie zusammenhängen. Mit der Einführung neuer Technologien werden einige bestehende Arbeitsplätze wegfallen, aber auch neue entstehen. Tätigkeitsfelder werden sich verändern. „Viele saarländische Beschäftigte fürchten deshalb um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Wir müssen sie mit ihren Ängsten und Sorgen abholen. Sie brauchen eine klare Strategie mit Blick auf ihre Beschäftigungschancen“, fordert Caspar.
Bereits Ende Februar hat die Vertreterversammlung der Arbeitskammer in einer Resolution eine noch deutlichere Fokussierung des Landes auf eine beschäftigungsorientierte Industriepolitik gefordert - mit einer zukunftsgerichteten Wasserstoffstrategie als zentralem Punkt. „Nachhaltigen Erfolg wird es nur in gemeinsamer Aktion mit allen relevanten Akteuren im Saarland geben – Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Nur mit einer dynamischen Wasserstoffstrategie wird die Transformation zu einem Beschäftigungsmotor in der Region“, so Caspar.
Wichtig dabei: In Wasserstoff-Modellprojekten sollten nicht nur die Technologien an sich erprobt werden. Es sollte auch wissenschaftlich erkundet werden, welche Fähigkeiten die Beschäftigten auf welchem Qualifikationsniveau mitbringen oder erwerben müssen. Dies gilt für die Analyse im akademischen Bereich (neue Studiengänge und/oder neue Lehrinhalte in bestehenden Studiengängen) und auch im Bereich der beruflichen Ausbildung (neue Ausbildungsgänge und/oder neue Lehrinhalte).
„Die Wasserstofftechnologie ist ein zentraler – vermutlich sogar DER zentrale – Baustein zur nachhaltigen Lösung der aktuellen Klimaproblematik. Das Saarland hat die Chance, wesentlich zur Entwicklung der Technologie beizutragen und als Anbieter und Nutzer der Technologie dauerhaft eine Vorreiterrolle einzunehmen. Aktuell gilt es, die Chancen zu erkennen, Bedarfe abzuleiten und schnell in der Umsetzung zu sein“, betont Prof. Dirk Bähre, Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungstechnik an der UdS.
„Bisher fehlt es an wissenschaftlich fundierten Prognosen zu den konkreten Qualifikationsbedarfen für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft. Dies gilt insbesondere für den Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Und dass, obwohl dieser Bereich zentral ist, um positive Zukunftsperspektiven aufzuzeigen und sicherzustellen, dass niemand abgehängt wird. Mit unserem Forschungsprojekt wollen wir da Abhilfe schaffen“, sagt Thomas Otto.
„Beschäftigung wird sich wandeln, neue Qualifizierungsanforderungen kommen auf die Beschäftigten zu. Nur wenn wir wissen, wie sich diese verändern werden, können wir schon heute mit einer Weiterbildungsoffensive reagieren. Dazu brauchen wir aber auch ein Gefühl, in welchem Umfang, sich eine grüne Transformation hier im Saarland niederschlagen wird“, erläutert Otto. Welche Wertschöpfung kann hier gehalten, modernisiert oder gewonnen werden? Welche Beschäftigungseffekt hat dies in Summe? Können wir bereits heute Unternehmen identifizieren, die als Beispiele dienen?
„Um hier mehr Transparenz zu schaffen, werden wir in enger Verzahnung mit dem vorgestellten Projekt von Prof. Bähre eine weitere Forschung in Auftrag geben. Wir sind dazu bereits in intensiven Gesprächen mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken und wollen mit dieser die quantitativen Effekte einer Wasserstoffwirtschaft untersuchen. Auf dieser Basis werden wir unseren Beitrag zu einer Weiterbildungsoffensive im Land leisten“, so Otto abschließend.
Mehr Informationen bekommen Sie unter www.arbeitskammer.de/wasserstoff.
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